Oman, Wahiba Sands

Datum: 20. April – 21. April 2022

Faszination Wüste

Vor etwas mehr als zehn Monaten sind wir in unseren Mitsu gestiegen, haben unsere Heimat in der Schweiz verlassen und uns auf den Weg Richtung Osten gemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt war unsere einzige Wüstenerfahrung ein Ausflug in die Ausläufer der Sahara in Marroko. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir auf eine Düne gewandert sind, das Dünenmeer bei Sonnenuntergang bestaunt haben und am nächsten Tag auf dem Rücken eines Kamels in ein Wüstencamp geritten sind. Das war im Jahr 2017. Nun, fünf Jahre später, haben wir Schritt für Schritt uns selbstständig an Wüstenlandschaften gewagt. Wir haben viel gelernt und viel erlebt. Noch wartet hier im Oman eine weitere von uns noch nicht erkundete Wüste auf uns: Die Rima Al Wahiba, die Wahiba Sands.

Routenüberlegungen

Das Gebiet der Wahiba Sands ist gemäss Wikipedia 120 Kilometer lang und 80 Kilometer breit. Je nach Licht sollen die Dünen in gelb-rötlichen Farben leuchten und die grossen Dünen können bis 100 Meter hoch sein. Im Oman Offroad Guide wird eine mögliche Durchquerung von Norden nach Süden beschrieben. Wir fragen uns, ob es wohl möglich wäre, die Wüste auch von Süden nach Norden zu durchqueren, was von unserem jetzigen Standort, der Masira Insel, sehr passend wäre. Von anderen Reisenden, welche mit Reisetrucks so eben die Wüste durchqueren, erhoffen wir uns Informationen. Denn der Track wird von den dortigen Beduinen in beide Richtungen benutzt, doch wir wissen nicht, wie steil die Dünen sind. Für uns dürften sie nicht zu steil, nicht zu schräg und nicht zu hoch sein, wenn wir diese von der „falschen“ Seite anfahren müssten.

Die anderen Reisenden kehren jedoch kurz vor Mitte des Tracks, da die eine Anfahrt zu schräg für ihren grossen Truck ist. Dazu kommt, dass wir niemanden finden, der gleichzeitig diese Durchquerung machen möchte (auch nicht von Norden nach Süden). Und so müssen wir dem Verstand Platz machen und schmieden statt einer Durchquerung einen anderen Entdeckungsplan.

Doch zu erst gilt es etwa 310 Kilometer zurückzulegen bis zum Ort Al Wasil, der Ortschaft, von welcher wir in die Wahiba Sands stechen wollen.

Die Routenplanung steht

Kurz vor dem Eindunkeln erreichen wir die Ortschaft Al Wasil und mittlerweile steht auch unsere Routenplanung: Wir wollen von Al Mintirib etwa 50 Kilometer in die Wüste reinfahren – vorausgesetzt die Strecke lässt es zu. Da wir dieses Mal alleine unterwegs sind, haben wir eine Streckenlänge gewählt, von welcher es im Notfall möglich wäre, zu Fuss eines der Wüstencamps für Touristen zu erreichen. Auch wen wir nur eine Übernachtung in der Wahiba Sands planen, tanken wir voll, füllen die Wasser- und Essensvorräte auf – man weiss ja nie.

Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir steuern einen Übernachtungsplatz an den Ausläufern an. Tobi und Martina haben uns den Tipp gegeben, die kleine Düne sollte auch in der Dunkelheit ohne Probleme angefahren werden können. Ohne Probleme finden wir über einen Pistenweg den Weg und erreichen ohne Schwierigkeiten die markierte Stelle. Noch stehen wir schräg, etwas weiter oben entdecken wir einen geeigneten Stellplatz. Der Motor wird nochmals gestartet, um dorthin zu fahren. Eigentlich dachten wir, wir hätten alles genau mit der Taschenlampe angeschaut, eine Stelle ist jedoch weicher als angenommen und wir stecken fest. Wir zögern nicht lang, trotz Müdigkeit kommen die Sandbleche zum Einsatz, nochmals etwas Luft raus und wir sind wieder frei. Müde und freudig auf den nächsten Tag fallen wir in einen tiefen Schlaf.

Unsere Fahrt in die Wahiba Sands

Früh stehen wir auf, denn am Morgen ist der Sand noch fest und vereinfacht Fahrten in der Wüste. Unser Ausgangspunkt ist Al Mintarib. Der Track folgt einer klar ersichtlichen Schotterpiste, mehrheitlich noch mit Kies bedeckt und nur wenig Sand. Diesen Teil können wir ohne Probleme im 2-Rad-Antrieb fahren. Links und rechts sind viele Spuren im Sand zu entdecken, wohl von organisierten Wüstentouren. Auch wir wechseln irgendwann neben die Schotterpiste, die Fahrt im Sand ist viel angenehmer.

Ab in den Sand entlang des Tracks

Bei der Abzweigung Richtung „Thousend Nights Camp“ geht es auch für uns weg von der „Hauptstrasse“. Nun geht es hoch auf die Dünenebene. Es stehen zwei Optionen für uns bereit: Eine sehr steile Fahrt gerade hoch mit klaren Fahrspuren oder ein schmaler Weg hoch über kleine Dünen mit nur wenig Fahrspuren. Wir entscheiden uns für die Letztere. Mit Feingefühl und als hätte er nie etwas anderes gemacht, fährt Flo uns über diesen Weg hoch.

Kaum passieren wir das Wüstencamp wirkt es, als gehöre die Wüste uns. Der Untergrund unseres Tracks ist nun klar Sand, doch nach wie vor klar sichtbar und aufgrund der Nutzung unter anderem durch die Beduinen auch gut fahrbar. Klar, müssen wir weiterhin den Kopf bei der Sache haben, aber es lässt sich entspannt den Track fahren und die unglaublichen Panoramaussichten geniessen.

Wie weit gehen wir?

Obwohl wir hin- und weg sind von unserer Umgebung überprüfen wir immer wieder mal die zurückgelegten Kilometer. Die von uns definierten 50 Kilometer sind bald erreicht, was bedeutet, dass jetzt dann der von uns vereinbarte „Endpunkt“ da ist. Wir stoppen, um zu Fuss einen geeigneten Stellplatz auszuwählen. Wir ertappen uns gegenseitig, wie der Blick dem Track weiter Richtung Süden folgt. Da bis jetzt die Strecke für uns gut machbar war, ist der Sog des Entdeckens hoch. Der Reiz, die gesamte Durchquerung zu machen, zerrt an unseren Gedanken.

Doch wir hatten unsere Gründe für die definierte Streckenplanung. Obwohl es uns nicht einfach fällt, nicht weiterzufahren, wollen wir nicht an den sogenannten „Point of no return“ kommen und geben der Vernunft mehr Platz als den emotionalen Ideen.

Die strenge Seite der Wüste

Kaum haben wir uns eingerichtet, lenken uns die Gegebenheiten der Umgebung ab. Unser Auto steht gerade, die Markise als Schutz vor der nun unerbärmlichen Mittagssonne ist aufgestellt und wir freuen uns auf einen gemütlichen Lesenachmittag. Doch die Wüste ist, wie sie ist: Ein Wind zieht auf, nicht besonders stark aber mit genügend Energie, um uns nun fortlaufend mit Sand zu bedeckt. Gemütlich ist es ab jetzt selten, durch die Hitze ist alles in einem Flimmern verdeckt und es stehen uns noch einige Stunden bevor, bis die meist schöne Abendstimmung ansteht – ach liebe Wüste, wir wissens ja, aber den Sand, den es überall hinweht, haben wir trotzdem nicht vermisst.

Die Schönheit der Wüste

Doch irgendwann wird auch hier Abend. Zu unserem Glück legt sich der Wind vollständig und lässt einen abendlichen Erkundungsspaziergang zu. Im Gehen, ohne ständigen Sand und Wind überall und mit angenehmen Temperaturen von etwa 30 Grad, können wir nun unsere Umgebung nochmals genauer betrachten. Nach der strengen Seite zeigt die Wüste nun ihre volle Schönheit.

Einmal mehr staunen wir über die Vielseitigkeit von Wüsten: Hier in der Wahiba Sands wirkt der Boden „lebendig“. Trotz des vielen Sands und der Trockenheit hat es überall kleine Gebüsche und wir entdecken unzählige Tierspuren.

Kommt ein Sandsturm?

Voller Glücksgefühle und einmal mehr einfach überwältigt erreichen wir unseren „Mitsu“. Ein leichter Wind zieht wieder auf. Sicherheitshalber starten wir im Innern des Vans mit Kochen. Der Wind nimmt fortlaufend zu. Es ist schon fast dunkel, als wir am Horizont eine weiss-graue Wand entdecken. Mittlerweile bläst der Wind unglaublich stark, in der Luft wirbelt der Sand. Unseren Van haben wir in Windrichtung ausgerichtet, um so doch etwas die Tür offen zu haben. Doch was ist nun das am Horizont? Zieht ein Sandsturm auf uns zu? Vieles deutet darauf hin, wir hoffen, dass es keiner ist. Wir wissen von anderen Reisenden, wie unerträglich es sein muss, alles verschlossen zu haben als Schutz vor dem dann schmerzverursachenden Sand in der Luft. Mittlerweile sackt unser Auto am einem, dann wieder am anderen Ort weiter nach unten. Der Wind bläst den Sand unter unseren Rädern weg. Dieses Ruckeln ist zwar immer wieder überraschend, versetzt uns jedoch nicht in Nervosität, da wir dies schon von der Rub Al-Khali Zeit kennen. Sollte wirklich ein Sandsturm auf uns zu kommen, sollte unserer Stellplatz trotzdem passen. Wir sind zwar erhöht aber nicht auf einer Düne. Abgebauter Sand sollte deshalb nicht zu einer Gefahr werden, sondern lässt uns einfach weiter in den Sand sinken. Trotzdem schaufelt Flo im mittlerweile peitschendem Wind noch etwas Sand vor die exponierten Stellen auf, damit zu erst dieser abgetragen wird.

Und dann sitzen wir in unserem Van, geniessen das Nachtessen und lassen auf uns zu kommen, was wir so wie so nicht steuern können. Die Innentemperatur ist hoch, durch das Kochen und alle verschlossenen Türen und Fenster schwitzen wir ohne das wir uns bewegen. Doch wir haben Glück: Der Wind lässt irgendwann irgendwann in der Nacht nach und wir lassen die kühle Nachtluft zu uns rein.

Nebel in der Wüste

Ich bin noch in einem tiefen Schlaf, als Flo mich weckt. Während ich noch kaum etwas sehe, schaut Flo ganz fasziniert aus dem Fenster: „Sarah, Sarah, schau dir das an. Ein Nebelmeer in der Wüste“.

Und so geht eine kurze aber erneut faszinierende und intensive Zeit eines weiteren Wüstenerlebnis zu Ende. Die Wahiba Sands war wieder ganz anders als die anderen besuchten Wüsten. Die Dünen konnten je nach Tageslicht fast unecht orange-gelb leuchten und das Fahren auf dem Track auf der „Dünenhochebene“ war eine super Mischung von Wüstenfahrt und entspannter Panoramatour. Das viele Grün zeichnete ein Bild eines komplexen Lebensraums und nicht nur das Dasein einer toten Umgebung.

Einzig wiederholend ist für uns der Wind gemischt mit viel Sand, womit wir uns jedes Mal abfinden, jedoch nie vollständig gewöhnen können. Trotz den untergrabenen Rädern können wir am Morgen ohne Probleme vom Stellplatz wegfahren, die obligatorische Sandmenge in unserem Van fehlt auch dieses Mal nicht.

Übernachtungsorte: 20.04. – 21.04. Wahiba Sands

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