Oman, Masira Insel

Datum: 16. April – 19. April 2022

Fünf vor Fünf

Pünktlich vor der Abfahrt der letzten Fähre treffen wir beim Hafen Shannah ein (letzte Überfahrt der NFC Fähre ist um 17:00 Uhr). Als wir uns über die Preise für die Überfahrt informieren wollen, tritt plötzlich Hektik auf. Wir müssen schnell ein Ticket kaufen und innert kürzester Zeit auf den Steg hinaus fahren – ansonsten gehen wir das Risiko ein, dass wir die letzte Fähre verpassen. Nebst der NFC Fähre gibt es ältere, simplere Fähren, welche fahren, sobald sie voll sind. Aber wir wissen nicht, ob diese heute Abend noch fahren.

Wir kaufen das Ticket für 10 OMR für das Auto und je 3.85 OMR pro Person (Total 17.7 OMR – ca. 42.6 Euro) und fahren raus auf den Steg. Kurz nachdem wir auf die Fähre gefahren sind, legt diese auch schon ab. Direkt nach der Ausfahrt aus dem Hafen entdecke ich zwei Rochen im Wasser. Etwas weiter vorne noch einen Plastiksack.

Erneut die Spurstange

Während der Überfahrt will ich kurz die Spurstange überprüfen, denn auf Masira erwartet uns ein bisschen Offroad und stelle fest, dass unser Rad bereits wieder viel Spiel in der Horizontalen hat. Sarah kann es fast nicht glauben und ist zudem extrem enttäuscht. Jetzt haben wir die knapp 400 km zurück gelegt und es rechtzeitig auf die Fähre geschafft, aber nun haben wir wieder die Autoprobleme, welche uns niemand lösen konnte, weder in Maskat noch sonst wo im Oman. Auf der Insel werden wir wohl nicht mehr Möglichkeiten haben.

Frustriert sitzen wir auf dem Deck des Schiffes, als wir von einem Mitglied der Crew angesprochen werden. Wir plaudern ein wenig und schildern ihm unser Problem – er selbst besitzt ein Offroad-Wagen und hatte den einen oder anderen Zwischenfall damit. Er meint, wir sollen ihn später anrufen und gemeinsam will er mit uns zu einem Mechaniker auf der Insel gehen. Mal schauen, ob der eine Lösung für uns hat.

Erst müssen sie aber noch essen, denn die Sonne geht kurz nach Ankunft in Masira unter. Auch wir machen uns auf den Weg zu einem pakistanischen Restaurant. Als wir bezahlen wollen, kommt die halbe Schiffs-Crew und holt ihr bestelltes Essen ab – und bezahlt unseres gleich mit. Was für eine nette und unerwartete Geste von ihnen.

Zusammen gehen wir später am Abend ins Autoviertel von Masira. Die erste Garage hat bereits geschlossen, aber bei der zweiten haben wir mehr Glück. Sie begutachten das Problem und meinen, dass wir morgen wieder kommen sollen. Heute reiche die Zeit dafür nicht mehr. Dank der Übersetzung des Crew-Mitgliedes, weiss der Garagenbesitzer genau, was das Problem ist.

Anstatt an einem schönen Strand verbringen wir nun die Nacht neben der Strasse etwas ausserhalb von Dhuwwah – unserem Ankunftsort auf Masira. Die Sorge ist gross und die Recherchearbeit nach einem Ersatzteil frustrieren uns noch mehr: Womöglich würde die Lieferung eines passendes Ersatzteiles zwei bis drei Wochen dauern, denn auch die vermittelten Kontakte aus dem Oman und den UAE haben das europäische Ersatzteil nicht auf Lager. Sind wir sonst zuversichtlich, dass sich immer irgendwie eine Lösung ergibt, ist dies heute überhaupt nicht der Fall. Aufgrund der vorherigen Garagenbesuchen sehen wir keine Chance, dass morgen das Problem auf dieser Insel gelöst werden könnte. Zum ersten Mal ist weder bei mir noch bei Sarah ein Fünkchen Optimismus da. Das hatten wir noch nie…

Neuer Tag – neues Glück

Früh machen wir uns auf den Weg zur Garage und hoffen, dass sie unser Problem lösen können. Erst wird versucht, ein passendes Ersatzteil zu finden. Nach einiger Zeit ist auch diesen Mitarbeitern klar, dass hier auf Masira keins zu finden ist. So schnell geben die Mitarbeiter aber nicht auf und ziehen sich zur Beratung zurück. Wir befürchten schon, dass die uns bekannte aber anscheinend nicht langanhaltende Lösung des „Reinpressens“ vorgeschlagen wird. Doch es kommt anders: Nach einer Weile kommt der Chefmechaniker und schlägt uns eine Lösung vor: Er könne eine andere Spurstange nehmen, die Länge kürzen und die Gewinde so anpassen, dass sie die richtige Dicke haben. Zwar sei dies in der Schweiz nicht zulässig, aber bis wir zuhause ankommen, reiche dies allemal und sollte seiner Meinung nach auch halten.

Wir stimmen dem Vorschlag überrascht zu. Sorgfältig und konzentriert machen sich die Mitarbeitenden an die Arbeit. Nach knapp drei Stunden ist der Mitsu wieder zusammengeschraubt, die Spur eingestellt und das Rad hat kein Spiel mehr. Wer hätte gedacht, dass wir hier auf der Insel solch eine gute Lösung für unser Problem finden?

Auf in den Süden

Endlich sind wir bereit, die Insel zu erkunden. Wir folgen der Küste auf der Westseite und bewegen uns langsam in den Süden. Immer wieder fahren wir von der geteerten Strasse weg an den Strand und erkunden über schmale Schotterpisten die Gegend. Leider windet es überall stark oder es liegt Müll am Strand. Trotzdem werden wir fündig und können an einem wunderschönen weissen Strand unser Mittagessen geniessen. Der Wind treibt uns aber bald weiter.

Wir folgen weiterhin der Küste bis wir ganz im Süden der Insel ankommen. Der Wind peitscht die Wellen an die Felsen und verleiht dem Ort einen bretonischen Touch. Die Stellplatzwahl ist trotz Menschenleere heute nicht einfach. Denn zu unserem Schock liegen in dieser eigentlich so naturbelassenen Gegend an unglaublich vielen Orten grosse Mengen an Müll. Etwas windgeschützt platzieren wir uns für die Nacht und hoffen auf Wasserschildkröten. Schon weiter oben haben wir am Strand einige grosse Löcher mit Spuren von Wasserschildkröten gefunden. Die Gegend ist in der Nacht Nacht vom Mond hell beleuchtet. Trotz geduldigem Warten können wir aber keine Schildkröten erspähen. Aktuell ist auch nicht die Saison, in der die Schildkröten an Land kommen und Eier legen, trotzdem haben wir darauf gehofft. Da wir in der Nähe der Küste übernachtet haben, haben wir viel Wert darauf gelegt, dass bei uns kein Licht von Aussen sichtbar ist, um keine Störung für die Schildkröten zu sein.

Weiter in den Osten

Die beiden Schweizer, welche wir vor der Iranischen Botschaft in Maskat getroffen haben, kommen heute auch auf die Insel. Wir wollen weiter der Küste entlang fahren, heute an der Ostseite, und einen geeigneten Stellplatz für die nächste Nacht suchen, bei dem auch ihr Zweiradantrieb ausreicht. Leider gestaltet sich dies schwieriger als erwartet. Den wir haben den Anspruch, dass es etwas windgeschützt ist und nicht viel Abfall herum liegt.

Irgendwann kommen sind wir wieder im Norden der Insel an und haben leider keinen passenden Platz gefunden. Kurzerhand entscheiden wir uns, dass wir wieder auf die Westseite der Insel wechseln, da sich nun auch der Wind gedreht hat. So fahren wir nochmals den Platz an, an welchem wir gestern das Mittagessen eingenommen haben.

Garan Kitebeach

Wir sind schon eingerichtet und da kommen die Beiden – Genika und Cindy. Bei einem kleinen Apéro mit Wassermelone und alkoholfreiem Bier (oder eher einem süssen Malzgetränk) tauschen wir erneut Erfahrungen über unsere Reisen aus und geniessen die gemeinsame Zeit. Der Ort gefällt uns so gut, dass wir gleich zwei Nächte hier bleiben. Zwar ist der Wind zu dieser Jahreszeit ohne eine Pause da, doch wir arrangieren uns damit, denn der weisse Sand und das türkise Meer an diesem Strand sehen schon toll aus. Wären wir Kite-Surfer wären wir wohl zu 100 Prozent glücklich gewesen und wären nie wieder hier weg. Unsere Zeit aber neigt sich dem Ende zu, was auch in Ordnung ist. Denn jetzt herrschende Non-Stop-Wind ist anstrengend.

Das leidige Thema mit dem Abfall

Ich habe es schon ein paar Mal im Beitrag erwähnt: Der Abfall. Leider hat der Wind und die Wellen viel Abfall an die Stränden von Masira angespült. Es ist immer wieder erschreckend, wie viel Müll im Meer umher schwimmt. Meist ist einem dies gar nicht so bewusst, aber sobald der Wind dreht und den Abfall ans Land schwemmt, wird einem bewusst, wie vermüllt das Meer ist. Uns stimmt dies jeweils traurig. Selbst nach so langer Zeit auf Reisen, können wir die Beweggründe nicht nachvollziehen. Klar spielt Armut und fehlende Aufklärung bei diesem Thema eine grosse Rolle – wir erwarten aber von Ländern, welchen es besser geht, dass auch diesem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Wir sind in diesem Punkt sowohl vom Oman als auch von den Vereinigten Arabischen Emiraten sehr enttäuscht.

Zurück aufs Festland

Gemeinsam mit Cindy und Genika fahren wir zurück zum Fährhafen. Dort wollen wir dieses Mal die Fähre nehmen, welche ablegt, sobald sie voll ist. Es dauert etwas, bis wir auf die Fähre können. Dort parkiert, müssen wir noch ein bis zwei Mal umplatzieren, bis alles seine Ordnung hat und die LKW’s Platz haben. Manchmal scheint es, als würden die Mitarbeiter das erste Mal Touristen auf dem Boot haben. Schlussendlich legt die Fähre ab und wir sind nach gut 1.5 Stunden wieder auf dem Festland. Hier nehmen wir auch von Genika und Cindy Abschied. Die beiden fahren nun weiter in den Süden und uns treibt es bereits wieder in den Norden. Es war eine coole Zeit mit euch beiden und wir hoffen, dass wir euch bald wieder treffen.

Übernachtungsorte: 16.04. Umgebung Dhuwwah / 17.04. Umgebung Süden von Masira / 18.04. – 19.04. Umgebung Westen von Masira (Garan Kitebeach)

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