Datum: 19. Dezember – 20. Dezember 2021
Ankara – die Hauptstadt der Türkei
Touristisch soll die Stadt Ankara nicht viel bieten. Es gibt gute Museen und das Atatürk Mausoleum. Ansonsten sei es eine Stadt, wie viele andere auch. Unser Ziel in Ankara ist sowieso nicht, Touristenattraktionen abzuklappern – wir sind hier, um unser Iran Visa zu beantragen.
Unterkunft
In der Nähe der iranischen Botschaft finden wir ein Hotel (Twins Boutique Hotel, 20 Euro für ein Doppelzimmer inkl. Frühstück), welches auf den ersten Blick ziemlich gut aussieht. Das Zimmer ist schön gestaltet und es ist schön kuschelig warm. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen, schliesslich schneit es draussen bereits.
Wenn man genauer hinschaut, bemerkt man, dass vieles schön gemacht, die Qualität aber sehr schlecht ist. Bei der Reinigung könnten die Wasserhähnen und die Dusche auch wieder einmal einen Entkalker sehen und den Rauchgeschmack bringt man nicht so einfach aus dem Zimmer. Uns stört dies nicht, schliesslich schlafen wir nur eine Nacht hier und es ist warm.
Treffen mit anderen Reisenden
Spontan schreiben wir noch zwei anderen Reisenden, ob wir zusammen Essen gehen wollen. Die beiden sind auf dem Weg nach Nepal und wir haben uns bereits über WhatsApp zur aktuellen Lage mit dem Iran ausgetauscht. Per Zufall sind sie nun auch in Ankara und wir treffen uns in der Nähe vom Hotel mit ihnen in einem veganen Restaurant. Die Speisen machen satt, sind aber nicht wirklich empfehlenswert. Dafür können wir uns gemeinsam über unsere Reisepläne austauschen und Geschichten erzählen.
Iran Visa
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur iranischen Botschaft. Zuvor drucken wir sicherheitshalber nochmals alles, was wir potentiell benötigen, aus. Bei uns im Hotel funktioniert der Drucker nicht und so versuchen wir es einfach beim nächst besten Hotel an der Rezeption. Der Rezeptionist druckt uns alles ohne Nachfragen aus. Wahrscheinlich denkt er, wir sind Gäste im Hotel. An der Wand hinter ihm ist ein Schild mit den Tagespreisen: Doppelzimmer 220 Euro / Nacht.
Besuch bei der Botschaft
Mit allem dabei stehen wir nun vor der iranischen Botschaft und sind etwas nervös. So nervös, dass Sarah gar nicht bemerkt, dass ich unscharf im Hintergrund stehe 😉
Im Innenhof der Botschaft warten bereits einige Personen mit Stapeln an Dokumenten. Die meisten sind wohl Iraner, die in der Türkei leben. Nachdem wir an der Reihe sind, geben wir unsere Handys am Empfang ab und dürfen den Innenraum betreten. Dort warten weitere 25 Personen auf Stühlen und schauen iranisches TV.
Nach 1:15h haben wir unser Visa in der Hand (Kosten: 58 Euro / Person). Erst einmal sind wir glücklich, dass alles geklappt hat. Beim zweiten Blick bemerken wir, dass unser Visa nur für 14 Tage gültig ist. Die Agentur meinte, dass in jedem Fall ein Visa für einen Monat ausgestellt wird. Sarah fragt beim Beamten nochmals nach und der meint, er kann nichts machen, auf dem RN steht 14 Tage – wir können es aber ohne Probleme im Land verlängern.
Da nichts zu machen ist, holen wir unsere Handys ab und verlassen die Botschaft. Ich bin froh darüber, dass wir zumindest einreisen können. Sarah ist sehr enttäuscht und den Tränen nahe. Nach all dem Aufwand den wir betrieben haben und den Abklärungen, die wir getroffen haben, erhalten wir nur ein 14 Tage Visa. Die meisten anderen, von denen wir gehört haben, haben ein Visa für einen Monat erhalten und dieses teilweise nicht über die Agentur beantragt.
Erst als wir ein Restaurant mit Kumpir’s entdecken und dort etwas zum Essen bestellen, verbessert sich die Stimmung bei Sarah. Klar ist es nicht toll, wenn wir als erstes eine Verlängerung beantragen müssen, aber wenigstens dürfen wir einreisen und das ist das Wichtigste im Moment.
Dollar suchen
Im Iran kann man kein Bargeld von seiner Kredit- oder Debitkarte abheben, da das Land nicht an das internationale Finanzsystem angeschlossen ist. Somit muss genügend Geld in Bar bei der Einreise mitgenommen und kann vor Ort dann getauscht werden. Wir klappern diverse Bankomaten, welche Dollar-Noten ausgeben, ab und kommen zu der Erkenntnis, dass die Gebühren bei den meisten Banken 5% betragen. Bei der Wechselstube bezahlt man zwar keine Gebühren aber der Preis um Dollar zu kaufen, ist 5% schlechter als der aktuelle Kurs. Nur eine Bank hat tiefere Gebühren, die Deniz Bank. Dieser Bankautomat spuckt aber aktuell keine Noten aus. Zu den 5% Gebühren kommen bei uns noch 2% Gebühren von Revolut, da wir mehr Geld abheben als die 200 Euro, die wir ohne Gebühren abheben können.
Nach langer Suche entscheiden wir uns, dass wir an einem anderen Ort nach einer Möglichkeit suchen, um Dollar-Noten zu bekommen. Aktuell ist die Türkische Lira auf Talfahrt und viele Menschen wollen ihr Erspartes in eine sichere Währung tauschen. Das verzerrt natürlich die Kurse bei den Wechselbüros. Aktuell bekommt man für 1 CHF um die 18 TL.
Der Wert der Türkischen Lira
Als wir in die Türkei eingereist sind, haben wir für einen CHF um die 13.4 TL bekommen. Während unserem Aufenthalt in der Türkei hat die Türkische Lira im Vergleich zum Schweizer Franken immer mehr an Wert verloren. Am 19.12.2021 haben wir für einen CHF um die 18 TL bekommen. Für uns ist dies natürlich gut, für die lokale Bevölkerung nicht. Wer es sich leisten kann, tauscht aktuell seine Türkischen Liras in eine sichere Währung um. Was das heisst, haben wir heute auf den Strassen von Ankara bemerkt. Unter 5% Verlust kann kein Tausch vollzogen werden.
Wer sein Erspartes am 19.12.2021 am Abend gegen Dollar tauscht, muss für einen Dollar 16.7 TL bezahlen. Am 20.12.2021, nachdem Reformen angekündigt worden sind, gewann die Türkische Lira wieder an Wert und für einen Dollar bekam man noch 13.5 TL. Wer also sein Vermögen retten wollte, hat über Nacht inklusive der Wechselgebühr um die 35% seines Vermögens verloren.
Die Schwankungen beim Kurs, bemerken wir vor allem bei den Dieselpreisen. So haben wir für 1 lt Diesel anfangs Dezember um die 9.3 TL bezahlt. Jetzt bezahlt man für 1 lt Diesel eher 11.8 TL. Je höher die Inflation wird, desto mehr wird der Liter Diesel kosten und desto teurer wird es für die lokale Bevölkerung.
Dazu ein aktueller Bericht aus den Schweizer Medien: https://www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/die-tuerkei-steckt-in-einer-tiefen-waehrungskrise?partId=12099398
Ersatzteile
Schon länger haben wir auf eine Liste mit Ersatzteilen, die wir gerne kaufen würden. Sarah hat uns dazu einen Shop in Ankara heraus gesucht. Glücklicherweise gibt es den Shop wirklich und wir können alles kaufen, was wir wollen:
- * Scheibenwischer Frontscheibe
- * Luftfilter
- * Ölfilter
- * Dieselfilter
- * Temperatursensor Motor
- * Satz Zahnriemen
- * Gummistopper für Schiebetür
Für die alle Ersatzteile zusammen bezahlen wir knapp 30 CHF.
Schneeketten
Die anderen Reisenden haben uns eine Adresse gegeben, wo wir Schneeketten kaufen können. Die Firma stellt ausschliesslich Schneeketten für allerhand Fahrzeuge her. Als wir am Eğirdir See losgefahren sind, hat stark geschneit und wir haben uns über unsere Ketten Gedanken gemacht.
Aktuell haben wir ein paar dabei aber diese noch nicht getestet, ob sie auch auf die neuen AT-Reifen passen. Wir entschliessen uns, dass wir zu dieser Firma fahren und dort abklären, ob unsere Ketten reichen.
Der Verkäufer ist nicht wirklich freundlich und Sarah baut sofort eine Abwehrhaltung auf. Nach etwas diskutieren checkt ein Mechaniker, ob die Ketten bei uns passen. Das Fazit: Die Ketten passen, sind aber ein wenig zu gross.
Nach etwas Nachdenken entscheiden wir uns, noch ein zweites Paar Schneeketten zu kaufen und somit mit 4 Schneeketten optimal ausgerüstet zu sein.
MMM Migros
Weil wir es nicht mehr vor dem Abend aus der Stadt schaffen, schlafen wir beim Göksu Park auf dem Parkplatz (5 Lira für 24h, circa. 0.40 Euro). In der Nähe befindet sich ein MMM Migros. Wir können es nicht lassen und gehen am nächsten Morgen dort unseren Proviant auffüllen.
Es ist verblüffend, wie hoch die Ähnlichkeit zu dem Migros in der Schweiz ist. Obwohl die Produkte alle anders heissen und aussehen, fühlt man sich trotzdem ein bisschen wie zuhause 🙂
Übernachtungsorte: 19.12. Twins Boutique Hotel, Ankara / 20.12. Göksu Park, Ankara