UAE, Abu Dhabi

Datum: 16. März – 19. März 2022

Weg von Dubai nach Abu Dhabi

Vom Expo Gelände bei Dubai bis nach Abu Dhabi sind es etwa 114 Kilometer. Eigentlich nicht wirklich beschreibenswert und genau deshalb eben doch. Wir sitzen in unserem nichtklimatisierten Mitsu, schwitzen schnell, denn mittlerweile ist auch der Fahrtwind nicht mehr kühlend, doch die Fenster zu schliessen ist auch keine Option. Während ich also bei warmem Wind und viel Fahrlärm die Umgebung betrachte, sehe ich eigentlich einfach flache, trockene Fläche. Wenn also nicht alles mit Asphalt bebaut ist, wird sofort sichtbar, dass hier viel Land einfach Wüste ist.

Abu Dhabi

Bald erreichen wir eine der modernsten Städte der Welt: Abu Dhabi. Bei unserer Ankunft wissen wir kaum etwas über diesen Ort, nur dass die Städte Dubai und Abu Dhabi zu den Superlativen der Welt gehören. Was das genau heisst, ist für uns unklar, trotzdem kommen in unseren Gesprächen übermässig viel die Wörter wie zum Beispiel Ölscheiche, Geldfluss und Dekadenz vor. Es ist für uns schwierig einzuordnen, wie diese Städte genau funktionieren, wie reich und wie arm die Leute hier sind, wie die Gesellschaft hier zusammen funktioniert und was die Realität ist und was nur Bilder in unserem Kopf sind. Trotzdem stellen wir uns immer wieder vor, wie es wäre, wenn wir einen begeisterten Mitsubishi Ölscheich treffen würden.

Da wir zu den Vereinigten Arabischen Emiraten keinen Reiseführer habe und nur über kurze Suchen im Internet uns ein paar Topsehenswürdigkeiten rausgeschrieben haben, lese ich mich erst nach dem Besuch noch etwas ein. Um so mehr bin ich erstaunt, als ich auf Wikipedia lese, dass Abu Dhabi bis in die 1960er Jahre eine kleine Inselstadt war bestehend aus einfachen Bauten, teilweise ohne Elektrizität, Kanalisation und Autos. Wenn ich mich jetzt hier um schaue, kann ich mir dies kaum vorstellen: Grosse, schicke Autos, meist in weiss und mit verdunkelten Scheiben, grosse, klimatisierte Einkaufsmalls und viel Stadtbeleuchtung. Doch bis zum Beginn der Öl-Förderung ab den 1970er Jahre seien die Haupteinnahmequellen der Fischfang, das Tauchen nach Perlen und der Anbau von Datteln gewesen.

Scheich-Zayid-Moschee

Mit dem Wandel von Abu Dhabi zu einer modernen Metropole sind verschiedene neue Bauten entstanden, unter anderem die Scheich-Zayid-Moschee. Da wir weiter etwas Luft des „Superlativen“ schnuppern wollen, ist sie als die grösste Moschee der Vereinigten Arabischen Emiraten und einer der grössten Moscheen auf der Welt natürlich mit dabei. Um die Dimension in Zahlen zu nennen, hier ein paar Eckdaten aus dem Wikipedia Artikel: Grundstück von 56 Hektaren, Platz für 40’000 Menschen, vier Minarette mit einer Höhe von 107 Metern, 32.2 Meter Durchmesser der Hauptkuppel über dem Gebetssaal, Baukosten von 545 Millionen US Dollar, Verwendung von 15 verschiedenen Marmorsorten, ein 5’627 Quadratmetergrossen handgeknüpfter Teppich im Inneren der Moschee (weltweit der grösste seiner Art) und sieben Kronleuchtern (der Grösste gilt als der grösste Kronleuchter der Welt).

Beim Eingang werden unsere Covid-Zertifikate überprüft und nach einem PCR-Test gefragt. Wir reagieren erstaunt und verwirrt, warum wir nebst unseren Impfzertifikate noch einen PCR-Test vorweisen sollen. Der Wächter überlegt etwas, winkt uns durch und wir denken nicht weiter darüber nach. Mit einer Rolltreppe geht es ins Untergeschoss, vorbei an diversen Einkaufsgeschäften wie in einer Mall bis zu elektronischen Barrieren. Ab hier gelten die entsprechenden Kleidervorschriften, es folgt eine kurze Registrierung und eine erneute Bestätigung, dass wir keine Covid-19-Symptome aufweisen. Über einen langen, klimatisierten Gang mit einer „flachen“ Rolltreppe (wie es zum Beispiel auch an Flughäfen gibt) und Bildern von Treffen und hohem Besuch in der Moschee geht es unterirdisch weiter. Eine weitere Rolltreppe führt uns wieder an die Oberfläche, wir befinden uns nun direkt beim Eingang der Moschee. Der Weg ist signalisiert wie auch die vorhergesehenen Fotostopp-Plätze. Die Abendstimmung beginnt und wir tauchen ein.

Fasziniert und auch nachdenklich verlassen wir das Gebäude. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Während wir mit Blick auf die Moschee die letzten Dieselliter aus dem Iran in unseren Tank fliessen lassen, melden sich unsere Mägen. Etwa 10 Minuten Fahrzeit später befinden wir uns auf einem Areal, mit einer zweistöckigen Häuserreihe, rundherum Parkplätze. Langsam fahren wir entlang dieses „Häuserblocks“: Kleine Minimarkets, Shops mit Shisha-Zubehör, diverse Barbers und unterschiedliche pakistanische und indische Restaurants. Bei irgendeinem Häuserblock Parkieren wir unser Auto und entscheiden uns für ein pakistanisches Restaurant. Schnell erhalten wir zwei unterschiedliche Gemüsemahlzeiten, Reis und Naan und dies alles für umgerechnet 5 Euro. Vorbei an einer Gruppe Männer, sprachlich und optische denke ich, dass sie aus Indien oder Pakistan sind, geht es vorbei zu unserem Auto. Ich weiss noch nicht genau, wie ich diese verschiedenen Eindrücke von heute Abend, von imposant bis ganz simpel, verbinden soll.

Qasr Al Watan

Am nächsten Abend geht es weiter mit unserem „Superlativen-Programm“. War der Besuch der Scheich-Zayid-Moschee kostenlos, kostet der Besuch des heutigen Gebäude, Qasr Al Watan, der Präsidentenpalast der Vereinigten Arabischen Emirate sage und schreibe 60 AED pro Person (etwa 15 Euro). Wir haben länger darüber nachgedacht, ob wir wirklich hier und für dieses Gebäude dieses Geld investieren wollen, doch unsere Neugierde überwiegt.

Erneut werden wir trotz Covid-Zertifikat nach einem PCR-Test gefragt. Irgendwie wird diese Frage langsam auffällig. Zum Glück ist neben uns ein anderes Paar, das genau so verwirrt über diese Anforderung ist wie wir, dass wir erneut durch gewunken werden. Da sich diese Frage wiederholt, müssen wir dem später mal nachgehen.

Kaum haben wir den Eingangsbereich verlassen, wird das Gepäck gescannt: Unser Kameramikrofon muss beim Eingang auf uns warten. Weiter geht es mit einem klimatisierten Bus bis vor den Eingang des prunkvollen Baus. Seit 2019 ist der 2017 fertiggestellte Palast für die Öffentlichkeit zugänglich. Ansonsten wird der Palast hauptsächlich für Meetings und dem Empfang von auswärtigen Führungspersonen genutzt. Gemäss der Tourismusinformationsseite von Abu Dhabi sei der Qasr Al Watan mehr als ein Palast, sondern fördere das kulturelle Selbstverständnis der Nation und lege den Fokus auf deren Geschichte. Nebst der Bildung und Wissensvermittlung betone das Motto „A Celebration of Acceptance“ die Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate als Brückenbauer und Kommunikator zwischen verschiedenen Kulturen. Die VAE sehe sich als Nation, die den Dialog fördere und die positiven Auswirkungen von Toleranz auf die Gemeinschaft aufzeige.

Bei meinem Durchgang sehe ich die Informationstafeln, lese auch immer wieder mal den einen und anderen Text, sei es zu wissenschaftlichen Themen wie Informationen zu den architektonischen Überlegungen, doch irgendwie bin ich durch die immens grossen Säle, den Spiegelwürfeln und dem Bau als Ganzes ziemlich abgelenkt. Erneut fasziniert und nachdenklich bewege ich mich durch diese Räumlichkeiten und bin mir nicht im Klaren, was ich nun genau davon halten soll…

Stadtcamping

Und wie sieht unser Alltag eigentlich nun in dieser modernen Stadt aus, wenn wir nicht gerade Prunkgebäude am Anschauen sind? Wie gestaltet sich unser Stadtcamping hier in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Seit wir in Sharjah, Dubai und Abu Dhabi sind, machen wir „Stadtcamping“. Hier in Abu Dhabi bedeutet dies, geschlafen wird auf einem Parkplatz an der Hauptstrasse in Richtung Marina Village.

Für den Toilettengang beachten wir die Öffnungszeiten der Marina Mall, denn sie ist während dieser Zeit unser Bad. Wobei es mit jedem Tag etwas schwieriger wird. Den auch hier wird plötzlich nach einem PCR-Test gefragt, um die Mall zu betreten. Wir forschen nach und finden heraus, dass das Emirat Abu Dhabi die neue Regelung hat, dass ein maximal sieben Tage alter negativer PCR-Test notwendig ist, um gewisse Räumlichkeiten zu betreten, auch wenn man geimpft ist. Da wir keine Lust haben, diesen zu machen, hoffen wir, dass am anderen Eingang „Nichtwissen und Verwirrtsein“ nochmals wirkt. Auf dem Weg sehe ich, wie eine Person bei einem Ausgang ohne Kontrolle aus dem Gebäude tritt und nutze flink die geöffnete Tür, um so rein zu kommen ;).

Mittlerweile sind auch Martina und Tobi, ein Schweizer Paar, welche wir auf Qeshm kennengelernt haben, in Abu Dhabi eingetroffen. Schön euch zu sehen! Um das Wiedersehen nicht im Stadtlärm und auf einem Parkplatz zu geniessen, machen Flo und ich uns Richtung Saadiyat Beach auf, anscheinend ein wunderschöner Strand und öffentlich. Wir hoffen, vielleicht dort in der Umgebung einen Übernachtungsplatz zu entdecken. Der öffentliche Strand ist geschlossen, gemäss dem Parkwächter schon seit zwei Jahren aufgrund von Covid-19. Wir fahren noch etwas die nähere Umgebung ab, doch keine Chance an diesen Strand zu gelangen, es ist alles privatisiert. Nun ja, dann zurück an unseren Stammplatz. Der Schwumm beim Corniche Beach fällt ins Wasser, es ist plötzlich ein unangenehmer Wind um uns herum, dafür gibt es als unerwartete Überraschung eine warme Dusche, denn dort hat es öffentlich zugänglich Duschen im Innern. Frisch geduscht geht es zu Viert auf Entdeckungstour in einen Liquorshop und so lassen wir den Abend auf unserem Parkplatz bei zugezogenen Vorhängen mit einem frischen kühlen Getränk ausklingen 😉

Fazit

Wir haben einige Lichtershows erlebt, Skylines betrachtet, im türkisen Meer geschwommen, Abendverkehr und -staus getestet, indische und pakistanische Restaurants genossen, über die Dimensionen in diesen Städten nachgedacht, mit langjährigen Gastarbeitenden aus Indien, Pakistan und Bangladesch gesprochen und ihre Freude über „Vanlifer“ geteilt, einen Mann aus Abu Dhabi kennengelernt, welcher unglaublich Freude gehabt hat, hier in Abu Dhabi „Overlanders“ zu treffen, uns wieder an viele einzuhaltende Regeln gewöhnt, kaum Austauschmomente mit Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehabt, wenn aber waren sie sehr freundlich und höflich, unzählige Kurzbegegnungen mit Menschen aus anderen Ländern geteilt und die Sauberkeit genossen überall dort, wo Menschen für das Saubermachen angestellt sind, den wie in anderen Ländern wird auch hier der Abfall oft direkt aus dem Autofenster geworfen – ich würde nicht sagen, wir haben die Vereinigten Arabischen Emiraten bereist, sondern wir haben etwas Luft der Städte geschnuppert, welche wohl zu den sogenannten Superlativen der Welt gehören. Wir können jetzt sagen, wir waren da und haben es gesehen. Ich gebe zu, es gab faszinierende Momente und doch frage ich mich, wie funktioniert diese Gesellschaft hier, wie sind die Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und wie ist der aktuelle Stand zu den Bedingungen der unzähligen Gastarbeitenden in diesem Land.

Autoviertel in Al Ain

Uns zieht es in den Oman. Da wir bei Al Ain über die Grenze wollen, steuern wir noch einen Stopp im Industrial Viertel an, denn dort findet man auch immer mehrere Strassen und Blöcke zum Themenbereich „Auto“. Mit etwas Geduld und Suchen werden wir für alle notwendigen Erledigungen fündig: Wir können unseren Autoschlüssel nachmachen und haben nun wieder drei statt einem Schlüssel, wir erledigen den Ölwechsel und schützen unseren Ersatzpneu auf dem Dach mit einem Pneusack, denn die Sonne brennt schon seit längerem erbarmungslos auf uns herunter. Gleich das Mittagessen und das Nachtessen holen wir uns bei einem der vielen pakistanischen Restaurants und quartieren uns für unsere letzte Nacht in den Arabischen Vereinigten Emiraten auf dem Parkplatz des Zoos von Al Ain ein. Ach, ich sehne mich nach einem Schlafplatz in der Natur, aber dafür konnten wir alles auf unserer „Autopendenzenliste“ erledigen.

Übernachtungsorte: 16.03. – 18.03. Umgebung Abu Dhabi / 19.03. Umgebung Al Ain

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