Iran, Täbris und Ost Azerbaijan

Datum: 24. Mai – 27. Mai 2022

Ardabil

Von Asalem aus folgen wir der Strasse 49 weiter in den Norden bis nach Astara, wo sich die Grenze zu Aserbaidschan befindet. Unterwegs treffen wir immer mehr auf LKW-Fahrer aus Russland. Auch bei der angesteuerten Tankstelle stehen bereits viele LKW’s aus Russland. Hier wird vor dem Grenzübertritt nach Aserbaidschan nochmals der Tank gefüllt. Für uns ist dies schlecht, denn so erhalten wir den Touristen/LKW-Fahrer-Preis anstatt dem Normalen. Eine Wahl haben wir dieses Mal nicht, denn vor uns liegt bereits der nächste Pass.

Heyran Pass

Die meisten LKW-Fahrer führen ihren Weg über Aserbeidschan nach Russland weiter und wir biegen nach Westen ab. Leider wird es immer verhangener und die Sicht von Meter zu Meter schlechter. Vom Pass bekommen wir nicht viel mit, ausser, dass der Beginn der Strasse dem Grenzzaun zu Aserbeidschan folgt und man dort besser nicht stoppt. Auf dem Pass sehen wir wieder viele kleine Stände am Strassenrand, welche Maiskolben und andere Lebensmittel anbieten. Die iranische Fahrweise führt dann auch zu zwei Kollisionen auf der Strecke. Anscheinend wollte auf beiden Seite jemand ohne Sicht vor/nach einer Kurve überholen – was natürlich zu einer frontalen Kollision geführt hat. Wir sind froh, als wir die Passstrasse verlassen und die Sicht wieder besser wird.

Ardabil

In Ardabil fahren wir direkt zum Parkplatz beim kleinen See südlich der Stadt. Zu unserem Erstaunen treffen wir dort auf zwei Schweizer, welche mit einem Unimog unterwegs sind. Schon lange haben wir keine Reisenden aus der Schweiz getroffen und klopfen an den Truck, um Hallo zu sagen. Aus dem kurzen Hallo, wird eine ausgedehnte Plauderstunde mit interessanten Geschichten. Es ist schön, sich mit anderen Reisenden in seiner Muttersprache zu unterhalten und wir haben den Abend mit den beiden genossen.

Täbris

Unser Visa ist bald zu Ende, was uns dazu bewegt, etwas schneller als gewohnt zu reisen. So machen wir uns nach nur einer Nacht in Ardabil bereits auf den Weg nach Täbris. Dort quartieren wir uns auf dem altbekannten Gratis Camping in der Stadt ein. Der Englischlehrer, vor welchem auf iOverlander teilweise gewarnt wird, ist dieses Mal auch hier und freut sich, dass neue Touristen kommen. Etwas ernüchtert ist er, als wir ihm erklären, dass wir nichts benötigen und in ein paar Tagen das Land verlassen. Auch seine Erklärungen helfen uns nicht viel, da wir bereits fast drei Monate in diesem Land verbracht haben.

Basar

Nachdem wir bei unserem letzten Besuch im Januar den Basar von Täbris nicht besucht haben, wollen wir dies nachholen. Damals hatten wir Schnee und Kälte um uns und mussten uns um das iranische Nummernschild kümmern. Jetzt haben wir gutes Wetter und angenehme Temperaturen. Die alten Gemäuer des Basars, welcher als UNESCO Welterbestätte gelistet ist, sind sehr beeindruckend und es befinden sich unglaublich viele kleine Läden in dem ganzen Basarkomplex. Eingebettet in den Komplex sind diverse Karawansereien und Moscheen.

Hier decken wir uns nochmals zu günstigen Preisen mit Mandeln aus dem Iran, etwas Safran und weiteren Köstlichkeiten ein, bevor wir das Land verlassen. In Armenien wird das Leben für uns wieder teurer.

Damencoiffeur

Sarah nutzt die übrige Zeit, um zum Coiffeur zu gehen. Natürlich gibt es im Iran getrennte Geschäfte für Frauen und Männer. Bei den Männern sieht man von der Strasse aus, dass es sich um einen Coiffeur oder Barber handelt. Bei den Damen ist dies meist etwas dezenter gehalten. Der Coiffeursalon befindet sich in einer Zwischengasse und man kann nicht einfach durch die Türe eintreten. Erst muss man klopfen und dann wird einem geöffnet. Ich halte mich dezent im Hintergrund – so ausgerichtet, dass ich bei offener Türe nicht hinein sehen kann.

Der Termin ist schnell abgemacht und eine erste Preisvorstellung haben wir auch: Waschen, schneiden, Färben und Föhnen soll 3.5 Mio IRR (ca. 11.6 Euro) kosten.

Laut Sarah war es definitiv ein Erlebnis, man erfahre viel von den Frauen und am liebsten hätten sie Sarah gar nicht mehr gehen lassen. Zurück kam sie dann auch mit einer Iranerin, welche zu unserem Erstaunen sehr gut koreanisch spricht. Eigentlich wollte sie in Korea studieren gehen, hatte die Aufnahmeprüfung an einer der besten Schulen bestanden und alles war bereits aufgegleist. Durch aktuelle politische Spannungen, ist es den Menschen aus dem Iran nicht mehr erlaubt, in Korea zu studieren. Dies alles wurde eine Woche vor ihrer Abreise entschieden und zeigt uns wiedermal auf, was es bedeutet, in einem Land, wie dem Iran zu leben und was wir in der Schweiz für ein Glück haben.

Ost-Aserbaidschan

Während wir uns auf den Weg in den Norden zur armenischen Grenze machen, brechen für uns die letzten Kilometer im Iran an. Zu unserem Erstaunen verlaufen diese nochmals durch eine sehr grüne Region und wir sind überrascht, was uns hier antrifft. Die satten Wiesen dienen vielen Hirten als Lebensgrundlage für ihre Tiere. So treffen wir auf grosse Herden an Schafen, Kühen und Ziegen. Obwohl Montag ist, gibt es viele Iranerinnen und Iraner, welche unterwegs zu einem Picknick sind und die Region erkunden.

Je weiter wir in den Norden fahren, desto karger wird es wieder und das satte Grün auf den Hügeln verschwindet langsam. Dafür kommen wir unserem letzten Schlafplatz im Iran immer näher und Wehmut macht sich breit.

Fazit nach drei Monaten Iran

Nach fast drei Monaten in diesem spannenden Land, welches voller Gegensätze geprägt ist, fällt es uns schwer ein Gesamtfazit zu ziehen. Wir haben während unserer Zeit in diesem Land so vieles erlebt, was uns so fremd aber gleichzeitig auch so vertraut war. Die Iranerinnen und Iraner sind ein spannendes Volk mit vielen Eigenheiten, welche für uns teilweise ganz fremd sind, aber trotzdem erkennen wir in vielen Bereichen grosse Parallelen zu dem Verhalten der Menschen in der Schweiz.

Als wir im Januar 2022 das erste Mal in den Iran gereist sind, hatte ich grossen Respekt vor den geltenden Gesetzen in diesem Land. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie man sich bei so vielen Regeln genau bewegen muss/kann, ohne Probleme mit dem Militär oder der Sittenpolizei zu bekommen. Beim Visaantrag haben wir etwas geflunkert und nicht erwähnt, dass wir in einem Camper übernachten sondern brav unsere Hotels, in welchen wir nie übernachtet haben, angegeben. Nach den ersten paar Tagen haben wir aber bemerkt, dass es viel entspannter ist, als man von aussen denkt. Natürlich muss man weiterhin vorsichtig sein, um zum Beispiel nicht in einem Militärgebiet oder in der Umgebung von sensiblen Gebäuden zu landen, wenn man einen Stellplatz sucht. Leider gibt es keine komplette Liste dieser Gegenden, was immer wieder zu Problemen für einige Touristen führt. Meist lässt sich die Angelegenheit mit einer mehrstündigen Kontrolle auf einer Wache klären, wo dann unter anderem auch die Kameras und Laptops durchsucht werden. Uns ist dies zum Glück nie passiert.

Dafür lernt man überall im Iran extrem viele nette, hilfsbereite und freundliche Menschen kennen. Wir hatten nie das Gefühl, dass wir nicht willkommen sind oder mit unserer Anwesenheit stören. Ganz im Gegenteil. Wir wurden oft nach Hause eingeladen, um etwas zu essen. Da wir dies oft ausgeschlagen haben kamen natürlich weitere Einladungen zum Duschen, Wasser füllen, etwas ausruhen usw. Die Iranerinnen und Iraner sind wahre Künstler als Gastgebende und können einem gefühlt jeden Wunsch von den Augen ablesen. Wenn man in einer Runde nur kurz auf die Früchte schaut, liegen kurze Zeit später diese aufgeschnitten vor einem auf einem Teller.

In der persischen Kultur wird oft und intensiv insistiert. Dies kann für uns als Schweizer manchmal etwas anstrengend sein. Andererseits lehnen wir aus Höflichkeit auch vieles erst mal ab und erst beim zweiten oder dritten Nachfragen willigen wir ein.

Weiter gibt es in diesem Land sehr viel zu entdecken und während unserer Zeit konnten wir nur einen kleinen Teil davon besuchen. Die Strecken im Iran sind weit und die vielen Bremsschwellen auf den Strassen verringern das vorwärts kommen extrem. Dafür wird man je nach Region mit verschiedenen Attraktionen belohnt. Darunter befinden sich alte zoroastrische Tempel, persische Architektur aus der Sassanidenzeit, Wüstenstädte, Bergdörfer, welche über 2000 Jahre alt sind, prächtige Moscheen, welche mit tausenden kleinen farbigen Kacheln verziert sind und vieles mehr.

Als Frau durch den Iran zu reisen ist nicht immer einfach. Stets muss ein Hijab getragen werden, da es vom Gesetz vorgeschrieben ist. Wenn man eine Mietwohnung hat, ist dies sicherlich eine kleinere Einschränkung, da man diesen in den eigenen vier Wänden ausziehen kann. Wenn man mit dem Bus reist, muss man stets darauf achten, dass der Hijab angezogen ist und die Beine so wie Arme bis über die Ellbogen gedeckt sind, wenn jemand vorbei kommt. Den Meisten wäre es egal, doch man weiss ja nie, wer um die Ecke kommt.

Und im Iran kommt immer jemand vorbei :). Dies kann auch mal anstrengend sein, doch wir sind selten kulturell und menschlich so tief eingetaucht wie im Iran. Die Iranerinnen und Iraner, welche wir getroffen haben, ermöglichten uns viele Einblick in ihr Leben, in ihre Geschichten und in ihre Lebensweise. Sie haben mit ihren Lebensgeschichten unser Herz berührt, wir haben viel mit den Menschen gelacht und mussten immer wieder schmunzeln, dass Regeln ganz breit ausgelegt werden können. Einige kleine Geschichten oder Ausschnitte haben wir schriftlich in unseren Beiträgen notiert, doch es sind so viele mehr und vor allem viel vielfältiger, farbiger und mehrschichtiger. Kheyli Mamnun.

Das Einzige, was jetzt vielleicht den einen oder anderen zum Staunen bringt: Die persische Küche hat uns nicht so beeindruckt, wie wir angenommen haben. Natürlich sind die Gerichte im Geschmack und Geruch sehr anders als bei uns und somit spannend zum testen. Mit der Zeit war es uns jedoch etwas zu sauer. Zusätzlich hatten wir den Eindruck, dass Iranerinnen und Iraner selbst oftmals Fleischspiesse und Reis anpreisen, was wir nicht getestet haben.

Alles in Allem war es eine sehr schöne, spannende und lehrreiche Zeit. Wir haben viel über die Kultur, den Lebensstil und die Lebenssituation mit den ganzen Sanktionen gelernt. Wie beschreiben wir mittlerweile in wenigen Worten das Reisen im Iran: „Jeder Tag in sich ist ein Erlebnis, dass ist spannend, faszinierend, anstrengend, lehrreich, nachdenklich, … – eben ein Erlebnis“.

Übernachtungsorte: 24.05. Umgebung Shourabil See, Ardabil / 25.-26.05. Gratis Camping Täbriz / 27.05. Umgebung Kantal National Park

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