UAE, Verschiffung in den Iran

Datum: 27. April – 30. April 2022

Vorbereitung – Tag 1

Als Erstes machen wir uns auf den Weg zur „Abdolrahim Haghayegh Shipping And Cargo L.L.C.“, um die Verschiffung des Autos zu organisieren. Im BĂŒro mĂŒssen wir kurz auf die verantwortliche Person warten. Wir fragen nach, ob es möglich ist, das Auto am 28.04.2022 zu verschiffen und fĂŒr welchen Preis dafĂŒr. Möglich sei dies, jedoch soll der Preis bei 500 Dollar liegen. Wir intervenieren und sagen, dass wir von „White Tern Shipping“ im Iran einen Preis von 300 Euro bekommen haben. Die zustĂ€ndige Person schaut uns an und meint, dass dies dann so ok ist. Zum Schluss erklĂ€rt er uns noch, wie die beiden Firmen verbunden sind. Die AutofĂ€hre gehöre ihnen und es benötige jeweils eine Rederei pro Land, um sauber operieren zu können. So kommt es, dass „Persian Gulf White Tern Shipping Services So.“ das GegenstĂŒck zur Rederei „Abdolrahim Haghayegh Shipping And Cargo L.L.C.“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist.

Kontakte, GPS-Koordinaten und Kostenpunkte können im Detail auf folgender Seite nachgelesen werden: Verschiffung UAE – Iran

Das Carnet de Passages en Douane (CdP) können wir bei ihm lassen und er kĂŒmmert sich um alles. Ungern geben wir unser CdP aus den HĂ€nden, schliesslich ist es ein sehr wichtiges Dokument, wenn man mit dem Auto unterwegs ist und einem Pass fast gleichzusetzen. Uns bleibt aber keine andere Möglichkeit und so lassen wir das CdP im BĂŒro zurĂŒck und haben vorerst alles, was die AutofĂ€hre betrifft, erledigt.

Organisation der FĂ€hrtickets fĂŒr Passagiere

Weiter geht es zum BĂŒro fĂŒr die Passagiertickets. Dort angekommen treffen wir auf einen Motorradreisenden, welcher laut seinem Nummernschild aus Grossbritanien stammt. Wir sind kurz angebunden und sagen ihm, dass wir nur die Tickets kaufen und dann gerne etwas Plaudern. Das Ticket ist schnell gekauft, jedoch betrĂ€gt der Preis fĂŒr ein Ticket von den U.A.E. in den Iran nicht 80 Euro wie auf dem Hinweg, sondern 140 Euro. Warum ist uns nicht klar, aber Ă€ndern können wir daran nichts. Wenn man im Voraus wissen wĂŒrde, dass man Hin und ZurĂŒck mit der PassagierfĂ€hre möchte, macht es Sinn, gleich beide Tickets im Iran zu kaufen. DafĂŒr soll es trotz Ramadan (Hinweis: Wir gehen auf eine FĂ€hre zwischen zwei muslimischen LĂ€ndern) ein Mittagessen und GetrĂ€nke geben. Wir sind ja mal gespannt.

Vor der TĂŒre treffen wir den Motorradreisenden aus Grossbritannien wieder an und erfahren, dass er eine DoppelbĂŒrgerschaft besitzt und ursprĂŒnglich aus dem Iran stammt. Er nimmt dieselbe FĂ€hre wie wir und will am kommenden Tag sein Motorrad selbst aus dem Hafen in Bandar Abbas holen. Er denkt, dass es nicht all zu kompliziert werden sollte, da er Farsi kann und so nachfragen könne, wenn es nicht weiter gehe. Wir tauschen Nummern aus und sehen uns ja bald wieder auf der FĂ€hre.

Verschiffung des Autos – Tag 2

Gegen 11 Uhr sollen wir zum Hafen in Sharjah fahren und dort Mr. Usman von Abdolrahim Haghayegh Shipping treffen. Als wir dort ankommen, können wir ihn nirgends entdecken. Wir haben fĂŒr die paar Tage in Sharjah keine SIM-Karte gekauft und können ihn deshalb nicht anrufen. Nachdem wir ihn mit dem Handy eines Passanten angerufen haben, geht es ziemlich schnell.

Wir fahren auf das HafengelĂ€nde, treffen Mr. Usman, warten kurz bis die letzten FormalitĂ€ten abgeschlossen sind, bezahlen in bar und ĂŒbergeben den SchlĂŒssel. Jetzt wĂ€ren wir soweit fertig, wĂ€re da nicht das Problem, dass unser Wagen nicht mehr anspringt. Es hilft nichts, unsere Batterie scheint tot zu sein. Wir sind etwas gestresst, aber Mr. Usman reagiert entspannt. Er organisiert ein Auto zum ÜberbrĂŒcken und wir versuchen es so. Leider scheint unser ÜberbrĂŒckungskabel nicht zu reichen, denn mit diesem tut sich nichts. Erst als wir ein dickeres Kabel verwenden, können wir den Motor zum Laufen bringen. Kurz darauf flitzt unser Mitsu weg und wir stehen ohne Zuhause und Fortbewegungsmittel da. Es ist immer ein sehr komisches GefĂŒhl, wenn wir unseren Mitsu abgeben mĂŒssen. Schliesslich ist es nicht nur ein Auto fĂŒr uns, sondern auch unser Zuhause und vollgestopft mit persönlichen GĂŒtern.

Da wir nun kein Bett mehr haben, verbringen wir den Tag und die Nacht im Red Castel Hotel, welches wir schon von unserer Anreise her kennen. Den Nachmittag lassen wir gemĂŒtlich am Pool ausklingen und fĂŒhren eine interessante Unterhaltung ĂŒber die Situation von Gastarbeitern, Touristen und vielem mehr mit dem Poolboy.

PersonenfĂ€hre – Tag 3

Um 06:30 Uhr verlassen wir unser Zimmer im Red Castel Hotel und wollen Amir treffen (den Motorradfahrer). Um 06:31 Uhr bekommen wir eine Nachricht, dass er unten auf uns wartet. Um 06:33 Uhr stehen wir in der Lobby, können ihn aber nirgends sehen. Nun ja, anscheinend ist er ohne uns zum Hafen gegangen. Wir machen dasselbe und gehen zu Fuss in Richtung PassagierfÀhre.

Dort treffen wir auf eine lange Schlange von Menschen, welche alle auf die FĂ€hre nach Bandar Abbas wollen. In der Schlange sehen wir Amir stehen, welcher mit einem jungen Mann aus China spricht. Wir gesellen uns dazu und warten gemeinsam. Es scheint hier gleich wie im Iran abzulaufen: StĂŒck fĂŒr StĂŒck kommt man vorwĂ€rts und in kleinen Gruppen wird man von Station zu Station geschleust. Wir haben nur HandgepĂ€ck und drĂŒcken an den wartenden Menschen mit AufgabegepĂ€ck vorbei, um unser Check-In zu erledigen. Danach kommen wir in einen Warteraum und mĂŒssen uns setzten. Hier erfĂ€hrt der junge Mann aus China von uns, dass es im Iran keine Bankautomaten gibt, wo er Bargeld beziehen kann. Zum GlĂŒck reicht die Zeit noch, dass er aus dem Hafen raus und sich mit Bargeld eindecken kann. Unsere kleine „Reisegruppe“ erweitert sich noch um zwei weitere Personen: Ein PĂ€rchen, welches in Dubai lebt, aber aus der TĂŒrkei und Österreich stammt.

Wieder mĂŒssen wir all unsere RucksĂ€cke abgeben als wir in den Bus, welcher uns zum Schiff bringt, einsteigen. Beim Schiff bekommen wir dieses Mal keine Sonderbehandlung und mĂŒssen mit den anderen Passagieren auf dem ersten Stockwerk bleiben. Irgendwie fĂŒhlen wir uns gekrĂ€nkt, obwohl wir keine privilegierte Behandlung verdienen und es auch nicht gerecht wĂ€re. Bei der genaueren Betrachtung unserer Mitreisenden erblicken wir einige Personen, welche bereits auf der Hinfahrt auf der FĂ€hre waren und schon damals bei der GepĂ€ckabgabe gut bepackt waren.

Die FĂ€hre hat auch dieses Mal VerspĂ€tung, was uns nicht ĂŒberrascht. Und siehe da: Es wird tatsĂ€chlich Essen und GetrĂ€nke serviert. Da auch einige andere GĂ€ste essen, haben wir kein schlechtes Gewissen, öffentlich unsere Mahlzeit einzunehmen. Wir sind immer noch etwas perplex, dass ganz selbstverstĂ€ndlich Gerichte aufgetischt werden, obwohl wir uns von einem islamischen Land ins andere bewegen. Wir sinnieren und kommen auf die ErklĂ€rung der Situation: Es gibt ein Schlupfloch und zwar ist es so, dass Reisende auch bei Ramadan essen dĂŒrfen.

Nach sechs Stunden Fahrt mit der FĂ€hre erblicken wir die KĂŒste der Insel Qeshm und nach weiteren 2.5 Stunden laufen wir in den Hafen von Bandar Abbas ein. Bei der Passkontrolle werden wir als letztes bearbeitet, denn wir mĂŒssen noch ein Formular ausfĂŒllen – lustigerweise ist es das gleiche Formular, welches wir bei der Ausreise ausgefĂŒllt haben. Dieses Mal macht es aber Sinn, schliesslich ist es auch das „Einreiseformular“. Willkommen zurĂŒck in der iranischen BĂŒrokratie!

Gemeinsam mit allen unserer kleinen „Reisegruppe“ nehmen wir uns ein Taxi zu unserem Hotel. Die Anderen haben nichts fĂŒr die Nacht organisiert und sind froh, dass wir bereits eine Adresse haben. Die Gruppe ist wĂ€hrend der Schiffsfahrt um ein weiteres Mitglied gewachsen: Eine junge Japanerin, welche in Abu Dhabi lebt. Am Hafen kommt zusĂ€tzlich noch die Mutter von Amir hinzu, welche aus Teheran angereist ist. So sind wir nun acht Personen, welche ein Zimmer benötigen.

Amir’s Mutter meint, dass sie den Preis im Hotel noch runter drĂŒcken kann. Als sie mit den Verhandlungen fertig ist, kostet unser Zimmer plötzlich mehr als abgemacht. Wir intervenieren und bekommen wieder den alten Preis – manchmal ist es besser, wenn man selber mit den Personen schaut.

Auto aus dem Hafen lösen – Tag 4

Wie der Prozess bei uns in Bander Abbas im Detail abgelaufen ist, haben wir auf folgender Seite beschrieben: Verschiffung UAE – Iran

Zusammen mit Amir und seiner Mutter wollen wir zum Hafen und den Prozess fĂŒr den Zoll starten. Die Dame am Empfang gibt Amir die Anweisung, was er alles kopieren muss und hĂ€ndigt ihm das benötigte Formular aus. Danach sind wir auf uns alleine gestellt, denn Amir muss seine Dokumente in der Stadt abholen und wir mĂŒssen dies hier im Hafen machen.

Obwohl wir das benötigte Dokument haben, muss ich ziemlich oft von einem Ort zum nĂ€chsten gehen und immer wieder fĂ€llt ihnen etwas ein, was ich noch benötige. Zwar sind alle sehr freundlich und machen ihren Job, sobald sie alle Dokumente haben, aber trotzdem ist die Organisation am Hafen von Bandar Abbas ein einziges Chaos. Als ich alles Notwendige beisammen habe und im Lager das Auto holen will, heisst es, dass die FĂ€hre wegen dem schlechten Wetter lĂ€nger habe und noch nicht da sei. In ca. einer Stunde laufe sie aber im Hafen ein. Eine Stunde spĂ€ter werde ich nochmals um eine Stunde vertröstet. Gerade als wir aufgeben wollen, sehen wir die FĂ€hre in den Hafen einlaufen. Leider ist nun die verantwortliche Person, welche die Rahmennummer prĂŒfen muss, nicht mehr aufzufinden und nachdem ich nochmals ewig gewartet habe, ist nun auch der Zoll geschlossen. Uns bleibt nichts anderes ĂŒbrig, als ein Taxi zurĂŒck zum Hotel zu nehmen und es morgen nochmals zu versuchen.

Auto aus dem Hafen lösen – Tag 5

Bei Zeiten sind wir wieder am Hafen und ich mache mich auf den Weg zum Lagerhaus. Wunderbar, das Auto steht dort und die verantwortliche zustĂ€ndige Person wird angerufen, damit die Rahmennummer geprĂŒft werden kann. Es braucht natĂŒrlich noch ein paar Papiere und die Begleichung der Kosten, aber nach dem gestrigen Tag ist heute nicht mehr viel Arbeit zu machen.

Gut, alles erledigt und ich kann aus dem Hafen fahren, sofern der Motor anspringt. Und genau da liegt das Problem: Ich drehe den ZĂŒndschlĂŒssel aber nichts passiert. Anscheinend ist die Batterie wirklich tot. Hilfe will niemand so recht anbietet und ĂŒberbrĂŒcken erst recht nicht. Nach ca. 10 Minuten erbarmt sich ein Mitarbeiter und holt noch ein paar Leute dazu. So schieben sie den Mitsu an und als ich die Kupplung loslasse, springt der Motor wie gewohnt an. Jetzt aber so schnell wie möglich weg von hier.

Ich lade Sarah vorne auf und wir wollen das HafengelĂ€nde verlassen. NatĂŒrlich werden wir nochmals gestoppt und ich muss noch in ein BĂŒro, um nochmals alles prĂŒfen zu lassen. Dort dasselbe Spiel wie so oft bei den bĂŒrokratischen AblĂ€ufen: Zwei Mitarbeitende sitzen im BĂŒro, aber keiner fĂŒhlt sich zustĂ€ndig. Die zustĂ€ndige Person sei nicht hier. Ich mache etwas Druck und bin langsam genervt. So genau wissen sie nicht, was sie machen mĂŒssen und blĂ€ttern ein wenig im CdP herum. Ich zeige ihnen das Auto draussen und teile ihnen mit, dass ich nun losfahren wolle. Der Computer funktioniert nicht. Ein Mitarbeiter hat alle LAN-Kabel ausgesteckt. Nach ein paar Minuten geben sie auf und lassen mich fahren. ENDLICH! Wir haben unseren Mitsu bei uns und sind frei, um durch das Land zu reisen. Von einem iranischen Nummernschild hat hier niemand etwas gesagt und wir sind heil froh darĂŒber.

Als Erstes mĂŒssen wir aber eine neue Autobatterie auftreiben und haben GlĂŒck. Direkt an der Strasse Richtung Zentrum von Bandar Abbas befindet sich ein Shop, der Autobatterien verkauft. Wir stoppen vor dem GeschĂ€ft, erklĂ€ren unser Problem und schon geht es los. Die Mitarbeitenden bauen die Batterie aus, prĂŒfen sie und stehen kurze Zeit spĂ€ter mit einer neuen Batterie da. Diese wird sogleich von den Mechanikern eingebaut und der Motor springt ohne zu zögern an. FĂŒr die Batterie, die Diagnose so wie den Ein- und Ausbau bezahlen wir weniger als 50 Euro.

Übernachtungsorte: 27.04. Umgebung Sharjah Beach / 28.04. Red Castel Hotel, Sharjah / 29. – 30.04. Hotal Kosar, Bandar Abbas

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