Armenien, Dilijan Nationalpark

Datum: 11. Juni – 13. Juni 2022

Der Dilijan Nationalpark

Der Dilijan Nationalpark befindet sich im Nordosten von Armenien und erstreckt sich über eine Fläche von 24’000 ha. Das Gebiet zählte seit 1958 als staatliches Naturschutzgebiet. Im Jahr 2002 wurde das Reservat in eine Nationalpark umgewandelt. 91% der Fläche ist mit Wäldern bedeckt, es gibt über 1150 Pflanzenarten, 480 verschiedene Pilzarten und 280 Arten von Tieren. Nebst der Flora und Faune befinden sich im Park neun bewohnte Siedlungen.

Um eine Übersicht über den Nationalpark zu erhalten, nutze ich folgende Seite https://visitdilijan.com/ und für die Wanderungen orientierte ich mich an der Armenischen Wanderapp https://hikearmenia.org/. Vor Ort besuchten wir zusätzlich das Touristenbüro in der Ortschaft Dilijan. Die Mitarbeitenden haben gute Englischkenntnisse und wissen über die Möglichkeiten der Region wie zum Beispiel Treks und Restaurants bescheid.

Das Dorf Hovk

Unser erste ausgewählte Ortschaft ist das Dorf Hovk mit 435 Dorfbewohnenden. Es liegt auf einer Höhe von 1190 Metern und der Ortsname bedeutet übersetzt „Brise“. Die Beschreibung auf der Visit Dilijan Seite hat unser Interesse geweckt: Höher als die umliegenden Ortschaften, in einen steilen Hang gebaut, steile Klippen und Aussicht auf die Umgebung. Zusätzlich führt die spannend klingende Wanderung „Three Hawks Loop“ in dieser Umgebung vorbei. Da die Wettervorhersage jeweils Nachmittags heftige Gewitter vorhersagt, entscheiden wir uns gegen die 27 Kilometer lange Wanderung und entdecken den Berg Apakekar als Alternative.

Um gleich am Morgen mit der Wanderung starten zu können, hoffen wir einen Stellplatz oberhalb des Dorfes zu entdecken. Die Strasse wird zunehmender steiler und enger, teilweise hängen die Äste der Obstbäume tief runter, doch mit unserem Mitsu arbeiten wir uns erfolgreich Meter für Meter hoch und werden mit einem mystischen Stellplatz belohnt. Die vereinzelten Dorfbewohner, welcher wir auf dem Weg antreffen, scheinen mit unserer Anwesenheit einverstanden zu sein und ein Schafhirte beobachtet unsere Kochaktion über längere Zeit hinweg. In völliger Dunkelheit und begleitet von einem leisen Froschkonzert versinken wir in einen tiefen und erholsamen Schlaf.

Wanderung zum Apakekar

Die Wanderung führt zunächst auf einem Jeeptrail entlang von Blumenwiesen, wird aber bald von einem feinen überwachsenen Trampelpfad abgelöst. Wir geniessen die Aussicht auf die Umgebung und auf die Klippen bei Hovk. Wir verlieren für einen Moment die Wanderzeichen, doch mittels unserer Wanderapp (Komoot) finden wir mit einem kleinen Umweg schnell wieder auf den richtigen Pfad. Ab dem Anstieg des Berges führt uns der Weg durch den Wald. Oben angekommen wird auf den letzten Metern die Waldatmosphäre abgelöst, vor uns liegt freie Sicht auf die Umgebung und über uns kreisen verschiedene Vogelarten.

Für den Hinweg benötigten wir 1h40, für den Rückweg 1h. Wir sind während der gesamten Wanderung alleine unterwegs.

Die Ortschaft Dilijan

Nur kurz nach der Rückkehr von der Wanderung verdichten sich die Wolken, werden zunehmend dunkler und schon bald starten starke Regengüsse über die Region. Während wir die Strecke in Richtung Dilijan zurücklegen, prasselt der Regen an unsere Autoscheiben.

Einst bestand Dilijan aus acht verschiedenen Dörfern, welche sich Mitte des 20 Jahrhunderts zu einer Ortschaft vereinten. Heute zählt Dilijan eine Einwohnerzahl von 17’600 und ist Dreh- und Angelpunkt für Ausflüge im Nationalpark. Auf der Seite Visit Dilijan entdecke ich folgende Legende: Ein junger Hirte aus Pujur Dili namens Dili verliebte sich in die Tochter seines Herrns. Doch der Meister verbot die Heirat und schickt seine Männer los, um den Hirten ermorden zu lassen. Seine Mutter und die Nachbarn durchkämmten tagelang die Wälder und ruften „Dili jan“ (übersetzt Dili Liebling), doch sie fanden ihn nicht. Es bleibt unklar, ob die anderen Dorfbewohner durch die Rufe „Dili jan“ annahmen, der Ort heisst so oder ob die Frage „Hast du Dili jan“ gesehen die Namensgebung gab. Die Frage bleibt bis heute offen.

Wir rekognoszieren den Wanderstartpunkt für den geplanten „Tri Peak Trail“ für Morgen. Durch den Regen ist die gesamte Umgebung beim Start schlammig und wir entscheiden uns dieses Mal gegen einen Schlafplatz mit Aussicht oberhalb der Ortschaft und steuern stattdessen die kleine Nebenstrasse bei der Touristeninformation an, welche für die nächsten zwei Nächte unsere Stellplatz ist.

In Dilijan befindet sich ein kleiner Teich, bei welchem das Fischen verboten ist. Dies scheint die lokale Bevölkerung aber nicht zu stören.

Vegetarische Restaurants in Dilijan

Statt Naturumgebung über die Nacht geben wir Platz für abendliche Restaurantbesuche, welche wir nun zu Fuss erreichen können. Wir testen das Restaurant Tava und das Restaurant Kchuch aus, welche anscheinend dem gleichen Betreiber gehören und verschiedene armenische Speisen in vegetarischer Variante anbieten. Beide Restaurants sind sehr schön eingerichtet und das Essen ist lecker. Unser Liebling ist das Tava. Der riesige Vorspeise Teller reicht locker für zwei Personen. Nach dem wir noch zwei Hauptspeisen geniessen, sind wir eindeutig überessen aber zufrieden.

Deshalb bestellen wir im Kchuch Restaurant nur eine Vorspeise und eine Hauptspeise, doch dieses Mal reicht der Platz noch für je ein Dessert. Für armenische Verhältnisse sind die Restaurants teuer, doch sie haben uns eine tolle Möglichkeit gegeben, vegetarisch armenische Speisen auszuprobieren und zufrieden mit vollen Bäuchen einzuschlummern (umgerechnet haben wir für die genannten Speisen inklusive je ein Getränk zusammen etwa 30 Euro bezahlt).

Wanderung Tri Peak Trail

Der Wanderweg führt des Öfteren entlang eines Jeeptracks, jedoch so verwaschen und steil, dass ich ganz zufrieden bin, diesen zu Fuss und nicht mit einem Fahrzeug zurückzulegen. Der Weg führt zu einer Jurte ganz in der Nähe des Berges. Der erste Teil führt durch einen bewaldeten Abschnitt. Der Boden ist noch nass vom gestrigen Regen und wir bewegen uns nur langsam über den glitschigen Untergrund. Ein Hirtenhund mit seinen Kühen lässt mein Herz vor Angst höher schlagen, doch wir passieren ihn ohne weiteren Vorkommnisse. Kaum verlassenen wir den Wald, ist der Weg trocken und wir geniessen ab jetzt die Aussicht auf die Umgebung.

Etwa in der Hälfte des Weges weist ein Schild auf die Bärenvorkommnisse in der Region hin. Kurz vor dem steilen Anstieg am Schluss müssen wir an einer jungen Herde von Kälbern vorbei. Schnell haben sie uns entdeckt und schlagen ihren Weg in unsere Richtung ein, mein Herz ist schon wieder auf Hochtouren am Schlagen und ich bin sehr erleichtert, als wir endlich wieder in ziemlicher Ferne der verspielten Herde sind. Der letzte Abschnitt ist steil, doch bald erreichen wir den Gipfel und geniessen unser Mittagessen mit wunderbaren Aussicht über die Region.

Für den Hinweg benötigen wir 2.5h, für den Rückweg 2h. Wir begegnen heute einem Fahrzeug. Eine ältere Dame und ein älterer Herr, welche wir später wieder antreffen beim Sammeln von Heilpflanzen, und einen weiteren Wanderer, gerade als wir wieder zum Startpunkt zurückkehren.

Fazit zum Dilijan Nationalpark

Die Ruhe und das Wandern im Dilijan Nationalpark hat uns sehr entsprochen. Nebst den schönen Stunden in der Natur haben wir die gut aufbereiteten Informationen geschätzt, welche sowohl vor Ort in Dilijan als auch Online zur Verfügung gestellt werden. Das grösste und wohl auch tourististische Dorf Dilijan hat uns optisch nicht überzeugt, eignet sich jedoch als Ausgangsort und für den Genuss von leckeren armenischen Gerichte als vegetarische Varianten.

Übernachtungsorte: 11.06. Umgebung Hovk / 12.-13.06. Umgebung Dilijan

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