Albanien, Mirdita

Datum: 19. September – 20. September 2021

Mirdita West

Wir verlassen Shkodra und machen uns auf den Weg zur nächsten Offroad-Route. Unser Weg soll uns durch den westlichen Teil der Region Mirdita führen. Die Mirdita ist eine der ärmsten Regionen in Albanien und wir wollen uns ein Bild davon machen. In einer steilen Kurve verlasse wir die Hauptstrasse, lassen Luft aus unseren Reifen und fahren bei etwas Wolken und Sonnenschein los. Die ersten Kilometer sind nicht schwer zu bewältigen, schliesslich hat es keine all zu grossen Auswaschungen und Schlaglöcher. Wir passieren kleinere Felswände, welche in verschiedenen Rot-, Grün- und Schwarztönen erscheinen. So verfärbt sich auch der Untergrund, auf welchem wir fahren immer wieder. Mal fahren wir auf rotem Boden, welcher dann direkt in grünen Schotter wechselt und kurze Zeit später wieder zu grauem/schwarzen Kies über geht.

Erste Flussdurchfahrt

Als wir bei der ersten Brücke ankommen, prüfen wir wie immer deren Stabilität. In Albanien ist man gut beraten, nicht einfach über eine der vielen Holzbrücken zu fahren, sondern zuerst nachzusehen, wie deren Zustand ist. Sogleich ruft uns ein junger Mann zu sich und gibt uns per Handzeichen zu verstehen, dass wir nicht über dir Brücke fahren sollen. Wir folgen seinen Anweisungen und kehren zurück zu einem Haus. Dort erklärt er uns auf italienisch, dass die Brücke nicht mehr stabil genug sei für kleinere Transporter und dass wir hinten rum müssen.

Wir bedanken uns und fahren einen Teil der Strecke zurück. Unserer Karte nach, müssen wir ganz zurück auf die befestigte Strasse und es etwas weiter östlich nochmals versuchen. Ich bin der Meinung, dass er uns etwas anderes sagen wollte und prüfe auf Google Maps die Alternativen. Es sieht so aus, als meinte er, dass wir durch den Fluss fahren sollen. Nachdem wir nochmals gewendet haben und unterwegs zu der passenden Stelle fahren, kommt uns der junge Mann entgegen und deutet auf den Weg, welcher zum Fluss führt. Er wollte sicher sein, dass wir den Ort finden, den er gemeint hat, und lief deshalb in unsere Richtung, um uns die Passage zu zeigen. Ehe wir uns versahen, machte Sarah die erste Flussdurchfahrt mit dem Mitsu auf unserer Reise. Glücklicherweise war der Wasserstand ziemlich tief und es war eher ein kleines Bächlein.

Wir unterhalten uns noch ein wenig mit dem Mann und erfahren, dass hier kein Geld von der Regierung hin fliesse und deshalb die Strassen und Brücken oft schlecht gewartet seien. Zudem gäbe es hier nicht viel, um davon zu leben. Da unser Italienisch nicht so gut ist und wir auf Spanisch nicht so viel nachfragen können, bedanken wir uns und verschabschieden uns von ihm.

Lottrige Brücke

Etwas weiter auf der Strecke passieren wir ein kleines Wasserkraftwerk. Sieht so aus, als wäre hier etwas Grösseres geplant und diverse Bauarbeiten sind im Gange. Schon von etwas weiter weg erspähen wir die nächste Holzbrücke und sehen, dass sie bereits etwas gebogen wirkt. Eine Flussdurchfahrt etwas weiter unten am Fluss ist erkennbar, aber wir können weder die Tiefe noch die Strömung abschätzen – das braune Wasser vom Regen macht die Aufgabe nicht einfacher. Eine kurze Inspektion der Brücke und wir entscheiden uns, über die Brücke zu fahren. Etwas nervös fahren wir los. Lautes Klappern der teilweise losen Holzbretter begleitet uns während der Fahrt, aber die Brücke hält.

Stausee

Weiter geht der Weg durchs Nichts. Wir treffen keine Personen, sehen keine Häuser und bei Aussichtspunkten können wir meist nur Hügel und Bäume sehen.

Kurz vor dem künstlich angelegten Stausee ändert sich dieses Bild langsam. Es wird vermehrt Landwirtschaft betrieben und uns kommen Personen auf Pickups entgegen.

Wir sehen 1-2 schöne Plätze für die Übernachtung, wollen aber weiter bis zum Stausee, denn dort sollen die schönsten Plätze liegen. Dort angekommen, sind wir beide etwas enttäuscht. Die Sonne schiebt sich hinter die Wolken und schöne Plätzchen für die Übernachtung finden wir keine. Der Stausee wirkt auf uns nicht besonders schön und wir entschliessen uns, direkt den Weg zur nächsten Offroad-Strecke anzufahren, um dort am Anfang der Strecke oder unterwegs eine Übernachtung zu suchen.

Mirdita Ost

Auf dem Weg klappern wir diverse Möglichkeiten ab und sehen einen wunderschöne Abendstimmung.

Leider haben wir immer noch keinen Schlafplatz gefunden und wir sind bereits auf der nächsten Offroad-Route gelandet. Diese führt uns in einen Canyon hoch zum alten Gefängnis von Spaç. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und wir fahren im Halbdunkeln die Schotterstrasse hoch. Links geht es steil runter in die Schlucht und rechts neben der Strasse steigen steile Felswände empor. Hier werden wir wohl nicht fündig für eine Übernachtung, zudem haben wir hier keine Verbindung mit dem Internet. Grundsätzlich wäre dies nicht so wichtig, jedoch hat heute meine Mutter Geburtstag und ich will nach dem Abendessen noch anrufen.

Übernachtung auf der Autobahnraststätte

Sarah ist genervt und enttäuscht über die Situation. Ich erinnere mich, dass wir unterwegs eine Autobahnraststätte gesehen haben und wir wollen versuchen, ob wir von der Nebenstrasse dort auf den Parkplatz kommen. Zum Glück ist dies möglich und so finden wir doch noch einen Platz für die Übernachtung. Zwar nicht der Schönste, dafür haben wir aber eine Toilette, Internet und fühlen uns sicher.

Kommunistisches Gefangenenlager Spaç

Am nächsten Tag trinken wir einen Kaffee an der Tankstelle und fahren unseren ersten Stopp an: Das Gefängnis Spaç. Dort wurden während dem kommunistischen Regime die Gefangen gezwungen, in den Mienen nach Kupfer zu schürfen. Die Bedingungen der Inhaftierten waren miserabel und bei den kalten Temperaturen im Winter hat sich die Situation nochmals verschärft. Viele Gefangen starben während ihrem Aufenthalt in diesem Gefängnis und wurden ohne Namen und Zeremonie „begraben“. Ein Wegweiser deutet die Richtung zum Friedhof – direkt neben der Strasse den steilen Abhang runter.

Besuchende mussten damals den 7 km weiten Weg hoch zum Gefängnis zu Fuss zurück legen und den Transportern der Mineralien wurde verboten, diese mitzunehmen. Deshalb wird der Weg von Reps hoch zum Gefängnis auch „Die Strasse der Qual“ genannt.

Heute steht ein modernes Bergwerk etwas weiter oben am Hang, welches von einem türkischen Unternehmen geführt wird.

Umfahrung der geplanten Strecke

Eigentlich soll die Route weiter durch den Canyon führen. Nach der nächsten Kurve ist jedoch einiges an Geröll auf die Strasse gespült worden. Diese Passage wäre noch machbar gewesen, aber als wir beim Security des Bergwerks nach dem Zustand der Strasse fragen, meinte dieser bloss, dass es wegen dem Regen nicht möglich sei. So entscheiden wir uns, nochmals zurück nach Reps zu fahren und die reguläre Strass in Richtung Kukës zu nehmen.

Auch hier sehen wir die Folgen der intensiven Regenfälle der letzten Tage und sind froh, haben wir uns für diesen Weg entschieden.

Ganz können wir es doch nicht lassen und so versuchen wir zumindest einen Teil der Strecke von der anderen Richtung her zu fahren. Dort sieht die Strasse ziemlich gut aus und wir sind überzeugt, dass wir es bis zu dem geplanten Übernachtungsort schaffen.

Auch hier wird Bergbau betrieben und durch die vielen Lastwagen ist die Strasse einigermassen gut ausgebaut. Klar gibt es Auswaschungen und Schlaglöcher, aber zumindest ist die Strasse nicht mit Kies aus den Bergen überflutet.

Uns gefällt dieses Gegend sehr gut und bereits am Nachmittag kommen wir bei unserem Übernachtungsplatz an. Endlich können wir an der Sonne etwas von den vielen Kilometern entspannen und die Zeit nutzen, um etwas zu Lesen, die Gegend zu erkunden und sich über verschiedene Achstypen bei Autos zu informieren.

Indoor Küche für windige und regnerische Tage

Leider wird es am Abend kalt und windig und unser Spirituskocher hat Mühe bei dem Wind seine volle Leistung zu erbringen. Sarah kommt die Idee, wie wir im Inneren eine kleine Kochstelle einrichten können. Diese bewährt sich und so sind wir auch für richtiges „Huduwätter“ gerüstet.

Übernachtungsorte: 19.09. Umgebung Autobahn Raststätte Reps / 20.09. Umgebung Kimëz

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