Datum: 27. November bis 28. November 2021
Wiedersehen und Verabschiedung
Hallo sagen und Abschied nehmen können nahe beieinander sein – wie präsent dieses Thema aktuell mich gerade begleitet.
Ich bin wieder in Griechenland und ich merke, dass mein einwöchiger Aufenthalt in der Schweiz kein Zurückkommen in die Schweiz war wie auch mein jetziges Sitzen im Van nicht ein Zurückkommen nach Griechenland ist – es gehört alles zusammen, als Teile dieser Reise. Ich kann die letzte Woche nicht einfach schnell in Worte fassen und trotzdem möchte ich den einen oder anderen Gedanken aus dieser Zeit hier einfliessen lassen:
Ich sitze im Flugzeug von Thessaloniki nach Zürich und benötige einen Moment, zu realisieren, was gerade läuft. Noch in Gedanken erhalte ich den Snack und schaue nebenbei aus dem Fenster. Ich habe Glück, es ist zwar schon dunkel aber es ist sternenklar. Plötzlich realisiere ich, ich bin auf der Höhe von Split. Ab sofort schaue ich nur noch aus dem Fenster, beobachte, wie die Orte, welche Flo und ich in den letzten fünf Monaten mit dem Bus durchquert haben, unter mir vorbeiziehen. Nach nur 2.5 Stunden lande ich in Zürich. Es folgt eine Woche mit vielen Emotionen. Weinen und Lachen, Ruhig sein und Sprechen, Freude und Trauer, Wiedersehen und Abschied – alles wechselt sich ab. Es ist eine Zeit des Zusammensein, von Begegnungen und von Verbundenheit.
Auf dem Flug zurück ist es bedeckt und ich schlafe ein. Und dann, wieder nur 2.5 Stunden später, lande ich auf griechischem Boden und schliesse Flo in die Arme. Ungewohnt anders war die letzte Woche, waren es plötzlich wir beide, die über Videochats miteinander kommuniziert haben. Gleichzeitig spüre ich Dankbarkeit, dass es auch für ihn völlig klar war, dass ich während dieser Woche mich auf Anderes konzentriere. Wir sitzen zusammen im Bus, der Übernachtungsplatz ist irgendein Parkplatz eines Einkaufszentrums, Hauptsache nahe am Flughafen, und sprechen bis spät in die Nacht. Es sind viele Emotionen direkt da, so kann ich in einem Moment aus vollem Herzen lachen und kurz darauf kullern Tränen herunter – es ist stimmig so.
Ach ja, noch etwas zum Schmunzeln für Alle: Auf all den Fahrten mit dem „Mitsu“ in den letzten fünf Monaten ist nichts passiert. Stimmt nicht ganz, ich habe eine Kiste (und zum Glück nicht den Mitsu) fast zertrümmert, aber ansonsten alles i.O. Während meinem Aufenthalt in der Schweiz durfte ich den „Opi“ (das WG-Auto) ausleihen. Ich sammelte während den sechs Fahrtagen folgende Sachen: Zwei Bussen aufgrund abgelaufener Parkzeit in der blauen Zone, einen Blitzkasten beim 40er-Schild und Verursachen eines leichten Parkschadens.
Letzte Tage in Griechenland
Es ist unsere sechste Woche in Griechenland, angedacht waren drei Wochen. Vor uns liegt die Region Thrakien. Die thrakische Landschaft als solches ist ein Gebiet, welches Teile von Griechenland, Bulgarien und der Türkei beinhaltet. Bei den Recherchen zu Thrakien von Griechenland notierten wir uns: Interessant für Individualtourismus, wenig touristische Infrastruktur, Strände und Wanderungen. Jetzt, wo dieser Streckenabschnitt vor uns liegt, merken wir beide, wir wollen in die Türkei. Das heisst, wir planen keine Aktivitäten mehr, möchten uns aber doch zwei Tage Zeit lassen, um uns vertiefter in die Türkei einzulesen, aber auch unsere Zeit in Griechenland Revue passieren zu lassen.
Wir finden in der Nähe von Maroneia einen Platz direkt an der Küste. Für den Abend und die Nacht ist Sturm angesagt. Jetzt am Vormittag empfängt uns wildes Meer aber milde Sonnenwärme.
Wir sind nicht die einzigen an diesem Ort: Zwei Reisende mit ihrem Bus und ihren zwei Hunden sind schon seit gestern hier. Sie sind seit 14 Monaten unterwegs und haben nun ihre Rückreise angetreten. In etwa drei Monaten werden sie in Deutschland sein. Das Gespräch beginnt mit Reiseerlebnissen, -erfahrungen und -tipps und wechselt dann zu verschiedensten anderen Themen. Mittlerweile ist es dunkel geworden und somit auch kalt und windig, trotzdem bleiben wir noch eine Weile zu viert sitzen. Vielen Dank für das schöne Zusammensein und die tollen Erinnerungsarmbänder!
In der Nacht nimmt die Windstärke zu. Flo und ich entschliessen uns um Mitternacht, sicherheitshalber unseren Bus etwas nach hinten zu versetzen und in Windrichtung zu stellen. Schliesslich sollen Böen mit 100 km/h in der Nacht auf die Küste treffen.
Erstaunlich ausgeschlafen blinzle ich am Morgen zwischen den Vorhängen durch. Während ich noch halb am Träumen bin, ist Flo schon draussen und fängt die schöne Morgenstimmung zum Abschluss von Griechenland ein.
Tschüss Griechenland
Statt den angedachten drei Wochen sind wir sechs Wochen in Griechenland geblieben und ich versuche in ein paar Sätzen, einige Anekdoten oder Themen aus dieser Zeit aufzunehmen. Im Gegensatz zu den anderen Ländern habe ich nicht den Eindruck, dass wir uns in die Geschichte und die Themen dieses Landes vertieft haben, war unser Fokus auf dem Klettern. Die Zeit auf dem Peloponnes wird uns mit wärmender Sonne im November, unglaublichen Klettererlebnissen, toller Gesellschaft, aufgestellten und warmherzigen Menschen von Leonidio und vielfältiger Natur in Erinnerung bleiben. Die Mani-Region beeindruckte uns mit ihrer wilden Seite.
Gleichzeitig haben wir durch den Entscheid, ganz in den Süden von Griechenland zu reisen, auch entschieden, viele Kilometer zurückzulegen, ohne die anderen Regionen weiter zu bereisen. Auch ohne Vertiefung beobachteten wir interessiert, die sich wechselnden Umgebungen und die Unterschiedlichkeiten, die wir durch die verschiedenen Stellplätze erhalten haben. Was sich durch den gesamten Reiseweg zog: Unzählige Olivenhaine!
Und nicht zu vergessen: Wir konnten uns endlich wieder die Bäuche voll schlagen, denn das vegetarische Angebot war deutlich breiter als in den vergangenen Monaten und sehr lecker. Es gab immer alles, was auf der Speisekarte notiert war. Nicht selten schauten uns die Kellner verdutzt an, wenn wir in der Anfangszeit jeweils gefragt haben, was sie von der Speisekarte wirklich haben ;).
Mit dem Aufenthalt in Griechenland bewegten wir uns wieder in einem EU-Land. Es wirkte irgendwie alles wieder etwas geordneter und die Preise im Vergleich wieder höher. So reduzierten wir schnell unseren Kaffeekonsum in den Restaurant, denn nun kostete ein Cappuchino schnell wieder 3 Euro, welcher vorher zwischen 0.50 und 1 Euro gekostet hat.
Trotz unserer Versuche, in Griechisch einen gewissen Wortschatz aufzubauen, können wir auch nach sechs Wochen nur wenige Wörter, empfanden wir diese Sprache schwierig zum Erlernen. Wenigstens konnten auch wir immer mit einem aufgestellten „yasas“ zur Begrüssung punkten.
Und natürlich gab mir Griechenland die Möglichkeit, schnell und unkompliziert in die Schweiz zu reisen zu einem meiner liebsten Menschen.
Griechenland wird für Flo und mich als ein Land in Erinnerung bleiben, in welchem eher der Ferienmodus aktiviert wird, als das Gefühl von Entdeckungsreise. Es hat sich gelohnt, einen klimatisch passend Ort für unseren Fokus Klettern auszuwählen und sich dort niederzulassen. Dies passte nach fünf Monaten unterwegs sein gut vom Zeitpunkt: Den Kopf, das Herz und die Gedanken zu lüften und wieder bereit für viel Neues zu sein. Ich glaube, auch für unseren „Mitsu“ war es gut, gingen doch einige Stunden fokussiert um ihn und seine Pflege, denn begleitet er uns jetzt schon seit über 10’000 Kilometer auf dieser Reise.
Übernachtungsorte: 27.11. Umgebung Keramoti / 28.11. Umgebung Maroneia