Iran, Bandar Abbas bis Shiraz

Datum: 01. Mai – 04. Mai 2022

Unsere zweite Einreise in den Iran

Am 09. März 2022 sind wir aus Bandar Abbas im Iran ausgereist und in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingereist. Knapp zwei Monate später sind wir wieder hier. Am 29. April 2002 sind wir in Bandar Abbas zum zweiten Mal in diesem Jahr in den Iran eingereist.

Visa

Das Visa für unseren zweiten Aufenthalt im Iran organisierten wir im Oman. Erneut über eine Agentur erledigten wir den ersten Schritt: Die Organisation des RN-Dokumentes. Wir nutzen dieses Mal die Agentur Tab Persia. Nach drei Tagen erhielten wir per Mail das Dokument. Wir mussten vorgängig eine Reiseroute inklusive Übernachtungsorten zusammenstellen. Dieses Mal erledigten wir dies für 30 Tage, neu kann man für das erste Visa sogar 45 Tage beantragen. Die Kosten für die Dienstleistung von Tab Persia beträgt etwa 20 Euro / Person.

Mit dem RN konnten wir auf der iranischen Botschaft in Maskat die restlichen Formalitäten erledigen, in der Nähe bei einer Bank die Gebühren einbezahlen (22 OMR / Person, etwa 56 Euro / Person) und das Visa abholen. Alle aktuellen Standorte entnehmen wir jeweils aus iOverlander. Bei uns war es kein Problem, innert kürzester Zeit erneut ein Visa für den Iran zu erhalten.

Autoversicherung

In Bandar Abbas steuern wir die gleiche Autoversicherung „Iran Insurance“ wie beim letzten Mal an, dieses Mal einfach das Büro in Bandar Abbas (27.18494, 56.29696) und nicht in Täbris. Leider stellt der zuständige Mitarbeitende uns nur einen Monat die Autoversicherung aus, obwohl wir zwei Monate wollen. Auf unsere Nachfrage, warum er nur einen Monat ausstellen könne, antwortet er, dass auf der Notiz auf der Rückseite unseres Carnet de Passage ein Monat notiert sei. Wir gehen davon aus, dass dies auch beim letzten Mal so war, jedoch niemanden interessierte, wie lange wir die Versicherung bezahlen wollen. Einmal mehr zeigt sich für uns, dass im Iran bürokratische Abläufe sehr personenabhängig sein können. Nun ja, wir können es nicht ändern und nehmen die Situation, wie sie ist. Sollten wir unser Visa verlängern, müssen wir halt dieses Mal auch nochmals den Gang ins Versicherungsbüro machen, aber das sind Zukunftsthemen.

Mehr erstaunt sind wir über den Preis. Wir bezahlen umgerechnet um die 40 Euro für einen Monat, letztes Mal haben wir um die 33 Euro für zwei Monate bezahlt. Wir gehen ins Büro des Chefs und fragen nach: Die Preis seien bei Neujahr (Nowruz im März) in verschiedenen Lebensbereichen gestiegen. Für uns ist es ja schon deutlich teurer, doch wenn ich dies in iranische Verhältnisse setzte, sind die Preiserhöhungen enorm.

Iranisches Nummernschild

Bei den Einreiseformalitäten des Autos am Hafen von Bandar Abbas ist ein iranisches Nummernschild kein Thema, wir fragen auch nicht nach und deshalb fällt dieses Prozedere dieses Mal für uns zum Glück weg.

Geldwechsel

Wir freuen uns schon auf den Geldwechsel, da das Büro in Bandar Abbas (27.179008, 56.275546, Zaytoon Market, 1.Stock) zu einem fast identischen Kurs von Bonbast wechselt, was fantastisch ist. Auch dieses Mal können wir ohne Probleme hohe Geldbeträge zu diesem Kurs wechseln.

SIM Karte

Da wir schon eine SIM-Karte von Hamrah e Aval besitzen, müssen wir diese bei der jetzigen Einreise nur wieder aufladen. Da wir letztes Mal die beiden SIM-Slots von Flo genutzt haben und die nun blockiert sind, kommt die SIM Karte in mein Natel, welches wir im Iran noch nicht genutzt haben. Auch hier sind die Preise gestiegen: Für uns ist es nach wie vor unglaublich billig, für die Menschen hier trotzdem ein Preisanstieg. Dieses Mal kosten 15GB umgerechnet etwa 2.50 Euro, letztes Mal bekamen wir für diesen Preis 25GB, wobei dies eine Aktion war.

Taxi-App Snapp

Bei unserem ersten Aufenthalt im Iran haben wir die Taxi-App „Snapp“ nicht getestet, dass ändern wir dieses Mal. Mit einer iranischen Telefonnummern kann man sich registrieren (alles ist auf Farsi, aber da bekommt man ganz bestimmt Hilfe von irgendjemandem). Wir sind von der App begeistert: Das Ganze funktioniert wie das für uns bekannte Uber. Die Taxifahrenden erscheinen jeweils schnell und zuverlässig, die Route ist für alle klar und auch der Preis ist mittels der App schon im voraus fixiert.

Wir sind zurück im Iran

All die Starterledigungen benötigen auch dieses Mal wieder Zeit und Gelassenheit. Die Dinge ändern sich und abzuarbeitende Punkte sind teilweise personenabhängig, doch wir merken, dass wir uns vor kurzem schon zwei Monate in diesem Land bewegt haben. Der Iran fordert uns auch dieses Mal sofort mit allen Sinnen und doch haben wir ein inneres Gefühl von „Bekanntem“, was uns frei und zufrieden im Getümmel bewegen lässt. Natürlich auch, weil wir sofort wieder im grossen Interesse, Geselligkeit und Gastfreundschaft der Iranerinnen und Iranern sind. Die Menschen begrüssen uns, schenken etwas, lächeln uns zu und fragen für gemeinsame Fotos. Der Abendspaziergang ist lebendig, die Strassen voll mit Menschen, gemischt von Frauen und Männer, und die Kleidung farbig. Ja, wir sind wieder mittendrin.

Küste von Bandar Abbas bis Asaluyeh

In der Nacht vom 07. auf den 08. Mai landet meine Schwester in Shiraz und wird mit uns gemeinsam während zwei Wochen den Iran erkunden. Die Vorfreude ist riesig und darf nun auch voll und ganz Platz nehmen. Bis wir und unser „Mitsu“ die Einreise geschafft haben, blieb eine innerliche Anspannung bestehen mit „Hoffentlich klappt alles“ – und es hat geklappt.

Wir sind etwas unschlüssig, welche Route wir für die verbleibenden Tage wählen. Sollen wir von Bandar Abbas direkt eine Route durchs Landesinnere bis Shiraz wählen oder zieht es uns nochmals an die Küste, obwohl wir diese schon bereist haben? Nach etwas Hin und Her entscheiden wir uns für die Küste und werden die Entscheidung nicht bereuen.

Wir haben Glück, die Tagestemperaturen sind während unserer Küstenzeit etwa um die 35 Grad. Gemäss den Iranerinnen und Iranern klettert das Thermometer in dieser Jahreszeit in dieser Region normalerweise ohne Problem auf bis auf 45 Grad, was eine Woche später auch eintrifft. Wir verbringen einige Tage an uns schon bekannten und neuen Stellen entlang der Küste bei verhältnismässig angenehmen Temperaturen und kaum Leuten, da die Saison hier vorbei ist.

Umgebung von Firouzabad

Nach Asaluyeh verlassen wir die Küste und machen uns auf Richtung Firouzabad, der ehemaligen Residenzstadt von Ardaschir I. Ardaschir I. war der Gründer des Sassanidenreichs, des Neupersischen Reichs.

Die Strasse schlängelt sich entlang des Gebirges immer weiter hoch. Doch gegen unserer Annahme, dass die zunehmende Höhe möglicherweise kühlere Temperaturen bedeuten können, steigt die Anzeige in unserem Auto weiter nach oben. Um 18:15 Uhr ist es nun 43.6 Grad. Die Umgebung liegt in einem starken Dunst, die Hitze bringt alles zum Flimmern. Es wird Zeit, eine geeignete Stelle für die Übernachtung zu finden, doch wir werden heute irgendwie nicht wirklich fündig. Gross weg von der Hauptachse wollen wir nicht, doch direkt dem Strassenlärm ausgesetzt sein soll es auch nicht sein. Der Lärmpegel der Fahrzeuge im Iran ist hoch. Wir haben es schon fast vergessen, nun aber nach mehreren Wochen in anderen Ländern fällt uns dies wieder auf.

Schlussendlich werden wir vor Sonnenuntergang doch noch fündig und schlafen etwas unruhig ein, es war ein anstrengender Tag.

Überreste aus dem Sassanidenreich

In der Umgebung von Firouzabad gibt es diverse Hinterlassenschaften aus der Zeit der Sassaniden. Wir haben uns bis anhin kaum mit der Zeit der Sassaniden beschäftigt und auch jetzt wissen wir kaum etwas, doch es spricht ja nichts dagegen, dass eine oder andere Bauwerk dieser Zeit zu betrachten: Ein Feuertempel (Verehrungsorte im Zoroastrismus), Wandreliefs und die Dokhtar Burg.

Auf dem Weg zum Dokhtar Castle bleibt Flo plötzlich vor mir stehen. Die Sonne glüht, ich schwitze in meiner langen Kleidung, das Kopftuch habe ich turbanartig um mein Haar gebunden, damit etwas Gehwind an meinen Körper gelangt. „Sarah, eine Schlange, gleich da im Gebüsch“. Und da sehe auch ich sie, versteckt im Gebüsch, aber direkt neben dem Gehweg. Viel Ausweichmöglichkeiten haben wir nicht, doch wir versuchen die grösstmögliche Distanz zwischen der Schlange und uns zu bringen. Natürlich immer mit festem Blick auf die Schlange, doch die scheint sich weder von uns gestört zu fühlen, noch scheinen wir sie mit unserer Nähe nervös zu machen. Auf dem Rückweg ist sie nicht mehr an diesem Platz.

Da wir denn Kopf nicht genau sehen, finden wir bei unserer späteren Recherche nicht heraus, was es für eine Schlange war. Doch mehrere Wochen nach diesem Ereignis werden wir erfahren, dass es mit grosser Wahrscheinlichkeit eine giftige Viper war.

Deutsch lernen und Gastfreundschaft

Wieder unterwegs geht es nicht lange, da winkt ein vor uns fahrendes Auto uns auf die Seite. Ein feiner, sportlicher Mann mit einem herzlichen Lachen kommt auf uns zu. Er spricht uns in perfektem Deutsch an. Wir kommen ins Gespräch mit dem sympatischen und jungen Mann. Er lädt uns zu sich ein, seine Frau, seine Tochter und er würden sich sehr freuen, sich länger mit uns zu unterhalten und uns einzuladen. Seine Frau und er lernen seit einigen Wochen mehrmals wöchentlich Deutsch. Sie wollen nach Deutschland auswandern, um dort ein Leben aufzubauen. Flo und ich sind über die perfekt gesprochene Sprache überrascht und der Herr ist uns sympathisch. Wir sind zurückhaltend bei Einladungen auf Reisen nach Hause zu den Menschen. Nicht weil wir Angst hätten oder uns die Lebensformen nicht interessieren würden, sondern weil wir uns bei einem längeren Aufenthalt gerne sprachlich austauschen können.

Dieses Kriterium wäre heute gegeben, doch genau heute haben wir einen anderen Plan. Meist planen wir nicht gross voraus, besonders im Iran nicht, so hat man Zeit für die spontanen Begegnungen und Erlebnisse. Heute würden wir jedoch gerne schon bis Shiraz fahren. Wir erklären dies unserem Gegenüber, was er zwar schade findet, aber nachvollziehen kann. Ob wir Datteln möchten? Oh, dies klingt verlockend und wir bejahen. Was wir noch nicht wissen, die sind bei ihm zu Hause. Nun ja, dann gibt es eben doch einen Abstecher zu ihm nach Hause.

In einem unscheinbaren Block in einem Dorf, dass zu unserem Erstaunen Wadi-Ähnlichkeit zum Oman hat, treten wir in ein schönes und farbig gestaltetes Wohnzimmer. Die vierjährige Tochter schaut TV. Gemäss ihrem Vater könne sie schon sehr gut Englisch aufgrund der Serien. Obwohl wir eigentlich weiterwollen und nun ungeplant in einem Wohnzimmer sitzen, erleben wir die Begegnung als angenehm. Wir werden mit Leckereien verwöhnt, unterhalten uns per Videotelefonie zu viert, da die Frau noch bei der Arbeit ist und trotz der mehrmaligen Wiederholung der Einladung zum Bleiben, respektiert der Gastgeber unseren Wunsch, weiterzuziehen. Eingedeckt mit einer weiteren Begegnung, einer weiteren Lebensgeschichten einer Familie mit Auswanderungswünschen und einer vollen Schachtel Datteln verlassen wir den Ort und nähern uns immer mehr der Umgebung von Shiraz.

Je näher wir Shiraz kommen, desto mehr übernimmt wieder die Farbe Grün die Umgebung und die trockenen, bräunlichen und oft salzigen Flächen und Gebirge werden nun von Weideland abgelöst. Bei diesem Anblick merke ich, dass ich aus meinem Empfinden schon ewigs keine grünen Flächen mehr gesehen haben. Flo und ich sind fast etwas aufgeregt, als wir das Treiben der Landwirtschaft vor uns sehen, so neu wirkt es auf uns, was sonst so normal für uns ist.

Übernachtungsorte: 01.05. Umgebung Demilu / 02.05. Umgebung Bandar-e Bostaneh / 03.05. Umgebung Asaluyeh / 04.05. Umgebung Ahmad Abad

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