Iran, Qeshm Insel

Datum: 03. Februar – 15. Februar 2022

Bandar Abbas

Bevor wir auf die Insel Qeshm fahren, müssen wir noch Geld wechseln und zwei bis drei andere ToDo’s abarbeiten. Leider treffen wir wiedermal mitten in der Mittagszeit in Bandar Abbas ein und somit sind alle Läden und die Geldwechselstube geschlossen. Die Zeit vertreiben wir uns mit einem Espresso und Cappuccino und sind überrascht, wie lecker es schmeckt. Der internationale Handel ist auch beim Kaffee bemerkbar und man erhält fast italienische Qualität. Leider ist auch dann die Mittagspause noch nicht vorbei und ich gönne mir noch einen Milchshake. Der Besitzer des Ladens weiss nicht genau, was ich will und so erkläre ich ihm jeden Schritt und erhalte schlussendlich das, was ich mir gewünscht habe.

Ab 16:00 Uhr kehrt langsam wieder Leben in der Stadt ein und wir erledigen unsere ToDos. Was noch fehlt, tanken. Das war noch nie so einfach wie in Bandar Abbas: Anstehen, warten, Pass zeigen und so viel Diesel, wie man will, zum normalen Preis tanken. Wir haben noch halb voll und deshalb nur etwa 25 Liter getankt. Als wir weg fahren wollen, stoppen uns zwei Männer und fragen, ob wir nicht mehr Diesel tanken wollen. Wir erklären ihnen, dass unser Tank nun voll sei und somit alles passt. Erleichtert wünschen sie uns eine schöne Reise und ziehen davon.

Fähre nach Qeshm

Auch wir ziehen weiter und bewegen uns in Richtung Bandar Pol, von wo wir die Fähre nach Qeshm nehmen. Die Fahrt mit der Fähre daure nur etwa 20 Minuten, aber wir haben schon über den Papierkrieg für das Ticket gelesen. Uns soll es nicht besser gehen und so renne ich von einem Häuschen zum nächsten und kopiere all unsere Dokumente X-Mal. Anscheinend lieben die Iraner Kopien. Für die Kopien bezahle ich 50’000 Rial (ca. 0.15 Euro). Das Ticket für die Fähre für das Auto und uns kostet 1.75 Mio. Rial (ca. 5.8 Euro) und irgendwo muss ich jemandem 300’000 Rial (ca. 1 Euro) bezahlen, damit ich ein Dokument für die Insel erhalte.

Die Insel Qeshm ist eine Freihandelszone und deshalb ist der bürokratische Aufwand wohl grösser als sonst. Nach 1.5 Stunden haben wir alle Dokumente kopiert, mehrere Kopien zusammen geheftet, Unterschriften auf wichtigen Zettelchen erhalten und sind bereit auf die Fähre zu fahren. Nach kurzer Zeit geht es los und rund 20 Minuten später kommen wir auf Qeshm an.

Chakooh Canyon

Nach der ersten Nacht in der Nähe des Hafens machen wir uns auf den Weg zum Chakooh Canyon. Die Fahrt führt vorbei an verlassenen Gebieten mit kleinen Ortschaften und entlang des Mangrovenwaldes. Die Temperaturen hier im Süden vom Iran steigen weiter an und mit offenem Fenster brettern wir immer weiter in den Westen der Insel.

Der Chakooh Canyon ist ein beliebtes Ausflugsziel auf Qeshm und das bekommen wir zu fühlen. Kurz nach dem Mittag machen wir uns auf den kurzen Weg in den Canyon, vorbei an den vielen Touristen in den hinteren Teil. Die Felsformen sind sehr eindrücklich und man sieht, wie der Wind und das Wasser über die Zeit gearbeitet haben.

Auf dem Rückweg, treffen wir wieder auf die vielen Touristen und werden immer wieder gefragt, von wo wir sind, wo wir im Iran unterwegs waren, wie es uns gefällt und ob wir ein Foto mit ihnen machen können.

Westen von Qeshm

Wir wollen etwas aus den Menschen heraus und fahren deshalb den westlichsten Punkt von Qeshm an. Dort soll es einen schönen Strand mit sehr wenig Menschen geben. Und wirklich, es ist fast niemand in der Gegend, nur ein Fischer kommt ab und an vorbei und holt seine Netze ein. Der Strand lädt nicht zum Baden ein, der Sonnenuntergang ist jedoch wunderschön.

Pendenzen abarbeiten

Wir geniessen die Ruhe und machen uns daran, ein paar Pendenzen abzuarbeiten. So kann ich die hintere Leiste ausbauen, abschleifen und neu lackieren. Etwas rausputzen und einen Teil der Wäsche waschen können wir auch noch erledigen. Auch unsere Bettdecke kann wiedermal draussen im Wind und an der Sonne auslüften.

Wiedersehen

Seit unserer Zeit in Zanjan haben wir Sämi und Sarah nicht mehr gesehen. Wie es der Zufall will, sind sie nun auch auf Qeshm und wir treffen uns wieder. Gemeinsam verbringen wir noch eine weitere Nacht an diesem Ort und entschliessen uns weiter gemeinsam die Gegend zu erkunden.

DIY Ofen Platz

Nicht weit vom westlichsten Punkt finden wir bereits den nächsten schönen Flecken, um uns für eins bis zwei Nächte nieder zu lassen. Etwas versteckt hinter einem Hügel mit Blick aufs Meer und regelmässigem Besuch von den Wüstenfüchsen, schlagen wir unser Lager auf.

Sämi nutzt die Zeit und baut uns einen Ofen, um frisches Brot zu backen. Und so bereiten Sarah und Sämi frisches Brot zu, während ich endlich einen festen Schalter für den Zusatzlüfter im Mitsu konstruiere.

Herr der Fliegen

Der Platz ist sehr gemütlich, bringt aber zwei negative Punkte mit sich mit: Einerseits kann man nicht gemütlich baden, da grosse Felsplatten im Wasser liegen, welche scharfe Kanten aufweisen und andererseits gibt es hier enorm viele Fliegen. Die lästigen Biester finden immer einen Weg in den Van und sobald das Müesli auf dem Tisch steht, ist es übersäht von Fliegen.

Die Viecher nerven mich so sehr, dass ich ihnen gerne den Garaus mache. Mit unserer Fliegenklatsche schaffe ich es, dass 17 von diesen Biestern auf einmal das Zeitliche segnen.

Ansonsten kommt nur das Militär vorbei und schaut, wer hier campiert und ob alles in Ordnung sei.

Namakdan Salzhöhle

Unser nächster Stopp sind die Salzhöhlen Namakdan. Die erste Höhle kann ohne Guide besichtigt werden, die zweite Höhle benötigt einen Guide und die dritte Höhle kann nur mit einer Genehmigung begangen werden. Wir entschliessen uns, einen Guide zu nehmen (500’000 – 800’000 Rial / ca. 1.65 – 2.65 Euro) und die zweite so wie die erste Höhle zu besichtigen. Ein kurzer Pfad von etwa 20 Minuten Gehzeit führt uns zur zweiten Höhle. Im Inneren treffen wir auf viele wundervolle Salzformationen, Ablagerungen, Salzkristalle und Salzstalaktiten. Die Luft ist warm und erinnert an die Salzräume in den Solebädern. Die erste Höhle ist genau so beeindrucken und genau wie in der zweiten Höhle, stoppen wir hier am Ende, löschen die Lichter und lauschen der Dunkelheit. Nebenbei tropft es immer wieder auf unsere Kleidung und es bilden sich runde Salzflecken.

Overlander Treffen

Nach der Salzhöhle machen wir uns auf den Weg ins das Dorf Salakh, um uns wieder mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser einzudecken. Denn wir haben vor, noch ein paar Tage hier an den Stränden zu verbringen.

Unterwegs treffen wir auf eine deutsche Familie, gefolgt von einem schweizer Paar in einem Defender. Mit den beiden Schweizern hatten wir bereits digital Kontakt und uns bei Minab knapp verpasst. Auch sie wollen an die Küste fahren und sich dort einen Stellplatz suchen. Sie schicken uns den Standort und wir gesellen uns zu ihnen. Und es bleibt nicht bei unseren vier Autos, denn am Abend gesellt sich ein iranisches Pärchen zu uns. Es ist schön, wiedermal andere Reisende zu treffen und sich auszutauschen.

Vielen Dank für das schöne Bild! Instagram: mori_pix_92

Am folgenden Tag kommt eine weitere deutsche Familie, ein weiteres iranisches Pärchen und ein allein reisender Iraner dazu. So wächst unser Camp auf sieben Fahrzeuge und wir kommt eine schöne Campingplatzstimmung auf.

Das iranische Pärchen, welches bereits am ersten Abend dazu kam, zeigte uns die typische iranische Gastfreundschaft. Immer wieder kommen sie mit Leckereien aus ihrem Van und versorgen alle mit Kaffee und Tee. Ihr Camper ist top ausgestattet und so haben sie neben einer Dusche, Toilette, Kompressor für das Schlauchboot auch eine Waschmaschine für ihre Kleider verbaut. So etwas haben wir noch nie gesehen, zumindest nicht in einem Fahrzeug unter 3.5t. Wir verbringen viel Zeit mit den beiden und erfahren spannende Details zur iranischen Kultur und können ihnen im Gegenzug unsere Kultur und Gedanken näher bringen.

Am Abend wird jeweils gemeinsam gekocht und ums Lagerfeuer gegessen. Meist begleitet uns die Musik der Tar für eine Weile und so vergehen die Abende wie im Flug. Die restliche Zeit verbringen wir mit Baden, Yoga machen und einem Ausflug in das Shour Valley. In der Nacht können wir mit einem sehr grossen Teleskop die Sterne und den Mond beobachten. Das andere iranische Pärchen, welches mit einem VW T4 herum reist, hat riesiges Teleskop dabei. Wir sind alle erstaunt über den Platz, welche die beiden dafür in ihrem Van opfern, erfahren aber, dass er Lehrer für Astronomie ist.

Der allein reisende Iraner war für mich ein absolutes Highlight. Er reist mit einem PKW mit Dachzelt. Dabei hat er einen Vogel in einem Käfig und einen sehr grossen Schnauzbart. Seine Ausrüstung ist eher spartanisch und am Abend lässt er den Motor laufen, damit er genug Strom zur Verfügung hat. Zu unser aller Überraschung führt er einen kurdischen Tanz auf. Leichtfüssig springt er von einem Ort zum nächsten und wirbelt herum, was gar nicht zu seiner Statur passt.

Das Shour Valley liegt in der Nähe des Camps und so machen wir uns zu Fuss auf den Weg dort hin. Die Strecke zieht sich und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns nieder. Zum Glück haben wir genügend Wasser dabei, denn ohne die frische Briese vom Meer haben wir sommerliche Temperaturen. Rings um uns herum befinden sich Hügel mit absurden Formationen und Farben. Ganz am Ende der „Strasse“ findet sich eine Informationstafel, dass es hier giftige Gase gibt. Anscheinend wurde hier auch eine Plattform für die Förderung des Gase gebaut, welche jedoch nun verlassen wirkt. Die Pools mit dem extrem salzhaltigen Wasser verpassen wir knapp. Dafür hätten wir beim Hinweg links abbiegen müssen.

Weiter mit Sarah und Sämi

Nach drei Nächten verabschieden wir uns von der Truppe und machen uns mit Sarah und Sämi gemeinsam auf den Weg zu einem neuen Stellplatz. So schön die Zeit in einer grossen Gruppe auch ist, so sehr geniessen wir auch die Einsamkeit. Nicht weit von unserem letzten Platz entfernt, finden wir einen abgelegenen Stellplatz mit einer nicht ganz einfachen Zufahrt. Für unseren kleinen Vans geht das ganz gut aber für grössere Autos ist der Weg zu schmal. Unsere 4×4 sind heute notwendig.

An diesem Ort verbringen wir weitere zwei Nächte, treffen auf Wüstenfüchse, welche die ganze Nacht um den Van herum lungern, eine Wanderreisegruppe aus der Schweiz und einem Iraner, welcher seit drei Monaten auf der Insel hängen geblieben ist und von interessanten Projekten erzählt. Wir lassen dort einfach die Seele baumeln, geniessen die Sonne und tanken Energie.

Osten von Qeshm

Langsam aber sicher wollen wir in die Richtung von Qeshm Stadt, um dort die Fähre auf die Insel Hormoz zu nehmen. Zuvor gibt es aber noch so einiges zu entdecken.

Qeshm Roof

Spontan entschliessen wir uns, das Qeshm Roof zu besichtigen. Es ist eine Art von Hochplateau mit Aussicht auf den Mangrovenwald und dem Statues Valley. Dort oben treffen wir auf die beiden deutschen Familien und eine Kamelherde. Die Kamelhirten melken die Kamele in eine leere Pepsi Flasche und bieten uns an, zu probieren. Ich lehne dankend ab, schliesslich mag ich auch keine frische Kuhmilch und ich denke, Kamelmilch ist da nicht viel besser. Laut den anderen, soll es ähnlich wie frische Kuhmilch schmecken.

Delfinen Tour

Am nächsten Tag steht die Delfin Tour auf dem Programm. Mit dem Boot fährt man vorbei an der Insel Hengam weiter raus aufs offene Meer. Auf dem Rückweg macht man einen 20 minütigen Stopp auf der Insel Hengam und die Tour dauert ca. 1.5 – 2 Stunden. Pro Person bezahlt man 800’000 Rial (ca. 2.65 Euro).

Wir dürfen nicht in das erste Boot steigen, sondern müssen noch etwas warten. Auf was genau, ist uns bis heute nicht klar aber schlussendlich dürfen wir einsteigen und los geht die wilde Fahrt. Mit 50 km/h brettern wir raus aufs Meer und die Wellen versetzten einem immer wieder harte Schläge. Wir sind gespannt ob und wie viele Delfine wir sehen werden. Am Morgen soll die Chance am höchsten sein. In der Ferne sehen wir eine Bohrinsel und etwas weiter rechts davon ein paar Boote. Das ist schon mal ein gutes Zeichen und unser Fahrer hält auf die Boote zu. Wir haben Glück, denn es ist eine Gruppe von Delfinen dort und wir können sie sehr nahe beobachten.

Naz Beach

Ein weiterer bekannter Ort auf Qeshm ist der Naz Beach. Der Tourismus hat diesen Strand zu einer Art Vergnügungspark gemacht. Der Strand liegt auf unserem Weg und wir wollen selber einen kurzen Blick darauf werfen.

Bereits an den vielen Autos sehen wir, dass wir nun in dichter besiedeltes Gebiet kommen. Am Naz Beach kann man mit einem Quad seine Runden drehen, auf Kamelen reiten, Fotoshootings buchen und vieles mehr. Wir schauen dem bunten Treiben eine Weile lang zu, trinken einen Kaffee und machen uns dann weiter auf den Weg nach Qeshm Stadt.

Qeshm Stadt

Als wir in Qeshm ankommen, suchen wir erst einmal eine Wäscherei auf. Diese hat geschlossen und öffnet erst am Abend wieder. Also genügend Zeit um in einem Shopping Center nach passenden Kleidern zu suchen und später in der Stadt den Basar zu besuchen. Obwohl Qeshm Stadt ziemlich gross ist, fühlt es sich nicht so an. So schlendern wir über den Baser, essen ein Eis, finden feine Falafel fürs Mittagessen und gehen am Abend wieder zurück zur Wäscherei. Leider kann die Wäscherei nur kalt waschen und einen Trockner besitzen sie auch nicht. Wir entschliessen uns trotzdem, eine Wäsche zu machen und danach im Bus aufzuhängen. Darin sind wir ja nun geübt.

Nach einem Abendessen in der Nähe vom Hafen, verbringen wir die Nacht auf dem Parkplatz neben dem Hafen, denn am nächsten Tag müssen wir früh auf, um unsere Tickets für die Personenfähre auf die Insel Hormoz zu organisieren.

Übernachtungsorte: 03.02. Umgebung Laft / 04.02. – 05.02. Umgebung Westküste von Qeshm / 06.02. – 07.02. Umgebung Südwestküste von Qeshm / 08.02. – 10.02. Umgebung Südwestküste von Qeshm / 11.02. – 12.02. Umgebung Südwestküste von Qeshm / 13.02. Umgebung Shib Deraz / 14.02. Umgebung Borka Khalaf / 15.02. Umgebung Qeshm