Datum: 28. Februar – 04. März 2022
Auf nach Bandar Lengeh
Gemeinsam mit Mohsen verlassen wir unseren Übernachtungsplatz auf Qeshm, nehmen die Fähre zurück aufs Festland und folgen der Strasse nach Bandar Lengeh.
Einen Zwischenstopp machen wir bei einem Schwefelbad, welches wir jedoch nicht besuchen, da das Wetter einfach zu heiss ist und dann heisst unser nächster Halt: Spital von Bander Lengeh.
COVID-19 PCR Test
Wir wollen zur Sicherheit einen PCR Test machen, bevor wir mit der Organisation der Verschiffung nach Dubai beginnen. Es wäre schade, wenn unser Auto bereits in den Vereinten Arabischen Emiraten ist und wir wegen Corona im Iran fest stecken.
Leider bietet das Spital keine PCR Tests an, obwohl dies auf der Homepage so beschrieben ist. Wir werden in die Nähe des Hafens geschickt und probieren unser Glück dort. Auch hier werden wir nicht fündig, einzig Schnelltests können sie machen. Weiter geht die Reise zum Hafen, wo wir nach einer bestimmten Person fragen sollen.
Am Hafen werden wir nochmals weiter geschickt und landen beim Terminal für die Passagierfähre, welches ziemlich verlassen wirkt. Im Inneren treffen wir auf einen Mann, welcher uns erklärt, dass jeweils zwei Tage vor der Abfahrt der Passagierfähre die PCR Tests gemacht und dann zur Analyse nach Bandar Abbas geschickt werden. Das war leider gestern.
Wir überlegen lange, ob wir heute die 180 km nach Bandar Abbas fahren sollen, um noch heute den Test machen zu können, denn morgen ist ein Feiertag. Wenn wir den Test erst übermorgen machen, verschiebt sich das Verschiffen erneut. Die Entscheidung steht, wir fahren nach Bandar Abbas und lassen dort den Test machen. Als wir zurück zum Auto kommen, winkt uns der Wärter des Hafens zu und meint, dass wir warten sollen. Es komme jemand für den PCR Test. Wir sind noch etwas erstaunt und mit der Hilfe von Mohsen versuche ich mit dem Wärter heraus zu finden, wer die Person geschickt hat und wie das abläuft. Da ruft mir Sarah bereits zu und ich sehe, dass ein Mann bei ihr steht.
Kurze Zeit später wird die PCR Test Entnahme direkt bei uns im Bus gemacht und wir erhalten voraussichtlich das Resultat am folgenden Tag gegen 20:00 Uhr (Kosten für den Test: 3 Mio. Rial / Person, etwa EUR 10).
Wir sind immer noch etwas sprachlos und fragen uns, wie das funktioniert hat, aber schlussendlich sind wir froh, konnten wir diesen Vortest machen.
Nächtliche Einladung und Traumfänger
Unser Übernachtungsplatz liegt etwas ausserhalb von Bandar Lengeh. Mohsen zeigt uns, wie man einen Traumfänger knüpft und erzählt uns von einer Einladung zu einer Hochzeit am Abend. Wir denken lange darüber nach, ob wir ihn begleiten wollen, lehnen dann aber ab. Ich bin nicht in der Stimmung, die halbe Nacht wach zu sein und überaus laute Musik zu hören (das ist es, was man sich über iranische Hochzeiten im Süden erzählt). Mohsen nimmt die Einladung an und so haben Sarah und ich einen gemütlichen Abend zu zweit.
Am nächsten Tag erfahren wir, dass die Hochzeit sehr klassisch war und Männer und Frauen getrennt waren. Zudem sei die Musik überaus laut gewesen und hätte uns wohl nicht gefallen. Weiter meint Mohsen, dass in der Nacht, als er zurück war, zwei Männer bei uns an den Bus geklopft haben. Als er sie gefragt hat, was sie wollen, antworteten sie: „Wir wollen sie einladen, etwas mit uns zu trinken und zu essen“. Das war gegen 01:00 Uhr in der Nacht. Mohsen hat ihnen dann erklärt, dass er davon ausgeht, dass wir am Schlafen sind. Wir haben davon nichts mitgekriegt.
Abklären der Verschiffungsmöglichkeiten
Zusammen mit Mohsen machen wir uns am Tag drauf nochmals zum Hafen und klären die verschieden Verschiffungsmöglichkeiten ab. Einerseits muss unser Mitsu in die Vereinten Arabischen Emiraten kommen und andererseits müssen wir selber auch rüber kommen. Da nach wie vor die kombinierte Fähre (Passagiere und Autos) nicht mehr fährt, müssen Cargo und Passagierfähre separat organisiert werden. Dies alles gut zu timen ist nicht ohne, denn wenn zum Beispiel unser Auto im Hafen des Irans fest steckt und wir schon in den Vereinten Arabischen Emiraten wären, hätten wir nur wenige Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Andererseits wollen wir möglichst wenig Zeit im Hotel verbringen, was das Ganze etwas verkompliziert. Am Ende des Nachmittags haben wir die nötigen Informationen zu Zeiten, Abläufen und Notwendigkeiten beisammen und wichtige Kontakte abgespeichert. Mohsen war uns in dieser Abklärungsphase eine grosse Hilfe.
Neue iranische Freunde und erneute Planänderung
Etwas später erweitert sich unsere kleine Gruppe mit zwei Freunden von Mohsen aus Shiraz. Die beiden sind in einem Toyota Hiace unterwegs und haben bereits viel vom Iran gesehen. Alle drei sind begeisterte Motorradfahrende und haben viele Gebiete auf diese Weise erkundet.
Beim gemeinsamen Abendessen kommt das Resultat per WhatsApp eingetrudelt: Sarah negativ – Florian positiv.
Anscheinend hat es mich nun auch erwischt. Ich hatte vor wenigen Tagen einmal Kopfschmerzen und leichte Halsschmerzen. Der Mitarbeiter aus dem Labor meint, dass bei Sarah nur noch wenige Spuren zu erkennen sind und deshalb geben sie ihr das negative Testresultat. Bei mir sei die Infektion wohl 5 bis 6 Tage her.
Nach anfänglichem Frust fassen wir uns wieder und müssen neu planen. Eigentlich wollten wir ja mit der Fähre in die Vereinten Arabischen Emirate und später, wenn wir zurück in den Iran kommen, die Küstenstrasse über Parsian nach Buschehr fahren. Da wir nun genügend Zeit haben und die Anderen in diese Richtung fahren, beschliessen wir, gemeinsam weiter zu reisen.
Küstenstrasse nach Parsian
Gemeinsam fahren wir die Küstenstrasse in Richtung Parsian. Die Shirazer fahren eine andere Strecke, denn der erste Abschnitt ist zwischen durch etwas happig für alte Reifen. Unterwegs stoppen wir immer wieder, um die schöne Küste zu bewundern und sehen überall die Köpfe von Wasserschildkröten aus dem Wasser schauen. Egal wo wir stoppen, die Schildkröten sind auch schon da.
An einem Ort sieht Sarah in der Ferne etwas im Wasser. Wir stellen unsere Fahrzeuge ab und beobachten zu dritt die Wasserfläche vor uns. Plötzlich springt in der Ferne ein Delfin aus dem Wasser und wiederholt dies mehrere Male. Mohsen erklärt uns, dass man im Iranischen in einem solchen Moment sagt, dass Sarah einen warmen Atem hat, weil sie solch ein schönes Schauspiel entdeckt hat. Es ist eine von vielen Redewendungen, die wir im Iran kennenlernen. Es scheint unzählige Sätze zu geben, welche in bestimmten Situationen ausgesprochen werden. Leider habe wir uns diese nicht notiert.
In der Nähe eines Dorfes sehen wir viele so genannte Ab Anbar stehen. Das sind persische Wasserspeicher aus der Antike. Warum an diesem Ort so viele stehen, wissen wir nicht. In der Nähe entdecken wir auch ein Mausoleum, welches wohl schon vor längerer Zeit geplündert worden ist, was die kaputten Bodenplatten verraten.
In Bandar-e Mogham treffen wir die beiden Shirazer wieder und suchen gemeinsam einen Stellplatz für die Nacht. Dort hat Sarah die Möglichkeit, ihr Duschzelt zu benützen und ist davon begeistert. Es funktioniert wie ein Wurfzelt, ist aber so hoch wie ein Mensch und schmal gebaut. Mit den strengen Vorschriften im Iran, ist es für Frauen sehr hilfreich, um sich umzuziehen oder sich darin zu waschen/duschen. Angeblich soll solch ein Zelt umgerechnet nur 6 Euro kosten und für uns ist klar, wir müssen die Augen nach solch einem Zelt offen halten.
Mokasar Beach
Der Mokasar Beach ist bekannt wegen seinen Felsformationen und lockt daher viele Touristen an. Seit dem Chakooh Canyon auf Qeshm haben wir keine grösseren Touristenattraktion mehr besucht und sind gespant, wie viele Personen wohl dort sind, schliesslich ist heute Donnerstag und somit beginnt auch das iranische Wochenende.
Wir erreichen den Ort um die Mittagszeit und es hält sich mit dem Ansturm noch in Grenzen. Direkt am Anfang des Strandes gibt es viel Menschen, jedoch je weiter man läuft, desto weniger werden es.
Die Felsformationen sehen beeindruckend aus, aber diese zu fotografieren, fällt uns nicht einfach. Natürlich werden wir auch hier wieder von Iranern angesprochen und für ein Foto gefragt. Manchmal braucht es auch eine Erklärung zu unserer Zusammensetzung, nämlich dass Mohsen unser Freund und nicht unser Übersetzer sei. Mohsen macht bereits Witze darüber, dass man mit uns kaum unbemerkt einen Ort besuchen kann und die Reaktionen auf uns spannend zu beobachten seien. Er kenne das Interesse an Reisenden im Iran gut, denn auch er wird viel von den Leuten angesprochen bezüglich seinen Reisen mit dem Motorrad. Doch das Interesse an zwei Schweizer Touristen scheint nochmals anders zu sein.
Küste, Küste, Küste …
Die Sonne begleitet uns fortlaufend, es wird immer wärmer und wir machen uns auf den Weg weiter in Richtung Parsian. Die Küste hat auch hier viele schöne Abschnitte zu bieten und wir stoppen immer wieder, um ein Foto zu knipsen und von den Klippen zu schauen.
Neues Camp, neue Freunde
Wir treffen wieder auf die Beiden aus Shiraz und wählen den nächsten Stellplatz an der Küste gemeinsam aus. Unser neues Camp ist nicht so schnell gefunden, schliesslich bieten sich mehrer Möglichkeiten an. Schlussendlich stellen wir uns auf einen kleinen Felsen direkt am Meer. Nicht unweit von uns entfernt, kommen und gehen immer wieder andere Iranerinnen und Iraner, welche ihr Zelt oder ihre „Wohnung“ aufbauen. Man sieht, dass sie das nicht das erste Mal machen. Meist haben sie reichlich Ausrüstung dabei. Unter anderem auch mehrere Scheinwerfer, damit man in der Nacht etwas sieht.
Auch wir richten uns alle ein und geniessen den gefundenen Stellplatz, von welchem wir ins Wasser steigen, schnorcheln, baden und einfach entspannen können. Wobei Sarah dieses Mal auf den Gang ins Meer verzichtet, da wir noch auf der Suche sind, welche Kleidung genutzt werden könnte für das Baden an öffentlicheren Stellen. Und nicht zu vergessen, gehört natürlich das gemeinsame Essen dazu, wobei es dieses Mal einige lustige Situationen zu diesem Thema gibt: Sarah und ich sind uns gewohnt, dass wir drei mal im Tag etwas essen und versuchen, dies plus minus zur selben Tageszeit zu machen. Unsere neuen Freunde aus Shiraz sehen das etwas lockerer und so kommt es, dass sie um 17:00 Uhr das Mittagessen essen, während wir unsere Kaffee trinken oder schon fast beim Apéro sind. Manchmal findet man dadurch alles Mögliche auf unserer Decke und alles wird mit allen geteilt. So kann es durch aus vorkommen, dass Teigwaren, Datteln, Kaffee, Chips, Schokolade, Cola und weitere Süssigkeiten aufgetischt sind.
Am Abend kommen noch weitere Iranerinnen und Iraner aus Shiraz und dem Norden vom Iran hinzu. Alle sind eng miteinander befreundet und Sarah und ich werden ohne Zögern in die Gruppe aufgenommen und integriert. Nebst dem gemütlichen Zusammensein kann dies dann auch bedeutet, mit ihnen zu tanzen und zu klatschen. Dabei kommt eine solche Aktivität nicht langsam, sondern von der einen Sekunde zur anderen heisst es: Wir haben entschieden, dass wir nun tanzen – also los, macht mit. Dies haben wir seit unserer Zeit im Iran oft erlebt oder beobachtet. In dem Moment wird das Angerissene voller Leidenschaft gemacht. Meist dauern diese Einlagen nicht so lange und genau so schnell wie es angefangen hat, hört es auch wieder auf.
Es ist definitiv spannend, mal nur mit einer iranischen Gruppe unterwegs zu sein und zu sehen, wie sie zusammen reisen und Ferien machen.
Die Gruppe will noch eine weitere Nacht an diesem Standort bleiben. Wir rechnen die uns verbleibende Zeit an der Küste aus und beschliessen, eine Nacht alleine weiter zu reisen, um noch zwei Strände zu sehen, bevor wir Mohsen und hoffentlich noch einige andere der Gruppe in Parsian wieder treffen.
Teban Beach
So fahren wir alleine zum Teban Beach – einem weiteren bekannten Strand im Süden vom Iran. Auch hier gibt es wieder viele Menschen, denn aktuell ist Hochsaison für die südlichen Strände im Iran. Der Strand ist lang und durch seine steilen Klippen, welche in die Höhe ragen, sehr imposant. Die meisten Besuchenden scheinen damit zufrieden zu sein, in der Nähe der Autos ihr Picknick zu geniessen und die ersten Abschnitte des Strandes zu erkunden. So müssen wir nicht weit gehen, um die Menschenmengen hinter uns zu lassen und einen ruhigen Platz für uns zu finden.
Bonood Cave Beach
Die Zeit rennt und wir wollen noch vor Sonnenuntergang den Bonood Cave Beach erreichen. Leider war die Strecke über Parsian bis hier her doch etwas weiter, als wir angenommen haben und so kommen wir kurz vor dem Sonnenuntergang am Strand an. Dieser ist immer noch gut gefüllt und alle Plätze, die wir für einen Übernachtungsplatz anfahren, sind schon belegt.
Wir entscheiden uns, zurück auf die Klippen zu fahren und dort mit Aussicht auf die Raffinerien einen schönen Platz für die Nacht zu suchen. Kurz vor der Dunkelheit werden wir fündig und es ist spannend zu realisieren, wie weit die Raffinerien am Abend zu sehen sind. Das Feuer der Raffinerien hüllt alles in der Umgebung in einen orangenen Schleier. Zu unserem Erstaunen fühlen wir ein paar Regentropfen. Es regnet nicht viel aber trotzdem die ganze Nacht immer wieder ein paar Tropfen. Seit der kurzen Regenschauer auf Qeshm haben wir schon lange keinen Regen mehr gesehen.
Am nächsten Morgen wollen wir bei Zeiten los, denn wir haben in Parsian mit Mohsen abgemacht und wollen vorher nochmals den Bonood Cave Beach besuchen. Leider findet Sarah ihren Autoschlüssel nicht mehr und die grosse Sucherei geht los. Wir gehen und fahren alle Orte in der Umgebung nochmals ab, geben aber erfolglos auf. Da wir nur zwei Schlüssel besitzen, müssen wir nun noch vorsichtiger sein, denn jetzt ist es nur noch einer.
Der Bonood Cave Beach hat sich in der Zwischenzeit geleert. Anscheinend sind viele gestern Abend noch weggefahren. Noch vor den grossen Besuchermassen können wir den Strand entlang laufen und alles in Ruhe anschauen. Wobei, ganz so ruhig auch wieder nicht. Denn durch die Schlüsselsuche haben wir viel Zeit verloren und sind nun schon etwas spät dran für unsere Verabredung mit Mohsen.
200’000 km
Während unserer Zeit entlang der Küste von Bandar Lengeh nach Parsian hat unser Mitsu die 200’000 km überschritten. Wir sind froh, läuft unser Auto so gut und freuen uns auf die nächsten Reisekilometer mit unserem kleinen aber abenteurtauglichen Zuhause.
Übernachtungsorte: 28.02. – 01.03. Umgebung Bandar Lengeh / 02.03. Umgebung Mogham / 03.03. Umgebung Bandar-e Bostaneh / 04.03. Umgebung Bonood Cave Beach
gute infos, dies erleichtert mir die entscheidung, doch nicht gen sueden zu fahren und stattdessen lieber direkt nach dubai zu fliegen. vielen dank