Oman, Sugar Dunes bis Maskat

Datum: 11. April – 13. April 2022

Organisatorisches und Abendessen in Mahout

Wir wollen uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln und Wasser eindecken. Südlich von Mahout liegt Bar al Hikman – die Malediven des Omans. Und genau das ist unser angesteuertes Ziel: Die Seele am Strand baumeln lassen und in Ruhe ein Buch lesen.

Knapp vor dem Sonnenuntergang haben wir fast alles erledigt und bekommen für einmal mit, was in den Städten und Dörfern am Abend passiert, wenn wieder gegessen werden darf. In vielen Geschäften essen alle Mitarbeitenden nach Sonnenuntergang eine Kleinigkeit zusammen und auch uns wird immer wieder etwas angeboten. Nach dem Essen machen sich die Menschen auf den Weg zur Moschee zum Beten. Wir warten bis nach den Gebeten, um uns noch mit Wasser einzudecken, denn der Besitzer des Ladens scheint auch in der Moschee zu sein.

Endlich haben wir die Möglichkeit, in ein Restaurant zu gehen – was nach all der Kocherei in den letzten Tagen ein freudiges Ereignis ist. Ansonsten halten wir uns am Abend eher in der Natur auf und durch den Tag sind die Restaurants wegen des Ramadan geschlossen. Unsere Wahl fällt auf ein pakistanisches Restaurant und wir bestellen einfach mal wild darauf los. Natürlich haben wir wieder viel zu viel Essen.

Mit vollen Bäuchen beobachten wir ein Treffen von drei alten Herren. Sie setzen sich auf den Bordstein und rauchen Pfeife. Danach legen sich zwei der Herren einfach hin. Etwas später gesellt sich noch ein weiterer alter Herr dazu und freundlich tauschen sie sich aus. Dieses Bild wird uns beiden wohl lange nicht mehr aus dem Kopf gehen. Man stelle sich vor, in der Schweiz würden sich in Bern vier Senioren treffen und mitten auf dem Gehsteig ein kleines Nickerchen machen, als sei dies das Normalste der Welt.

Heute Abend fahren wir nicht mehr nach Bar al Hikman, denn der Weg führt über einen trockenen Salzsee und man muss bei der Routenwahl sehr vorsichtig sein. Ansonsten kann es schnell passieren, dass man mit dem Auto im Schlamm steckt und keine Chance mehr hat, alleine da raus zu kommen. Darauf wollen wir es nicht ankommen lassen und stoppen frühzeitig etwas entfernt von der Hauptstrasse ausserhalb von Mahout.

Böses Erwachen

Am nächsten Morgen will ich noch kurz einem Geräusch nachgehen, welches wir seit einer gewissen Zeit wahrnehmen. Es kommt vom vorderen rechten Rad und tritt vor allem bei Geländefahrten auf. In der Wüste war es kaum zu hören, aber hier auf den Steinen können wir es genauer lokalisieren. Ich bocke das Auto auf und prüfe das Spiel am Rad und stelle fest, dass das Rad in der horizontalen Bewegung schon ziemlich viel Spiel hat.

Ich schreibe meine Kontakte an und frage nach möglichen Ursachen. Hier ein grosses Danke an Mischa, welcher uns immer schnell zurück schreibt und uns mit Rat beiseite steht. Anscheinend ist das Kugelgelenk der Spurstange ausgeschlagen. Eine Fahrt auf einer 100 km langen Piste ist nicht zu empfehlen.

1. Garage

Wir werfen unsere Pläne über den Haufen und fahren eine Garage in Mahout an. Leider hat diese Garage kein passendes Ersatzteil und meint auch, dass wir hier keins finden werden. Wir sollen nach Sinaw fahren. Weil das Spiel schon gross ist, sollen wir zur Sicherheit nur mit maximal 60 km/h die 210 km nach Sinaw zurück legen.

2. Garage

Ganz halten wir uns nicht an die maximale Geschwindigkeit, schliesslich wollen wir heute noch unser Problem lösen. Viel bringt es uns nicht, denn wir kommen genau zur Mittagszeit in Sinaw an und alle Garagen sind geschlossen. Weil die Hitze unerträglich ist, gehen wir in den grossen Supermarkt und kaufen noch ein, was wir in Mahout nicht gefunden haben. Wir lassen uns viel Zeit, um möglichst lange in dem klimatisierten Supermarkt bleiben zu können.

Zurück im Autoviertel von Sinaw müssen wir uns noch etwas gedulden, aber langsam öffnet eine Garage nach der anderen.

Wir fahren der Strasse entlang und halten nach der „besten“ Garage Ausschau. Wie wir das erkennen? Keine Ahnung, wir suchen einfach nach einer etwas grösseren Garage, die uns sympathisch erscheint.

Die Mitarbeiter lösen unser Rad und prüfen die Spurstange. Dabei bestätigt sich unsere Vermutung und wir sehen, dass das Kugelgelenk total ausgeschlagen ist. Zusammen mit einem Mitarbeiter der Garage fahren wir mit der defekten Spurstange verschiedene Ersatzteilläden an. Keiner der Shops kann uns eine passende Spurstange anbieten.

Der Chef der Werkstatt meint, dass es hier nicht möglich sei, ein Ersatzteil zu bekommen. In Maskat soll dies aber kein Problem sein. Vorerst können sie das Kugelgelenk neu einpressen und das hält dann ohne Probleme bis in die Schweiz. Nun ja, wir glauben dem Herrn nicht ganz, aber uns bleibt keine andere Wahl. Nach dem erneuten Einpressen hat das Rad kein merkliches Spiel mehr, aber wir wollen uns sicher sein und fahren deshalb weiter nach Maskat, was nochmals 180 km entfernt liegt.

Zuvor fahren wir noch zu einer Waschanlage um unseren Unterboden zu reinigen und das Salz aus den Sugar Dunes weg zu bekommen. Die Besitzer der Waschanlage freuen sich, dass unsere Wahl auf sie getroffen ist. Wir nehmen auf zwei Plastikstühlen Platz, während unser Mitsu auf dem Lift von allen Seiten gereinigt wird.

Maskat

Bei Dunkelheit erreichen wir Maskat, wo wir uns am Strand einquartieren. Wir sind beide erschöpft aufgrund der vielen Kilometern und weil wir noch keine endgültige Lösung für unser Problem haben. Zudem sind wir nun über 450 km von Bar al Hikman entfernt, wo wir eigentlich hin wollten. Maskat stand bei uns erst später auf dem Programm, denn in zwei Wochen treffen wir Freunde von uns in dieser Gegend. Nun ja, wenn man Autoprobleme hat, muss man diese lösen, bevor es zu einer grösseren Panne kommt.

Iran Visa

Etwas gutes hat der frühe Besuch von Maskat aber trotzdem: Wir können unser Iran Visa hier organisieren und somit einen Punkt auf unserer ToDo Liste streichen. Das Visa ist schnell erledigt und nach der Beantwortung der Fragen des Konsuls nennt er uns „Professional Tourists“, was uns zu Lachen gibt. Danach müssen wir nur noch kurz zu der iranischen Bank und die Visakosten einzahlen, bevor wir diese beim Schalter in der Botschaft ausgehändigt bekommen.

Als wir den Parkplatz der Botschaft verlassen wollen, werden wir von hinten angehupt. Zu unserem Erstaunen sind es zwei Schweizer, mit welchen wir bereits vorher digital Kontakt gehabt haben. Sie müssen nach dem Visa auch noch andere Dinge erledigen, aber wir können uns ja danach auf einen Kaffee oder so treffen. Wir willigen ein und machen uns auf den Weg zum Autoviertel in Maskat.

Ersatzteile bestellen

Bei einem Ersatzteilhändler für Mitsubishi-Teile fragen wir nach dem Ersatzteil. Das Ersatzteil mit der angegeben Nummer können sie leider nicht bestellen. Der Verkäufer gibt aber so schnell nicht auf und meint, dass er das gleiche Teil vom Arabischen Markt bestellen kann, dies sollte passen und wenn nicht, können wir es wieder zurück geben. Morgen soll das Paket mit dem Ersatzteil eintreffen.

Yitti Strand

Für uns ist dies kein Problem, denn die Lösung mit dem Einpressen scheint vorerst zu funktionieren. Wir lassen das Autoviertel hinter uns und fahren den Yitti Strand an. Zu unserem Erstaunen ist dies kein unberührter Strand mehr, sondern direkt hinter dem Strand wurde eine Industrieanlage gebaut. Schon bei der Anfahrt sind wir an einer riesigen Baustelle vorbei gekommen. Dies erklärt wohl auch, warum nicht viele Menschen hier sind.

Wir stellen uns an den Strand und richten uns ein. Später stossen die zwei Schweizer aus der Iranischen Botschaft zu uns und wir verbringen zusammen einen schönen Abend, wo Reisegeschichten ausgetauscht werden. Lustigerweise kennen wir bereits die Eltern von Genika. Diese vermieten eine Wohnung im Vallis und wir haben diese vor zwei Jahren zusammen mit Freunden für eine Woche gemietet. Wie klein die Welt doch manchmal ist.

3. Garage

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Autoviertel und wählen uns wieder eine Garage nach unseren Kriterien aus. Das Ersatzteil ist angekommen – passt aber leider nicht mit dem europäischen Modell überein. Wenn der Wagen aber schon angehoben ist und das Rad demontiert, können wir gleich die Bremsbeläge wechseln. Das Radlager auf der linken Seite ist auch bald durch und wir wechseln dies gleich mit. Die Gelegenheit nutze ich um die Gelenke zu schmieren – schliesslich ist dies so viel einfacher, als wenn ich unter dem Auto liegen muss.

Dass Ramadan ist, merkt man bei solchen Arbeiten nicht sofort. Am Morgen geht die Arbeit zügig voran und die Mitarbeiter wirken konzentriert. Mit zunehmender Hitze und gegen die Mittagszeit bekommen wir die Auswirkungen des Fastens zu fühlen. Die Arbeit dauert länger und wir haben das Gefühl, dass die Konzentration nachlässt. Kein Wunder bei diesen heissen Temperaturen. So muss auch die Freilaufnabe nach der Montage nochmals demontiert und neu montiert werden bis sie ihren Zweck korrekt erfüllt.

Gegen Ende der Arbeiten treffen Tobias und Martina bei uns ein – auch sie sind in Maskat unterwegs, um Ersatzteile für ihren Defender zu besorgen. Geteiltes Leid ist halbes Leid ;).

Übernachtungsorte: 11.04. Umgebung Mahout / 12.04. Umgebung Maskat / 13.04. Umgebung Yitti Strand

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