Albanien, Theth

Datum: 15. September – 18. September 2021

Grenzübergang Vermosh-Gusinje

Wir sind das erste und im Moment auch das einzige Auto heute Morgen am Grenzübergang Vermosh-Gusinje von Montenegro nach Albanien: Kontrolle der Ausweise, Augenscan des Covid-19-Zertifikat und Kontrolle des grünen Versicherungsausweis. Innert wenigen Minuten sind die Grenzformalitäten erledigt, Hallo Albanien!

Vermosh-Tal

Gemütlich fahren wir die geteerte und kurvige Strasse im Vermosh-Tal. Albanien begrüsst uns mit Sonne und schönen Schluchtenanblicken. Ohne weiteren geplanten Aktivitäten und Stopps geniessen wir unsere ersten Eindrücke dieses Landes und sind gespannt, was uns in den nächsten Wochen in diesem Land erwarten wird.

Brennspiritus und Gas

Kurz vor unserem Start der Offroadstrecke nach Theth decken wir uns mit frischem Gemüse und Früchten und einigen Grundnahrungsmitteln in Shkodra ein. Und wir werden fündig für beide unsere Kochsysteme, juhu!

Bei einem kleinen Strassenladen finden wir kleine und günstige Drehverschlussgasflaschen (500g ~3 Euro). Der Brennspiritus kostet im Spar leider um die 11 Euro für einen Liter und so nehmen wir nur eine Flasche davon. Zumindest finden wir hier in Albanien wieder Spiritus zum Kochen und das weckt die Hoffnung, auch günstigeren Spiritus in Albanien zu finden.

Offroadstrecke Südroute nach Theth

Inspiriert durch andere Reisende haben wir von Hobo-Team den Offroad-Guide für Albanien online gekauft. Der Guide soll für unsere Reise durch Albanien mitentscheidend in der Routenplanung sein. Die gleichen Reisenden, welche uns den Tipp für die Lektüre gaben, haben einige Tage zuvor Bilder von der Südroute nach Theth gepostet und uns lässt der Gedanke nicht los, diese Strecke nun selbst zu fahren. Das Wetter ist gut, wir bereit und so fahren wir schon am ersten Tag in Albanien bis zum Dorf Prekal und von dort an die ersten 11 Kilometer Offroadpiste.

Die Strecke gestaltet sich in diesem Abschnitt angenehm: Piste und teilweise grössere Steine, ansonsten aber gut fahrbar. Der wenige Gegenverkehr, der uns am späten Nachmittag entgegenkommt, ist die grösste Herausforderung. Die Piste ist schmal und ich bin erleichtert, ist gerade Flo am Steuer und meistert souverän die Rückwärtsfahrten für das Kreuzen.

Der Abschluss der ersten 11 Kilometer ist ein Wasserbecken des Flusses Kir, etwa 15 Minuten von unserem Schlafplatz entfernt. Als ich in der Mitte in diesem Wasserbecken stehe, denke ich mir, „wow, so stelle ich mir wilde, freie Natur vor“.

Nach einem freundlichen Willkommensgruss eines vorbeifahrenden Mannes schlummere ich in einen zufriedenen Schlaf. Flo ist nicht ganz fit – anscheinend war die Pizza vor der Abfahrt etwas zu viel nach der letzten Zeit.

Hätte uns jemand im vornherein gesagt, wie die Strecke genau ist, bin ich mir nicht sicher, ob wir sie wirklich gefahren wären. Wir haben zwar gewusst, dass die Strecke Stufe 3-4 von 4 ist, aber haben die Streckendetails nicht gelesen – also „selbst schuld“. Und wenn ich darüber nachdenke, hätten wir die Strecke wohl auch mit diesem Wissen gefahren, sind wir doch auch am Abenteuer interessiert 😉

Doch eines nach dem anderem: Heute starte ich mit Fahren. Schon nach etwa 5 Minuten Fahrzeit verwandelt sich die Piste. In der Mitte ist sie ausgewaschen, unser Bus in leichter Schräglage und die kleinen Steine sind nun ziemlich gross geworden. Voller Konzentration fahre ich und schlage auf – ich stoppe sofort. Flo spricht mir zu, ich fahre weiter. Es ist nichts geschehen. Es vergehen nicht mal 3 Minuten, wieder der gleiche Klang. Mir kommen fast die Tränen, da ich den Eindruck habe, ich werde wohl gleich unseren Bus zerschrotten. Auch die liebevollen Worte von Flo helfen nicht, ich will wechseln. Flo übernimmt. Nach einer gewissen Zeit übernehme ich nochmals, mein Vertrauen wächst und ich entwickle auch Faszination für das Fahren dieser Strecke.

Trotzdem bin ich froh, ist Flo etwas gelassener als ich und dass er mehr der Strecke fährt als ich. Denn die „flachen, einfachen Stellen“ sind selten. Meist ist die Strecke von Auswaschungen und vor allem von vielen, grossen Steinen geprägt.

Natürlich bietet die Strecke einige sehr schöne Panoramablicke, aber die Länge der Route ist nicht zu unterschätzen und dadurch anstrengend.

Ich bin aber auch stolz, haben wir es so souverän geschafft und froh um die Erfahrung. Wenn ich mir vorstelle, dass dies eine der beiden Strecken ins Dorf Theth war, bin ich schon erstaunt, wie „weit weg“ die Leute vom nächsten grossen Ort waren. Theth selbst ist nun seit zwei Wochen über die Nordroute über eine asphaltierte Strasse erreichbar. Die Menschen in den Häusern auf unserer Route jedoch sind nach wie vor auf die gefahrene Strecke angewiesen.

Wir haben die Südroute auf zwei Tage verteilt und haben unterwegs einmal übernachtet. Die Fahrzeit inklusive Fotostopps ohne die Wanderung zum Blue Eye betrug bei uns circa 8 Stunden.

Wanderung zum Blue Eye

Kurz vor Theth stoppen wir beim Ort Ndërlysaj. Nach einem erfrischenden Süssgetränk in einem der beiden kleinen Restaurants (sind glaube auch die einzigen belebten Gebäude an diesem Ort) machen wir uns auf den Weg zum Blue Eye. Die Wanderzeit für einen Weg dauert etwa 40 Minuten. Etwa in der Hälfte der Strecke hat es einen kleinen Getränkestand und beim Blue Eye hat es zwei einfache Restaurants inklusive Übernachtungsmöglichkeiten. Da schon späterer Nachmittag ist, testen wir diese nicht aus, uns gefällt jedoch die einfache Art der Angebote an diesem schönen Naturort.

Theth

Wir richten uns auf dem Camping ein (Camp Bujtina Leke Gerla, 5 Euro / Person / Nacht), erhalten Lob und staunende Blicke, wenn wir erwähnen, dass wir über die Südroute hergekommen sind. Zufrieden aber müde ist unser Abendprogramm für heute einfach: Duschen, Essen und Schlafen. Glücklich und stolz von der geschafften Offroadstrecke, noch etwas unsicher, was wir über den Ort Theth denken sollen, versinken wir beide in einen tiefen Schlaf.

Sonne und schöne Gebirgspanoramblicke begrüssen uns am Morgen. Wir entscheiden uns, den heutigen Tag gemütlich anzugehen, uns für eine Wanderung in diesem schönen Gebiet für morgen zu entscheiden und die weitere Reise in groben Zügen zu planen.

Am Abend machen wir uns auf Restaurantsuche im Ort. Wir sehen x Schilder mit meist etwa dieselben Aufschriften: Camping, Guesthouse, Restaurant. Ganz schlau werden wir beim Spazieren in der Dunkelheit nicht, welche nun offen sind und welche nicht, weshalb wir schlussendlich im meist beleuchteten und besuchten Restaurant essen (Restaurant Jezerca). Es gibt noch etwa 1/4 der notierten Angebote auf der Karte. Wir werden aber fündig und testen gleich eine für uns unbekannten salzigen Kuchen. Den Namen weiss ich leider nicht mehr. Ein zwei Bissen sind ok, für mehr ist der Geschmack uns beiden doch zu penetrant.

Am Morgen erwartet uns Gewitter und eine Regenschauer. Doch es ist nicht das Wetter, welches unsere Wanderpläne durchkreuzt, sondern die Sorgen um Flos Gesundheitszustand. In der Nacht verschlechterte sich erneut sein Zustand und er wird von Magenkrämpfen geplagt.

Wir sind beide beunruhigt. Egal, welche schöne Wanderungen uns hier erwarten würde, wir sehen es beide als wichtig an, eine Ärztin / einen Arzt aufzusuchen. Dies bedeutet, sobald es geht, Theth zu verlassen und in der Umgebung von Shkodra eine Praxis ausfindig zu machen.

Und so verlassen wir Theth mit gemischten Gefühlen: Beeindruckt von den Erlebnissen auf unserer Offroadstrecke, Bewunderung für die schöne Umgebung von Theth, Bedauern nicht eine Wanderung hier machen zu können und Unklarheit über die Art der Entwicklung des Ortes.

Genesen am Shkodra See

In Kopje schickt der Apotheker nach den Symptombeschreibungen Flo zum Notfall im Ort, um die Lage ärztlich prüfen zu lassen. Die letzten Meter zum Notfall führen über eine Piste mit grösseren Schlaglöchern. Die Ärztin empfängt uns auf der Treppe und beginnt dort mit der Anamnese. Gleichzeitig begeben wir uns in den Behandlungsraum, welcher nebst dem Schreibtisch unter anderem drei Betten mit Wolldecken beinhaltet. Nach einer kurzen Abklärung erhält Flo ein Rezept für ein Breitbandantibiotikum, da es sich wohl um einen bakteriellen Infekt handelt. Der Termin auf dem Notfall ist kostenlos. Nachdenklich stimmt uns aber die Umstände der Infrastruktur, ist Albanien Distanz mässig nicht so weit weg von der Schweiz…

Nach dem Abholen der Medikamente in der Apotheke und einem kurzen Einkauf checken wir auf dem Camping ein (Shkodra Lake Ressort / 14.50 Euro für 2 Personen und einen Van). Der sehr saubere und schön gestaltete Camping mit einer Infrastruktur, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben (Dusche, Toilette, Waschraum, 24h Rezeption, usw.), ist für heute sehr passend, damit Flo in Ruhe sich hoffentlich wieder erholen kann und das Antibiotika bald Wirkung zeigt – denn in der Zwischenzeit hat Flo auch eine erhöhte Temperatur.

Übernachtungsorte: 15.09. Umgebung Kir / 16.-17.09. Theth, Camp Bujtina Leke Gerla / 18.09. Shkodar, Camping Shkodra Lake Ressort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert