Bosnien und Herzegowina, Konjic

Datum: 21. bis 22. August 2021

Jablaničko jezero

Nach einer ruhigen Nacht auf einem Parkplatz bei einem Kiesstrand am Jablaničko jezero und dem erfrischendem Schwumm am Morgen geht es für uns Richtung Konjic.

Titos Bunker

Unser Ziel ist Titos Bunker. Der Bunker kann aktuell nur im Rahmen einer etwa 90-minütigen Führung besucht werden. Von der Homepage (www.bunker.ba) wissen wir, dass pro Tag drei Führungen stattfinden.

Der Bunker wurde als geheimes Projekt realisiert und sollte Tito und seiner Führung einen sicheren Rückzugsort im Falle eines nuklearen Angriffes bieten.

Wir steuern die Führung um 12:00 Uhr an. Um 11:00 Uhr erreichen wir das „Büro“ von Travel Konjic. Unkompliziert erklären uns die beiden jungen Männer, wir sollen pünktlich um 11:50 Uhr hier sein. Richtig schweizerisch sind wir um 11:45 Uhr zurück. Ein Herr nimmt sofort von allen Interessierten die Namen auf und sammelt das Geld für den Eintritt inklusive Führung ein (10.50 Euro / Person). Wir mit eigenen Autos stellen uns hintereinander auf und pünktlich um 11:50 Uhr geht die Autokarawane los Richtung Bunker. Der Herr gibt die Namensliste beim Posten des Geländes ab. Beim Eingang des Bunkers angelangt, begrüsst uns eine sehr freundliche Frau mit einem klaren und guten Englisch. Es werde zwei Gruppen geben. Eine Gruppe erhalte die Führung auf Bosnisch, die andere auf Englisch. Die Führung starte in 15 Minuten. Und auch hier geht es pünktlich zur angegebenen Zeit los. Die Organisation und der Informationsfluss klappt einwandfrei und wir bemerken, dass wir nicht davon ausgingen, und sind deshalb erneut positiv überrascht.

Die Frau führt uns durch die Anlage, immer wieder mit Stopps, bei welchen sie verschiedenste Informationen mitteilt. Der Bunker wirkt oftmals wie neu. Dies ist unter anderem so, da dieser Bunker nie in den dafür vorgesehenen Verwendungszweck zum Einsatz kam und lange unentdeckt blieb. So sind zum Beispiel x Schreibmaschinen in Reih und Glied aufgestellt und sind praktisch neu. Das Einzige, was darauf gemacht wurde, waren die Kontrollen. Verrückt ist auch, dass Technik im Bunker verbaut wurde, auf welche die jugoslawische Bevölkerung selbst erst viele Jahre später Zugriff hatte.

Ich schätze die Art, die vielfältigen Informationen und die Professionalität ihrer Führung sehr. Die 1.5 Stunden gehen sehr schnell vorbei und trotz der sehr gut gestalteten Führung bleibt kaum Zeit, die vielen verschiedenen Kunstausstellungen innerhalb des Bunkers zu betrachten. Wir fragen nach, warum Platz geboten wird, Kunst auszustellen, wenn keine Zeit da ist, diese genauer zu betrachten. Die Frau erzählt uns, dass sie und die anderen, welchen diesen Job machen, immer wieder ihren Chefs zurückmelden, dass da mehr Zeit notwendig sei. Es scheint jedoch auf kaum Interesse diesbezüglich zu stossen und auch seitens Besuchenden seien nicht alle so interessiert daran wie wir. Der Bunker befindet sich neben einer Munitionsfabrik und sei deshalb lange der Öffentlichkeit nicht zugänglich gewesen. Geführte Touren mit einer beschränkten Zeit seien der Kompromiss, welche die Fabrik eingegangen sei, um der Öffentlichkeit den Zugang zum Bunker zu erlauben.

Rafting auf der Neretva

Schon auf der Fahrt nach Konjic entschieden wir uns, eine Rafting Tour zu buchen. Beim Start in Bosnien und Herzegowina kam das Thema „Rafting“ das erste Mal auf. Als wir in Banja Luka waren, sahen war neben unserem Camp ein Rafting Club, welcher Touren anbietet. Wir fragten uns, wie abenteuerlich oder nicht wohl diese Touren sind beziehungsweise, was wir uns darunter vorstellen könnten. Als wir nach dem Klettern dort im Fluss badeten, floss in gemächlichem Tempo ein Schlauchboot mit etwa fünf oder sechs Personen an uns vorbei, alle mit einem roten Helm und eingepackt in einer Sicherheitsschwimmweste. Ich weiss noch gut, wie ein Schmunzeln in unseren Gesichtern lag, da das Bild eher an ein sehr ruhiges „Gummiböötlen“ erinnerte. Zusätzlich hatten wir den Eindruck, dass der Fluss Verbas in unserer dortigen Umgebung der Strasse entlang geht und somit ein „Rafting“ wohl nicht sooo andere Ausblicke bieten könnte. Danach beschäftigten wir uns nicht mehr mit dem Thema Rafting.

Als ich dann bei meinen Internetrecherchen auf den Fluss Neretva kam, wurde das Thema „Rafting“ wieder aktuell und ich suchte nach weiteren Informationen. Die Informationen zu den Touren, welche in Konjic angeboten werden, förderten weiter mein Interesse. Gemäss den Beschreibungen gehe ein Grossteil der Tour durch ein Gebiet, welches nicht mit dem Auto und auch nur schwer zu Fuss erreichbar sei.

Ich schlage Flo vor, dass wir eine solche Tour trotz des verhältnismässig höheren Preises (35 Euro / Person für eine Ganztagestour) machen könnten. Flo ist nach wie vor etwas skeptisch, sind wir doch vom Aareböötle einiges gewohnt und möchten dann schon etwas Action. Es überwiegt die Neugier und wir buchen die Tour für den nächsten Tag.

Baden und Übernachten an der Neretva

Noch am gleichen Tag begegnen wir ungeplant den Raftingtouren. Nach der spannenden Führung durch Titos Bunker suchen wir uns einen Platz an der Neretva. Wir machen es den Locals nach, fahren auf den Kiesausläufer direkt am klaren und kalten Fluss und richten uns gemütlich ein. Nach nur einer Stunde, hat uns ein Mann eingeparkt und es beginnt Betrieb auf dem Kiesplatz. Diverses Autos von Tourenanbietern fahren auf den Platz, empfangen die Leute auf den Booten und laden alles ein. Es werden immer mehr Boote und immer mehr Autos.

Nun ja, die ruhige und idyllische Atmosphäre ist dahin, doch Flo, welcher immer noch etwas skeptisch der morgigen Tour gegenüber ist, nutzt das Geschehen, die Gesichter der Personen auf den Booten zu analysieren. Sein Fazit: Sie scheinen zufrieden zu wirken. Die warteten Fahrer der Tourenanbieter ihrerseits scheinen die Zeit zu nutzen, unser Auto genauer zu betrachten. Einer kommt direkt auf uns zu: So ein Auto sei sein Traum. Er würde gerne mehr mit uns sprechen, sei aber gerade am Arbeiten, wollte uns aber sagen, wir hätten ein super Auto.

Bis anhin amüsiert uns die Situation irgendwie. Doch dann lässt ein „Nachbar“ in voller Lautstärke seine Lieblingsmusik ab. Es ist jener Mann, welcher uns zuvor zugeparkt hat. Ich glaube, am meisten beschallt werden wir, sind die Boxen des Autos praktisch neben unseren Ohren. Wir fragen uns: Sollen wir was sagen? Nein, lassen wir ihm doch die Freude, ewig kann dies ja wohl nicht gehen. Naja, da haben wir uns getäuscht. Während zwischen 16:00 und 17:00 Uhr Ruhe von den Raftingtouren einkehrt, hat unser Nachbar Sitzleder. Wir überlegen uns schon, einen anderen Platz zu suchen, doch dann sehen wir, dass seine Freunde gehen wollen. Ihnen schien die Situation schon vorher nicht ganz recht zu sein. Und dann, etwa um 19:00 Uhr sind wir noch die Einzigen. Es wird zwar dunkel, aber es ist ruhig geworden. Flo kann endlich wieder einmal ein Feuer machen und wir können den Tag ausklingen lassen. Wir beschliessen, beim nächsten Mal früher zu reagieren, wenn uns etwas nervt. Beim heutigen Beispiel wäre dies gewesen, nachzufragen betreffend der Musiklautstärke oder einen anderen Platz zu suchen. Wir lernen immer wieder dazu.

Die Rafting Tour im Oberlauf der Neretva

Am nächsten Tag sind wir pünktlich um 09:00 Uhr beim Sammelpunkt des „Rafting Kor“. Wir werden herzlich begrüsst und erhalten Gebäck und Fruchtsaft zum Frühstück. Dann heisst es für alle, Material fassen. Wer möchte, kann einen Neoprenanzug (ich nehme einen Shorty) und Wasserschuhe haben. Obligatorisch ist für alle der Helm und die Schwimmweste. Während dem Umziehen fällt mir auf, dass unter den Tourenteilnehmenden, wir erneut die einzigen sind, die nicht von Bosnien und Herzegowina sind oder einen familiären Bezug dazu haben.

Danach geht es in einem VW T4 Syncro und lokaler Musik zum Startpunkt in der Umgebung von Glavatičevo. Die Gruppe wird auf drei Boote eingeteilt. Unser Skipper ist der Sohn des Geschäftsführers. Er schaut uns an und sagt zu Flo und mir: Euch habe ich gestern schon gesehen, ihr wart am Fluss oder? Wir bejahen dies und er äussert, wir hätten einen coolen Bus. Wir sind zu sechst auf dem Schlauchboot: Die Schwester des Skippers ist mit dabei, wir beide und ein anderes Paar. Nach einer Sicherheitsinstruktion und den Informationen zum Tagesablauf geht es los. Es wirkt alles professionell und gut geplant.

Gemählich starteten wir. Flo und ich schmunzeln uns an und haben in diesem Moment wohl beide den gleichen Gedanken: Ist es doch einfach ein ruhiges „Aareböötle“? Die Fahrt geht weiter, ab und zu gilt es zu paddlen, dann einfach wieder die schöne Umgebung geniessen. Und wir sind sehr zufrieden. Schon die Tatsache, diesen Sommer doch auch auf einem Schlauchboot unterwegs zu sein, ist toll. Dann in einer Umgebung, die, bis auf den letzten Teil, nicht mit dem Auto und wohl sehr schwierig zu Fuss erreichbar ist, unterwegs zu sein, unter anderem in einem wunderschönen Canyon. Haben wir vorher noch Witze gemacht, sind die fünf Stromschnellen, die wir zu überwinden haben, gar nicht so ohne, einmal bleiben wir sogar kurz stecken.

Die Skipper unseres Tourenanbieters wirken alle geübt, beachten die die Abstände zwischen den Booten, sollte mal eines stecken bleiben und instruieren uns. Unser Skipper ist noch sehr jung, zu Beginn wirkt er schüchtern. Doch er taut auf, gibt uns Infos, die er weiss und macht den einen oder anderen Witz.

An der Stelle, an welcher die Rakitnica in die Neretva fliesst ist Mittagspause. Obwohl ich in der Buchung notiert habe, dass wir vegetarisch essen, scheint dies untergegangen zu sein und für uns gibt es nur Brot und Tomaten zum Mittagessen. Als ich bei der Rückkehr dies dem Chef zurückmelde, entschuldigt er sich gleich x-Mal. Dies sei eindeutig sein Fehler und will uns sofort Geld zurückgeben, damit wir uns heute Abend ein vegetarisches Nachtessen gönnen können. Da wir merken, dass es ihm sehr unrecht ist, ist für uns klar, wir nehmen das Geld nicht an, blicken wir ansonsten sehr zufrieden auf unseren Tag zurück. Wir haben bei unser letzten einjährigen Reise teilweise etwas andere Erfahrungen gemacht, was Beachten von Sicherheitsaspekten und Toureninhalten angeht, und finden es beide toll, wie es hier umgesetzt wird. Und ich habe es geschätzt, wie er auf meine Rückmeldung reagiert hat und nicht (was wir auch schon kennen) versucht hat, dies irgendwie auf uns oder sonst etwas zu schieben.

Die Tour auf der Neretva war sehr schön. Ich bin froh, haben wir uns dazu entschlossen und konnten diesen schönen Streckenabschnitt in der Natur mit freundlichen und aufgestellten Menschen erleben.

Vom Rafting zu den olypmischen Spielen

Etwas hin- und hergerissen überlegen wir, wo wir übernachten wollen: Nochmals am gleichen Platz wie gestern? An den Boračko jezero? Oder schon in der Umgebung Igman? Wir beschliessen, im Ort Essen zu gehen, und dann den Entscheid zu fällen.

Und wer hätte es gedacht, wir gehen Pizza essen. Dazu noch eine kleine Geschichte, bevor dann für heute Schluss ist:

Bei unserer Ankunft in Bosnien und Herzegowina hatten wir die Idee, im Omnia erneut eine Pizza zu machen, waren aber zu faul, den Teig selbst herzustellen. Im Einkaufsladen gab es keinen Fertigpizzateig und wir kochten irgendetwas anderes. Nebenbei fielen uns in diesem Einkaufsladen die vielen Fladenbrote auf. Etwas später sahen wir in einem Take away, wie sie Pizza verkauften. Die Pizza hatte als Teig ein solches Fladenbrot, Tomatensauce, Mozeralle und Hühnchen drauf. Wir sind uns bewusst, dass eine solche Beobachtung nicht repräsentativ ist, aber von diesem Moment an dachten wir, naja, Pizza werden wir wohl hier nicht bestellen. Doch heute wäre eine Pizza toll und wir wollen das Risiko eingehen, sind die Bewertungen dieser Pizzeria sehr gut. Und…. die Pizza ist toll!

Während dem Nachtessen haben wir uns entschlossen, ausnahmsweise bei Dämmerung loszufahren mit dem Risiko, ein Stück im Dunkeln zu fahren und in der Umgebung von Igman zu übernachten. Bei Igman haben 1984 die Olypmischen Winterspiele stattgefunden.

Übernachtungsorte: 21.08 Umgebung Donje Paprasko / 22.08. Umgebung Konjic

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