Datum: 23. Juni – 24. Juni 2022
Auf zum Aragats
Wir verlassen die Symphony of Stones in Garni und begeben uns auf den Weg nach Yerevan. Wir nutzen die Gelegenheit und machen ein paar Besorgungen an Lebensmitteln und Mitbringseln in den grossen Einkaufsläden der Hauptstadt von Armenien. Und wiedermal geben wir für einen Einkauf von ein paar Lebensmittel um die 50 Euro aus. Dabei haben wir gar nicht so viel eingekauft. Glücklicherweise finden wir dann noch ein neues Paar Flip Flops für Sarah. Die in den Vereinigten Arabischen Emiraten gekauften sind trotz mehrmaligen Flickeinsätzen durch das Panzertape mittlerweile nicht mehr zu retten. Ab jetzt begleiten uns stattdessen pinke Flip Flops mit Totenkopfmuster.
Nachdem wir die Stadt verlassen haben, kommen wir langsam in die Nähe des Aragats und sind gespannt, wie sich die Anfahrt gestaltet. Wir haben die Möglichkeit bis auf die Höhe von 3250 Meter hoch zu fahren und unsere Wanderung auf den Aragats von dort zu starten. Zu unserer Überraschung ist die Strasse bis hoch zum kleinen See und dem Restaurant eine Teerstrasse. Diese bietet zwar nicht viel Platz für den entgegenkommenden Verkehr, aber wir haben Glück und uns kommen fast keine Autos entgegen.
Wir fahren neben dem Restaurant noch ein paar Meter weiter und suchen uns einen geeigneten Stellplatz für die Nacht. Nach ein paar Diskussionen konnten wir uns dann auf einen einigen und sind beide mit der Entscheidung zufrieden.
Kurz vor dem Abendessen zieht ein Gewitter am Horizont auf und wir sehen, wie sich das dunkle und blitzende Wolkenband immer schneller in unsere Richtung schiebt. Die Blitze schlagen nun überall in der Nähe in den Berg ein. Ich bin fasziniert aber gleichzeitig auch etwas besorgt. Was passiert wohl, wenn ein Blitz in unser Auto einschlägt? Die Elektronik würde schon etwas leiden und es wäre wohl extrem laut – zum Glück passiert dies nicht. Mit der Gewitterfront sind die Temperaturen gefallen und wir merken, dass wir uns auf 3200 m.ü.M. befinden: Der Boden ist mittlerweile mit Schnee bedeckt und auch unser Mitsu findet sich in einem winterlichen Outfit wieder.
Wanderung auf den Aragats
Der Plan für den nächsten Morgen steht: Wir wollen als erstes auf den Südgipfel (3879 m.ü.M.) und dann von dort auf den Westgipfel (4007 m.ü.M.) wandern. Über den Süd-West Pass soll es dann zurück zu unserem Auto gehen. Das Wetter ist nicht so gut angesagt, aber soll die nächsten Tage eher schlechter als besser werden. Am Morgen sollte es jedoch noch trocken sein und gegen Abend ist dann wieder Regen und Gewitter angesagt. Nach dem heutigen Erlebnis wollen wir nicht von einem Gewitter unterwegs überrascht werden und entscheiden uns, dass wir am Morgen bei Zeiten los gehen. Der geplante Start verschiebt sich wie so oft ein wenig, aber gegen 06:45 Uhr sind wir bereit und brechen auf.
Südgipfel Aragats 2879 m.ü.M.
Wie angesagt, ist es etwas bewölkt und bereits nach kurzer Zeit befinden wir uns im Nebel und die Sicht ist sehr eingeschränkt. Wir folgen einem nur knapp erkennbaren Pfad, welcher aber auch bei uns auf der Karte nach dem richtigen Weg aussieht. Plötzlich stehen wir jedoch vor einem Schneefeld und der Weg ist nirgends mehr sichtbar. Ein paar Spuren sind im Schnee zu erkenne und wir folgen ihnen. Regelmässig kontrollieren wir unseren Standort auf der Karte, um nicht vom Weg abzukommen.
Teilweise ist der Weg wieder sichtbar aber meistens führt unser Weg über die Schneefelder steil nach oben. Nach zwei Stunden, kurz vor dem Erreichen des ersten Ziels, den Südgipfel des Aragats, treffen wir auf eine ältere Gruppe von Wandern, welche ohne Mütze, Handschuhe usw. unterwegs sind. Nach einem kleinen Gespräch erkennen wir, dass sie wohl wissen, was sie machen und dir diese nicht das erste Mal zurücklegen. Ihr Plan heute: Alle vier Gipfel des Aragats besteigen.
Auf dem Gipfel befinden wir uns in dickem Nebel. Nur knapp sehen wir die Gipfelmarkierung und ein kleiner Unterschlupf aus Steinen. Die aufgetürmten Steinwände von ungefähr einem Meter bieten etwas Schutz vor dem blassenden Wind. Kauernd essen wir etwas und machen uns, bevor die Nässe unsere Körper abkühlen lässt, nach 20 Minuten Pause weiter zum Westgipfel.
Westgipfel Aragats 4007 m.ü.M.
Über den Süd-West Pass geht es los Richtung Westgipfel und zu unserem ersten 4000er. Zuerst müssen wir auf 3800 m.ü.M. runter zum Pass und dann folgt der steile Aufstieg zum Westgipfel. Das Wetter bleibt bewölkt und die Sicht schlecht. Der Wind wird immer kälter und durch die Wolken ist alles nass. Je weiter wir nach oben kommen, desto kälter wird es und aus der Kombination von Wind und Nässe bilden sich bereits Eiskristalle an den Felsen.
Nach einer Stunde haben wir es geschafft und sind auf unseren ersten 4000er Berg gewandert.
Die Aussicht ist zwar nicht besser geworden, aber freuen tun wir uns trotzdem. Es sieht aus, als würden sich die Wolken ein wenig öffnen und wir warten an einem einigermassen windgeschützten Platz eine Weile ab. Es ist aber zu kalt, um lange zu warten und so begeben wir uns auf den Rückweg zum Süd-West Pass.
Nach dem Pass beginnen wieder die Schneefelder, welche wir jedoch gekonnt nutzen, um ein wenig runter zu rutschen 🙂
Für die Rückkehr zu unserem Auto benötigen wir zwei Stunden und lassen den Rest des Tages gemütlich in der Wärme des Busses ausklingen.
Amberg Festung mit Kirche
Am nächsten Tag verlassen wir unseren Stellplatz beim See und machen uns auf den Weg zu der Amberg Festung, welche etwas weiter südlich liegt. Auf dem halben Weg nach unten biegen wir dazu rechts ab und folgen den Wegweisern bis zur Burg, welche auf 2800 m.ü.M. liegt.
Die Amberg Festung (Eintritt 3000 AMD / 7 Euro (1400 AMD/Person + 200 AMD Parking)) stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde im Jahr 1026 um die Kirche erweitert. Man kann sich in der Burg frei bewegen und verschiedene Ecken selber erkunden.
Denkmal des armenischen Alphabets
Sarah hat schon länger einen Punkt auf der Karte markiert, welche sie noch besuchen will. Es ist das Denkmal des armenischen Alphabets, welches die 39 Buchstaben des armenischen Alphabets als grosse Skulpturen darstellt.
Der lehmige Boden rund um die Buchstaben-Skulpturen ist durch den Regen extrem klebrig geworden. Bei jedem Schritt, den wir machen, bleibt etwas mehr Lehm an unseren Schuhen kleben und man muss aufpassen, nicht auszurutschen. Ohne Sonne und mit diesem Boden wirkt der Ort etwas trist und Fotos können bei diesem Licht auch nicht gut gemacht werden. Leider gibt es auch keine Infotafeln zu den jeweiligen Buchstaben oder sonst eine Beschreibung. Die Idee gefällt uns, jedoch hätte man bei der Umsetzung noch ein wenig mehr rausholen können.
Unter diesen Umständen war der Autofahrer, welcher wir unterwegs gesehen haben fast spannender:
Übernachtungsort: 23. – 24.06. Umgebung Kari See, Aragats