Oman, Rub al-Khali

Datum: 26. März – 30. März 2022

Vorbereitung für eine intensive Zeit in der Wüste

Bevor wir auf die geplante Tour aufbrechen, müssen erst unsere Vorräte aufgefüllt werden. Dazu zählt: Wasser, Diesel, Essen, Kühlerflüssigkeit, ein Holz für unsere geplante Terasse und Martina und Tobi müssen noch ihren Kühlschrank zwischenlagern.

Es dauert etwas, aber wir bekommen alles organisiert und können uns endlich auf den Weg zur Wüste machen. Auf dem Weg füllen wir unsere Holzvorräte für das Lagerfeuer. Bei der letzten Tankstelle (22.40448, 56.85004) füllen wir nochmals unseren Tank und gönnen uns ein letztes Eis.

Die Sonne steht schon tief und wir wollen nicht mehr all zu weit fahren. Einen ersten Stellplatz für die Nacht ist schnell gefunden. Wir platzieren uns nicht weit von der Tankstelle entfernt neben der Strasse hinter ein paar Büschen. Kaum angekommen beginnen wir mit der Konstruktion für unser Dach. Wir haben uns eine Holzplatte gekauft, die wir auf dem vorderen Teil des Dachträgers befestigen wollen, um den zusätzlichen Dieselkanister darauf zu befestigen. Dieser Gedanke schwirrst mir schon lange durch den Kopf, mangels Nutzen haben wir das Projekt nie angegangen. Jetzt haben wir neben dem Nutzen auch noch die Möglichkeit, die Platte als Terrasse zu nutzen – mal schauen wie oft das passiert.

Tobi und Martina müssen auch noch Arbeiten erledigen, denn ihr neuer Kühlschrank muss noch für die Wellblechpisten und Offraodfahrten befestigt werden. Gemeinsam tüfteln wir an den Konstruktionen herum und suchen nach Lösungen. Es ist bereits dunkel als alles erledigt ist und wir gemütlich unser Abendessen geniessen. Es ist windstill und ruhig. Auch wir sind innerlich ruhig und fühlen uns bereit für die kommenden Tage in der Wüste.

Auf ein Lagerfeuer verzichten wir für diese Nacht. Die riesigen Spinnen, die Skorpione und die fortschreitende Müdigkeit lassen uns bei Zeiten in unsere Wohnungen verschwinden und in Ruhe einschlafen.

Tag 1: Der Sand kommt sofort und wir meistern die ersten Dünen

Noch vor der grossen Hitze machen wir uns auf den Weg. Zu unserer Überraschung können wir weiterhin einer frisch geteerten Strasse folgen. Der schwarze Asphalt bahnt sich seinen Weg durch die Einöde – von Dünen ist noch keine Spur zu sehen. Dafür passieren wir einige Ölfelder mit Raffinerien. Wir wollen unser Glück versuchen und bei einer eingezeichneten Tankstelle ein Eis kaufen. Leider gibt es hier kein Eis und das Militär ist präsent. Bevor wir Fragen gestellt bekommen, machen wir uns aus dem Staub, bzw. zurück auf die geteerte Strasse.

Vom Teer zum Sand

Der Wind nimmt immer stärker zu und der Sand fegt nur so über die Strasse. Bald verlassen wir die schöne Teerstrasse und die Piste beginnt. Es handelt sich um eine Schotterpiste, die einfach zu befahren ist. Plötzlich ändert sich das Bild, denn der Wind hat viel Sand auf die Strasse geweht und es wird immer schwieriger, vorwärts zu kommen. Martina und Tobias fahren mit ihrem Landrover voraus und erkunden die Verhältnisse. Als sie drehen wollen, ist es schon passiert und sie haben sich festgefahren. Wir sind etwas eingeschüchtert und brechen die Spitze des ersten Sandhügels von Hand, um nicht aufzusetzen. Sarah ist schon etwas nervös und fragt sich, was da noch kommt. Schliesslich ist es das erste Mal, dass wir in eine Sandwüste fahren und länger auf Sand unterwegs sein werden. Wir kennen unsere Grenze noch nicht und wollen uns nicht alle fünf Meter festfahren.

Mit etwas Luft ablassen und vorsichtiger Routenwahl (hier ein grosses Danke an Tobias und Martina fürs Vorfahren) klappt es aber. Mit jeder gemeisterten kleinen Düne/Sandhügel gewinnt auch Sarah das Vertrauen und will nun auch nicht mehr umkehren. Nach einer Weile wird die Piste wieder besser und wir kommen gut voran. Beim Salzsee haben wir keine Angst, da die Piste deutlich zu erkennen ist und am Horizont sehen wir bereits die ersten grossen Dünen erscheinen.

Erste Panne

Langsam wird es Zeit fürs Essen. Tobi steuert zurück auf die Strasse und will schauen, ob wir dort besser fahren können. Wir sehen, dass er Gas gibt und dann steht alles still: Dem Defender ist eine unterdimensionierte Sicherung durchgebrannt. Zum Glück kennen die Beiden das Problem bereits, bauen kurzerhand den Sitz aus und können das Problem reparieren. Wir nutzen die Zeit und bereiten schon mal etwas zum Essen zu. Der Wind gibt unterdessen sein Bestes, den Sand sowohl in unseren Autos wie auf uns möglichst gleichmässig und überall zu verteilen. Begleitet wird der Moment mit einer flimmernden Umgebung, ausgelöst durch die Hitze.

Erste Übernachtung in der Wüste

Alles läuft wieder und gestärkt geht es weiter. Wir weichen von der geplanten Route ab und bahnen uns einen Weg zwischen den Dünen durch. Der Untergrund wird langsam etwas weicher, aber Tobi und Martina kundschaften schon mal die Strecke aus. Wir folgen mit gutem Abstand und zusammen finden wir unseren ersten Übernachtungsplatz. Dazu müssen wir die ersten grösseren Dünen überqueren. Mit viel Schwung, wenig Reifendruck und Mut klappt auch dies.

Als wir am Abend für den Sonnenuntergang auf die Dünen wandern, nimmt der Wind nicht ab. Oben bläst es uns den Sand um die Ohren, was aber der Schönheit dieser Gegend keinen Dämpfer verpasst.

So geht der erste Tag in der Wüste zu Ende. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir weiter an Selbstvertrauen gefasst und haben uns schnell mit den Umgebungsbedingungen angefreundet. Mit voller Vorfreude schauen wir auf die kommenden Tage in dieser spannenden und faszinierenden Umgebung.

Tag 2: Dünenmeer um Dünenmeer

Der Wecker klingelt, mein Blick schweift umher und ich sehe, dass überall Sand auf dem Bett liegt. Auch im Gesicht fühlt es sich sandig an, die Kopfhaut ist mit einer Sandschicht überzogen und auch die Ohrinnenräume sind nicht verschont geblieben. Der ganze Sand in der Luft ist durch den kleinen Spalt des geöffneten Dachfensters in den Innenraum gekommen und hat alles überzogen. Als wir den Sand zusammen wischen, sehen wir erst das komplette Ausmass.

Grenze zu Saudi Arabien

Nach dem Frühstück und Auftanken aus den Kanistern fahren wir zurück zur Piste. Der Track führt uns nahe an die Grenze zu Saudi Arabien und wir kontrollieren immer wieder, ob wir noch richtig sind. Denn wir wollen nicht illegal nach Saudi Arabien einreisen, weil wir auf der falschen Seite der Düne gefahren sind. Die Piste ist gut erkennbar und wir bleiben in sicherer Entfernung zur Grenze.

Drittgrösste Düne im Oman

Um zu der drittgrössten Düne im Oman zu gelangen, muss man die Piste verlassen und einige Kilometer ohne Strasse auskommen. Trotz vorgängiger Analyse der Satellitenbilder in der Vorbereitung wissen wir nicht, was uns erwartet, haben aber den GPS Track zur Verfügung. Schnell kommen wir zu den ersten Dünen, welche keine Umfahrung mehr zulassen. Da wir heute die Dünen von der „falschen“ Seite anfahren müssen, steht uns eine schwierige Anfahrt bevor. Sarah schafft unter Anleitung von Tobias die erste kleine Düne ohne Problem.

Danach folgen viele weitere Dünen, die überfahren werden müssen. Immer wieder müssen wir aus unseren Autos aussteigen und den Weg zu Fuss ablaufen. Der Weg ist sehr schwer zu finden und so legen wir viele Meter zu Fuss zurück, bevor wir uns wieder ein paar Meter mit den Autos vorwärts bewegen. Vor jeder zu überwindenden Düne ist unsere volle Konzentration auf der hoffentlich korrekten Routenwahl. Bei der Überquerung wechseln sich Nervosität und Freudensprünge ab. Kaum ist die Düne erfolgreich überquert, schnellt das Adrenalin hoch, denn die Gefühle, welche durch diese Fahrerlebnisse ausgelöst werden, sind so toll, dass man am liebsten gleich die nächste Düne anfahren möchte – wohlwissend, dass nun aber zu erst wieder in Ruhe und mit viel Aufmerksamkeit der nächste Abschnitt durchdacht werden muss ;).

Wir arbeiten uns von Dünenfeld zu Dünenfeld weiter, doch irgendwie scheint die ersehnte drittgrösste Düne nicht in machbarer Nähe zu liegen. Mittlerweile ist es Nachmittag und dadurch der Sand weicher als Vormittags, was die Überquerungen zusätzlich erschwert. Nach etlichen Schaufelaktionen und vielen überquerten Dünen sind wir im Begriff aufzugeben und das Nachtlager aufzuschlagen. Tobi unternimmt noch einen Versuch und findet tatsächlich einen Weg, um das vor uns liegenden Dünenmeer herum und der Weg zur grossen Düne liegt nun frei.

Nachtlager auf der Düne

Ob wir die drittgrösste Düne vom Oman erreicht haben oder nicht, wissen wir bis heute nicht. Diese Information haben wir aus der Trackbeschreibung, welche wir als Basis für unsere Routenplanung genutzte haben. Doch wir konnten keine weitere Quellen finden, die beschreiben, wo genau die drittgrösste Düne liegt. Uns ist es egal, denn nicht nur die Düne, bei der wir unser Nachtlager aufschlagen wollen, ist sehr gross, sondern auch unsere Glücksgefühle. Hat vorher die Müdigkeit und die Erschöpfung fast Überhand genommen, sind wir nun wieder alle hellwach, begeistert und stolz.

Beim Hochfahren fahren wir fast in ein grosses Loch, welches wir erst im letzten Moment erkennen. Beim Ausweichen kriegen wir ziemlich Schräglage und Tobias und Martina zieht es hinter uns den Magen zusammen, als sie dies sehen. Glücklicherweise kippen wir nicht und ich kann schön aus der Schräglage raus beschleunigen und die Düne weiter anfahren. Bevor wir uns in etwa der Hälfte der Düne für die Nacht stationieren, fahren Tobi und ich noch fast bis zum höchsten Punkt und drehen eine Runde.

Die Umgebung hier ist einfach traumhaft. Die Dünen leuchten orange-rot und dazwischen glänzen die weissen flachen Abschnitte. Am Abend steigen wir noch bis zur Spitze der Düne auf und beobachten den Sonnenuntergang von dort aus. Der Wind ist zwar noch da, aber es ist viel angenehmer als am Vortag.

Auch der nächste Tag bringt wunderschöne Szenerien mit sich und die Morgensonne taucht die Umgebung in ein wunderschönes Licht.

Tag 3: Heute geht es vorwärts

Nach dem morgendlichen Fotoshooting machen wir uns wieder bei Zeiten auf den Weg. Wir müssen erneut viele Dünenmeere überqueren, bevor wir wieder auf die Piste kommen und wollen dies nicht bei der grössten Hitze und Hunger machen. Zu unserem Erstaunen finden wir den Weg von dieser Seite her ziemlich einfach und kommen schnell vorwärts. Möglicherweise trägt dazu bei, dass wir heute die Dünen von der „richtigen“ Seite anfahren und gleich früh Vormittags diesen Streckenabschnitt bewältigen können. Natürlich fahren wir uns trotzdem hin und wieder fest. Wir unterstützen uns in unserer 4er-Gruppe gegenseitig, was das Freischaufeln deutlich beschleunigt. Wenn wir uns festfahren, können wir einige Male auf das Schaufeln verzichten, da uns Tobi und Martina dann ruckzuck aus dem Sand ziehen.

Erweiterte Route

Bei Punkt X steht für uns eine Entscheidung an: Geht es ab jetzt zurück auf die Hauptstrasse oder können wir noch weiter durch die Wüste fahren und einem Track folgen, welcher uns weiter südlich zurück auf die Hauptstrasse bringt?

Wir analysieren nochmals die herausgesuchte Strecke, prüfen die gecachten Satellitenbilder, berechnen unsere noch vorhandenen Dieselmengen und kontrollieren die Wasserbestände. Wir sehen kein Problem mit unseren Vorräten und der bevorstehenden Route. Es ist entschieden – wir fahren noch etwas weiter durch die Wüste, verlassen den ursprünglich geplanten kürzeren Track und verfolgen die neu geplante Strecke.

Von Rot zu Gelb/Weiss

Die Landschaft verändert sich nun langsam und das Rot der Dünen weicht einem feinen Gelb, ja sogar weisslichen Farbton. Auch gibt es immer wieder längere Abschnitte ohne Sand. Wir kommen sogar bei einzelnen Ölfeldern oder Raffinerien vorbei und haben das Gefühl, dass wir nun langsam wieder zurück zur Zivilisation kommen. Doch dieser Eindruck hält nur kurz an, schnell sind wieder nur wir vier und unseren beiden Autos in der unendlich wirkenden Umgebung.

Plötzlich scheinen die Sanddünen ein Ende gefunden zu haben und wir befinden uns in einer Art Steinwüste. Immer wieder tauchen einzelne höhere Dünen auf. Bei einer stoppen wir, essen eine Kleinigkeit und füllen unseren Dieseltank mit den letzten Kanistern.

Die letzte Nacht in der Wüste

Die Suche für den letzten Schlafplatz in der Wüste fällt uns nicht ganz so einfach. Tobi und Martina erkunden eine Düne und über Funkgerät erfahren wir, dass sie sich dort festgefahren haben. Wir sollen schon mal weiter und beim nächsten Platz schauen. Der Defender ist definitiv etwas geländetauglicher und so können wir auch nicht einfach schnell hoch fahren und die beiden raus ziehen. Das würde wohl darin enden, dass wir beide fest stecken würden. An der Kraft vom Mitsu liegt es nicht, aber unsere Reifenwahl ist für die Wüste nicht ideal. Tobi und Martina fahren oft mit 2.5-3 Bar herum, wo wir schon bei 1.8 Bar sind, um nicht fest zu stecken. Man merkt einfach, dass ihre Auflagefläche grösser ist als unsere.

Am Rande einer hohen Düne finden wir einen guten Platz für die Nacht. Natürlich fahren auch wir uns auf den letzten Metern nochmals richtig schön fest. Als Tobi und Martina uns raus ziehen wollen, fahren sich die beiden neben uns fest. Da hilft nichts anderes, als nochmals eine Schaufelaktion einzulegen, bevor wir uns für die Nacht einrichten können.

Hier ist es fast windstill und wir können endlich unser mitgebrachtes Feuerholz verbrennen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch eine Weile am Feuer und lassen die Reise von Tobi und Martine Revue passieren. Heute sind die beiden ein Jahr unterwegs und haben viel Spannendes gesehen und erlebt (und viel Zeit in Garagen verbracht).

Ganz gemütlich ist es aber nicht, denn etwas zuvor hat Tobi eine riesige Spinne auf dem Fahrersitz gefunden. Wir haben schnell alle Türen beim Mitsu geschlossen und sitzen nun mit angezogenen Beinen auf unseren Campingstühlen. Immer wieder kriecht einem hier etwas über die Füsse und im Dunkeln ist es schwer zu erkennen, was es für ein Tier ist und ob es möglicherweise giftig ist.

Tag 4: Wenn das Ziel in die Ferne rückt

Der neue Tag beginnt nach dem Frühstück mit einem steilen Anstieg zur Düne zu Fuss. Die Lunge brennt und ich merke, dass ich schon länger keinen Sport mehr gemacht habe. Die heissen Temperaturen oder der viele Schnee haben mich davon abgehalten, anstrengende Tätigkeiten zu machen. Nun ja, hoch schaffe ich es trotzdem und oben bietet sich ein schöner Weitblick über unseren Schlafplatz und die Umgebung.

Unten rechts im Bild sieht man unseren Schlafplatz für die letzte Nacht in der Wüste

Feiner Sand überall

Wir machen uns auf den Weg und befinden uns schnell auf ständiger Suche nach dem richtigen Weg. Immer wieder kommen wir an Stellen, wo kein offensichtlicher Track mehr sichtbar ist. Die Piste endet oft in Dünen, welche man umfahren muss. Dahinter verbergen sich ab und an noch mehr kleine Dünen, welche wir durchfahren müssen. Der Sand hier ist extrem fein und wir fahren uns immer wieder fest. Zum Glück sind wir nicht alleine hier, denn einmal fahren wir uns so richtig übel fest. Das Getriebe setzt leicht auf dem Sand auf und das hintere rechte Rad ist schon in der Luft. Ohne die Winde von Martina und Tobi hätte die Befreiungsaktion hier wohl definitiv länger gedauert.

Auch legen wir viele Meter zu Fuss zurück, um die Gegend zu erkunden und einen geeigneten Weg zu finden. Die Zusammenarbeit in unserer Gruppe klappt trotz Anstrengung und Hitze sehr gut. Jede Überlegung wird ernst genommen, gemeinsam werden Ideen abgewägt und niemand treibt Schnellschüsse oder unüberlegte Aktionen an.

Die Suche nach dem richtigen Track

Nur kurze Zeit führt uns der Track erneut an eine nicht zu überquerende Düne. Wieder stehen wir vor der Entscheidung: Links oder Rechts durch. Wir entscheiden uns für Rechts. Leider folgt nach dieser Düne erneut eine weitere, die uns zwingt, weiter rechts zu fahren. So geht es einige Kilometer weiter und der Punkt (wir) auf dem Navigationsgerät entfernt sich immer weiter weg von der ursprünglich geplanten Route. Langsam zweifeln wir an unserer Entscheidung. Wir überlegen uns, ein kleines Dünenmeer zu überqueren, doch es scheint, als würde uns dort nur ein „Dünenkessel“ erwarten. Auch das Fliegen der Drohne bestätigt das Bild.

Haben wir heute bis jetzt immer wieder einen Weg gefunden, der mit den gesetzten GPS-Punkten im Navigationssystem in Einklang gebracht werden konnte, stellt die aktuelle Situation eine neue Herausfordung an uns: Wir müssen einen anderen Weg einschlagen, auf den GPS-Track kommen wir wohl nicht mehr, denn auch die gecachten Satellitenbilder bestätigen das Bild. Nochmals gehen wir das gesamte uns zur Verfügung stehendes Material durch. Ich entdecke eine eingezeichnete Strecke, welche womöglich eine Strasse sein könnte, 30 Kilometer von uns entfernt.

Wir beschliessen, dass wir weitere 30 Kilometer der „Dünenwand“ (auf dem Bild oben sieht sie klein aus, aber in der Realität war die neben uns vorbeiziehende Wand riesig) folgen und hoffen, dort auf eine Strasse zu treffen, welche durch die Dünen hindurch und zurück zur Hauptstrasse führt. Die Dieselvorräte reichen noch gut für diese Strecke, aber wir sind uns bewusst, dass wenn dort keine Strasse ist, wir langsam zum Notfallplan wechseln müssen. Das wäre, dass wir, um Diesel zu sparen, nur mit einem Fahrzeug weiter fahren und einen Weg aus der Wüste suchen. Nun ja, jetzt erst mal die 30 Kilometer abwarten.

Obwohl auf OsmAnd dort ein grösserer Weg, welcher zu einem Gebäude führt, eingezeichnet ist, sind wir uns nicht sicher, ob dieser wirklich existiert. So werden die 30 Kilometer zu einer Geduldsprobe für alle. Dass wir alle hungrig sind, hilft sicher nicht dabei. Jetzt jedoch eine Pause einzulegen kommt für alle nicht in Frage: Wir wollen wissen, was uns nach diesen 30 Kilometern erwartet.

Fast unwirklich endet nach 30 Kilometern die meterhohe Dünenwand und wir treffen auf die erhoffte Piste. Wir sind alle froh, dass diese existiert. Auf einer Wellbrettpiste geht es nun Richtung Hauptstrasse. Gefühlt unglaublich schnell taucht die geteerte Strasse mit den vielen Autos und Lastwagen vor uns auf. Waren wir noch gerade umringt von riesigen Sanddünen, ausgesetzt den Regeln der Wüste, stehen wir nun hier in der Einöde, die Dünen und die passierte kleine Oase vom Dunst nicht mehr sichtbar.

Wadi Muqshin

Nicht weit von der Wüste befindet sich das Wadi Muqshin. Dort verbringen wir die letzte Nacht unserer Wüstentour an einem Salzfluss, wischen den Sand aus unseren Autos (ja, es ist viel) und lassen nochmals die letzten Tage Revue passieren.

Fazit zur Tour durch die Rub al-Khali (The Empty Quarter)

Für uns war es die erste Tour durch eine Wüste und dies mit dem eigenen Auto. Wir haben uns in der Vorbereitung mit den uns zur verfügungstehenden Informationen intensiv auseinandergesetzt und trotzdem konnten wir uns nicht wirklich vorstellen, was uns da erwartet. Anhand der Satellitenbilder hatte ich ein etwas falsches Bild von der Umgebung. Ich dachte, dass es zwischen den Dünen viel mehr harten Boden gibt, auf dem man fahren kann, ohne gross Schwierigkeiten zu haben. Dies war nicht so, denn dort gab es viele kleine Dünen und teilweise war der Boden mit sehr weichem Sand bedeckt, was den Dieselverbrauch deutlich erhöhte.

Auch kann man sich schwer vorstellen, wie das Klima in solch einer lebensfeindlichen Region ist. Die Hitze alleine ist schon anstrengend, aber kombiniert mit viel Wind und dem dadurch aufgewirbelten Sand ist es nochmals eine Stufe weniger erträglich. Nach den ersten beiden Tagen war unsere Kopfhaut mit Sand bedeckt und wir hatten keine Chance mehr, den Sand dort weg zu bekommen. Genau so erging es auch unserem Mitsu. Der Sand hat sich in jeder noch so kleinen Ritze abgesetzt und ist nur schwer wieder los zu werden.

Die detaillierte Planung und Studie der Satellitenbilder hat sich aber schlussendlich ausgezahlt und einem alternative Wege ermöglicht. Dies beinhaltet auch die Planung über Wasser- und Dieselvorräte, welche in genügenden Masse aufgestockt worden sind. Wir haben um die 600 km Weg durch die Wüste zurück gelegt und dabei 99 Liter Diesel verbrannt. Mit 40 Liter Trinkwasser und 20 Liter Grauwasser waren wir zwar nicht überdimensioniert, aber es hat gut gereicht.

Zuletzt war es eine sehr lehrreiche und wunderschöne Zeit. Wir haben die Wüste aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen und erlebt. Wir haben die Wüste gefühlt: Sand, Hitze, die Kühle in der Nacht und die erbarmungslose Trockenheit, welche unseren Lippen und unserer Haut ziemlich zugesetzt hat. Trotz diesen Extremen, hat uns die Schönheit der Wüste überwältigt und in ihren Bann gezogen.

Zudem haben wir viel über das Navigieren und Fahren in der Wüste gelernt. Nicht nur unser Wissen ist deutlich gewachsen, sondern mit jeder Düne, mit jedem Schaufeln und mit jedem weiteren Meter hat sich sowohl unser Erfahrungsschatz an Fähigkeiten wie auch emotionalem Zutrauen verstärkt.

Die angenommenen Grenzen unseres Fahrzeuges und dessen Ausstattung haben sich bestätigt, doch was mit dem „Mitsu“ alles möglich ist, hat uns überrascht. Wir hätten nicht gedacht, dass so viel möglich sein wird. Equipment technisch waren wir gut ausgerüstet und konnten unsere Sandbleche oft einsetzten und sind froh, dass wir vier Stück davon haben und nicht nur zwei.

Zuletzt ein grosses Dankeschön an Martina und Tobi, dass ihr mit uns diese Tour gemacht habt und wir gemeinsam auf dieses Abenteuer gehen konnten. Es hat viel Spass gemacht und diese Erfahrung wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Denn was wir auch wissen: Die Wüste fordert viel und nur mit Menschen, mit welchen man gemeinsam Nachdenken und Entscheidungen treffen kann, ist so etwas möglich.

Track durch die Rub al-Khali

Vollbildanzeige

Übernachtungsorte: 26.03. – 29.03. Umgebug Rub al-Khali / 30.03. Umgebung Wadi Muqshin

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