Albanien, Schwarze Drin

Datum: 23. September – 25. September 2021

Offroadstrecke der schwarzen Drin entlang

Wir sind mit den Gedanken noch bei all unseren Erlebnissen der gerade beendeten Strecke ab Shishtavec. Doch nach nur 6 Kilometer Teerstrasse startet unserer nächste Offroadstrecke. Nach der Südroute nach Theth und der Strecke ab Shishtavec kommt uns der Weg hier fast wie eine normale Strasse vor, aber natürlich nur fast ;-). Die Wege sind wieder trocken, sind die starken Regenfälle doch einige Tage her, und die Piste mehrheitlich ausgeglichen.

Am Anfang zeigen sich schöne Ausblicke, danach sind wir mehrmals umhüllt von grün. Wir wissen es nicht, haben aber den Eindruck, dass wir nun in einer Gegend mit fruchtbarer Erde und womöglich passenden klimatischen Gegebenheiten sind. In den kleinen Gärten bei den einfach Häusern sehen wir viel Gemüse und wenn das Land „wild“ wächst, sichten wir verschiedenste Pflanzen miteinander verschlungen.

Etwa in der Hälfte der Strecke kommen wir an einen Platz direkt an der schwarzen Drin. Ein Schafhirte mit seiner Herde ist vor Ort und wir fragen, ob es in Ordnung ist, wenn wir hier bleiben. Er bejaht und so richten wir uns ein. Wir beschliessen, dass wir voraussichtlich zwei Nächte hier bleiben, waren wir nun viel unterwegs und voller Eindrücke.

Obwohl die Drin direkt vor unserer Nase fliesst, lassen wir heute das Bad im Fluss sein: Das Wasser kühl, die Lufttemperatur niedrig und der abendliche Schatten anwesend. Der nächste Tag begrüsst uns mit einer mystischen Morgenstimmung, welche dann von Sonnenschein abgelöst wird. Heute (24.09.2021) sind wir seit 100 Tagen unterwegs.

Beobachtender Begleiter

Jeweils ab 9 Uhr bis circa 17 Uhr haben wir ab jetzt meist einen stillen Beobachter um uns. Der Schafhirte setzt sich oft wenige Meter von uns hin und beobachtet sehr direkt unseren Alltag. Einzige Abwesenheiten gibt es, wenn die Schafe auf die Strasse spazieren und trotz seinen Rufen nicht zurückkehren. Zu Beginn noch etwas irritierend, gewöhnen wir uns von Stunden zu Stunden mehr daran und gehen nun auch unseren Tätigkeiten nach.

Meist um etwa 16:00 Uhr kommt er zu uns mit etwas Essbaren, zeigt uns, wie wir das Gemüse schneiden sollen und brutzelt es mit viel Hitze und mindestens so viel Öl auf unserem Kocher. Am Schluss etwas Salz darüber und dann darf zuerst Flo, dann ich davon probieren. Angebote, dass auch er etwas nimmt oder andere Früchte zum Tausch nimmt er nicht an, zeigt uns aber, dass wir das Gekochte nun gut auch in der Pfanne für später aufbewahren können. Wir fragen uns, warum er immer um 16:00 Uhr kochen will, wissen aber bald warum: Die Schafe machen sich um etwas 17:00 Uhr selbstständig auf den Rückweg.

Das einzige Mal, bei welchem wir etwas intervenieren ist, als er Flos gesammeltes Holz für das Abendfeuer auf einmal verbrennen will.

Wir erfahren vom Schafhirte seinen Namen und wo er circa wohnt. Viel mehr verbalen Austausch gibt es nicht, eher Gestengespräche rund um das Kochen und das Feuermachen. Dieses Mal scheint es nicht nur an unseren begrenzten sprachlichen Möglichkeiten zu liegen. Wir sind uns nicht sicher, ob er wohl stumm ist, da er meist ohne Laute und mit Gesten mit uns kommuniziert. Zusätzlich haben wir den Eindruck, dass einfach das gemeinsame Dasein für ihn passend ist.

Am Morgen, an welchem wir fahren wollen, warten wir auf seine Ankunft, um Tschüss zu sagen. Da er jedoch noch nirgends ist, machen wir einen „Tschüssbrief“, mit albanischen Wörtern und einer Zeichnung und hoffen, dass ihn diese Botschaft erreicht.

Peshkopia

Nach viel Natur und langsamen Fortbewegen auf ausgeglichen Pisten bis zu anspruchsvolleren Streckenabschnitten freuen wir uns, eine Ortschaft anzusteuern. Wir hoffen, auswärts essen gehen zu können und etwas Ortsleben um uns zu spüren.

Natürlich schaffen wir es wieder einmal kurz vor dem Mittag nach Peshkopi zu fahren. Es ist, wir sollten es eigentlich wissen, Marktzeit, Leben im ganzen Ort. Genau was wir uns gewünscht haben, aber lieber zu Fuss als mit dem „Mitsu“. Wir finden aber schnell einen Parkplatz und geniessen sowohl das Mittagessen wie einen Kaffee an der Schlenderstrasse, wo sich alt und jung begegnen.

Übernachtung

Wir wählen den Camping Kapxhiu in Peshkopia als Übernachtungsort. Ein familienbetriebener Camping mit sehr sauberen sanitären Anlagen (14 Euro für 2 Personen und 1 Van). Der Platz ist mit Traubenreben, Apfel- und Kirschbäumen schön gestaltet. Als Gast darf man sich an den reifen Früchte bedienen (aktuell Trauben und Äpfel) und wir können kaum stoppen, die sonnengewärmten, perfekt süssen Weintrauben zu essen.

Nachtessen

Waren am Mittag noch diverse Imbissrestaurants offen, ist es abends schwieriger, hier essen zu gehen. Von unseren Reiseführern wissen wir, dass die zwei Hotels an der Schlenderstrasse Möglichkeiten für das Abendessen anbieten. Im Internet entdecke ich ein Agrotourismusrestaurant, jedoch wäre dies circa 20 Minuten Autofahrt entfernt und wir möchten heute zu Fuss unterwegs sein. So schlendern wir im Dorf umher und geniessen schlussendlich im „Turizmi i Vjetër“ ein leckere Nachtessen. Obwohl wir neben dem Hauptgang eine Vorspeise und ein Bier bestellen, fällt die Rechnung mit ca. 10 CHF günstig aus. Das Dessert finden wir bei einem kleinen Laden am Marktplatz.

Einkaufen auf dem Markt

Seit wir in Albanien sind, beobachten wir, dass wir im Verhältnis zu anderen „wenig“ einkaufen pro Gemüseart. Meist scheinen die Leute ein bis zwei Kilo einzukaufen, wir eher ein bis drei Stück. Teilweise wird dann unser verschiedenes Gemüse zusammengewägt und ein Durchschnittspreis genommen. Dieses Mal benötigen wir nicht viel, als wir auf den morgendlichen Gemüse- und Früchtemarkt gehen. Die vier Tomaten scheinen so wenig zu kosten, der Mann winkt ab, als ich nach dem Preis frage. Ich entschliesse mich, diverse Münzen auf meine Hand zu legen, dann kann er sich etwas nehmen, was er passend findet. Denn wir kaufen ja gerade bei den lokalen Märkten ein, da die tolles Gemüse und Früchte haben und wir dies so unterstützen möchten. Als wir weg spazieren, rennt uns eine ältere Frau nach und legt uns vier riesen Äpfel in den Sack und tätschelt Flo lachend auf die Schulter 😉

Übernachtungsorte: 23.-24.09. Umgebung Schwarze Drin / 25.09. Peshkopia, Camping Kapxhiu

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