Griechenland, Leonidio

Datum: 31. Oktober – 13. November 2021

Klettern in Leonidio

Das Wetter ist für die nächsten Tagen sehr gut angesagt und wir freuen uns, endlich in Leonidio zu klettern. Zwar sind wir immer etwas nervös, wenn wir in ein neues Klettergebiet kommen, denn man weiss nie genau, was einem erwartet. Ist der Fels griffig, wie viele Leute sind dort, sind die Schwierigkeitsgrade eher hoch oder tief eingestuft, …? Unsere Bedenken verfliegen ab sehr schnell, denn die Schwierigkeit finden wir gut eingestuft, der Fels ist schön griffig und die Routen sind spannend.

Eigentlich wollten wir so 2-3 Tage klettern, danach eine Pause machen, organisatorische Tasks abarbeiten und danach wieder 1-2 Tage klettern. Wir sind von dem Klettergebiet und den Felsen aber so begeistert, dass wir schlussendlich 7 Tage am Stück klettern gehen, ein Tag Pause machen und danach nochmals drei Tage klettern.

Danach schlägt das Wetter etwas um und es wird kühler. Obwohl wir weiterhin motiviert und im Kletterfieber sind, ziehen wir einen Schlussstrich und treten unsere Weiterreise an. Wir schauen auf eine sehr sportliche, spassige und schöne Zeit zurück und ich versuche mit Worten und Bilder diese Zeit etwas zusammen zu fassen.

An den Felsen von Leonidio

Leonidio bietet eine unglaublich hohe Anzahl an Wänden und so gehört es auch bei uns bald dazu, am Abend darüber zu sinieren, welchen Sektor wir am nächsten Tag ansteuern wollen. Was wir zu Beginn bei den anderen Kletternden noch etwas belächelt haben, gehört auch schnell zu unserem Alltag und die Gespräche drehen sich um Felswände, Zustiege, Routen, Sektorenausrichtungen und Klettererlebnisse. Hier ein paar Impressionen von unserem Kletteralltag ;-).

Meist sind wir über die Mittagszeit beim Sektor und haben viele davon fast für uns alleine, denn die sonnenexponierten Sektoren sind während den warmen Tagen nicht so beliebt. Uns stört dies nicht – so kann man im November wunderbar oben ohne klettern und friert nicht eine Sekunde. Auch beim Sichern muss man sich nicht warm anziehen, denn die Sonne hat immer noch eine erstaunlich wärmende Kraft.

Natürlich sind wir nicht immer alleine und so treffen wir bim Sektor Skiandianiko zwei weitere Pärchen aus der Schweiz. Beide sind mit dem Bus unterwegs und die Chemie zwischen uns stimmt von Anfang an. Schlussendlich verbringen wir einige sehr gemütliche und lustige Abende zusammen. Es hat wirklich Spass gemacht und wir werden uns sicher wieder irgendwo irgendwann treffen.

Ach ja, auch Matthias und seine Freundin, welche wir von Kroatien kennen und in Nafplio wieder getroffen haben, sind in dieser Zeit in Leonidio angekommen. Sie werden voraussichtlich einen Monat hier bleiben und unsere Wege kreuzen sich während der Zeit in Leonidio immer wieder.

Etwas Liebe für den Mitsu

Unsere Zeit haben wir nicht nur mit Klettern verbracht, sondern unseren längeren Aufenthalt an einem Ort genutzt, den Mitsu wieder etwas flott zu machen. Als erstes müssen die Gelenke geschmiert werden, denn wir haben seit der Wanderung beim Maglić weitere 5’000 km zurückgelegt. Den Boden bei den Pedalen behandeln wir nochmals neu mit Unterbodenschutz, da dort nicht alles getrocknet ist nach unserem Besuch in der Garage in Tirana. Bei dieser Gelegenheit baue ich den Fahrersitz aus und reinige alles darunter gründlich.

Ein Ölwechsel ist auch schon seit einer gewissen Zeit fällig und so machen wir uns auf die Suche nach einer Garage, die dies für uns machen kann. Nicht weit vom Camping entfernt finden wir eine Garage und mit Hilfe von 2-3 Mitarbeitern können wir auf Englisch mitteilen, was wir wollen: Einen Ölwechsel mit gutem Markenöl und einen neuen Ölfilter.

Gleich am nächsten Tag können wir vorbei kommen. Direkt nach dem Klettern gehen wir zur vereinbarten Zeit zur Garage. Wir warten eine halbe Stunde und dann gehts los. Nachdem der Mitarbeiter das Öl abgelassen hat, macht er sich mit seinem Motorrad auf den Weg, um Öl und einen Ölfilter irgendwo zu kaufen. Nach dem Ölwechsel ist der Motor ganz schön versaut und eine Wäsche des Motors würde sicherlich nicht schaden. Darum kümmern wir uns aber ein anderes Mal.

Als der Mitarbeiter abwesend war, nutze ich die Zeit, den Unterboden zu inspizieren. Fazit: An einer Stelle sollten wir etwas Rostarbeiten machen lassen und zusammen mit dem Mechaniker bemerken wir, dass die vordere Kardanwelle etwas Spiel hat. Dies ist im täglichen Gebrauch nicht so schlimm, da diese nur bei zugeschaltetem Allrad mit dreht.

Um das Rostproblem zu erledigen, erhalten wir einen neuen Termin für den nächsten Tag. So machen wir uns am nächsten Tag erneut auf den Weg zur Garage und nach zwei Stunden Arbeit (definitiv nicht SUVA-Konform) und vielen Spässen zwischendurch ist auch dieses Problem erledigt. Uns freut es und das Portemonnaies auch, denn der Ölwechsel kostet uns 70 Euro und die Rostarbeiten nur gerade mal 40 Euro.

Essen in Leonidio

In Leonidio gibt es diverse Restaurants mit fairen Preisen, aber viele haben wir davon nicht ausprobiert. Bei unserem ersten Abend in Leonidio waren wir mit Sämi, Sarah und zwei deutschen Pärchen bereits essen und haben dabei ein kleine Taverne (Taverna Mitropolis) mit gutem Essen zu sehr fairen Preisen kennen gelernt. So zieht es uns immer wieder dort hin, denn es gibt viele kleine Vorspeisen, die man Mezze-artig bestellt und definitiv genug bekommt. Ein halber Liter Hauswein kostet 2.5 Euro und ein kleines Teller Tztatziki um die 3 Euro. So bezahlen wir für ein Abendessen zu zweit meist um die 20 Euro inklusive Wein, Kaffee und Dessert.

Wenn wir nach dem Klettern noch einen kleinen Happen essen wollen, haben wir einen Take Away (Steki) gefunden, der uns jeweils ein vegetarisches Pita für 1.5 Euro gezaubert hat.

In der Bäckerei können wir uns nach dem ausgiebigen Frühstück noch ein paar Snacks für den Klettertag holen und so passiert es nicht nur einmal, dass wir bereits auf dem Weg zum Sektor den ersten Miniberliner mit Schokoladenfüllung verdrücken. Zum Glück bewegen wir uns den ganzen Tag genug, um die Kalorien auch wieder los zu werden. Viele Sektoren haben einen Zustieg von 20 bis 30 Minuten und gehen steil bergauf.

Mit Früchten und Gemüse decken wir uns bei der Obst- und Gemüseverkäuferin im Ort ein. Diese ist immer gut gelaunt und macht auch mal einen Witz. Meist bekommen wir noch etwas Kleines geschenkt, da es nicht mehr lange haltbar ist und so gibt es neben saisonalem Gemüse und Früchten auch mal eine Ananas mit auf den Weg.

Jeweils am Montag findet ein „Bauernmarkt“ statt, bei welchem man frisches Gemüse und Früchte aus der Region kaufen kann. Dort haben wir uns mit einem Kilo Orangen eingedeckt, welches wir dann zu frischem Saft verarbeiten wollen.

Als wir einen Tag später am Strand spazieren sind, treffen wir auf einen Mann, welcher fragte, ob wir Orangen wollen. Ein paar andere Camper haben uns bereits von ihm erzählt und dass er ihnen einfach so 2-4 Kilo Orangen geschenkt habe. Wir folgen ihm zu seinem Auto und er macht uns eine Plastikkiste frei, füllt diese mit Orangen, Mandarine und mindestens 10 Zitronen. Für uns ist klar, gratis wollen wir die Früchte nicht nehmen, denn schliesslich hatte er ja auch einen Aufwand, um diese zu pflücken und hier her zu bringen. So richten wir uns an die Preise vom Markt und geben dem Mann um die 4 Euro, worüber er sich sehr freut.

Jetzt heisst es aber, die Orangen auch zu verarbeiten und so presse ich kurzerhand 1.5 Liter Orangensaft und wir haben immer noch die Hälfte der Orangen übrig.

Übernachtungen

Während unserem Aufenthalt in Leonidio haben wir einen Mix zwischen Wildcampen und Camping gemacht.

Der Camping Semeli (16 Euro für 2 Personen und 1 Van) liegt direkt am Strand und hat eine Vielzahl an verschiedenen Plätzen. Ich glaube, da findet jede Person für sich einen passenden Platz. Die Mitarbeitenden sind aufgestellt und freundlich. Die Sanitäranlagen sind sehr sauber, die Duschen immer mit Heisswasser und es gibt gute Waschmaschinen. Durch die Lage am Meer befindet sich der Camping nicht im Ortskern von Leonidio. Dies bedeutet 4 Kilometer Autofahrt (wenn man keine Fahrräder hat wie wir), wenn man zum Beispiel im Ort essen gehen möchte.

Wenn wir wussten, dass wir im Dorf essen gehen wollen, haben wir einfach auf dem Parkplatz in Leonidio übernachtet. Dort findet man eine öffentliche Toilette, welche sehr regelmässig gereinigt werden und das Übernachten auf dem Parkplatz wird geduldet. Wenn man Glück hat, empfängt man sogar ein WiFi, welches ausreichend Geschwindigkeit zum Surfen bietet.

Zudem gibt es einen weiteren Platz vorne am Hafen mit direktem Blick auf den Strand und das Meer. Dort hat es eine kalte Stranddusche und öffentliche Toiletten. Letztere lassen bezüglich der Hygiene zu wünschen übrig, dafür kann man sich nach einem schweisstreibenden Tag an der Felswand im Meer wieder sauber waschen.

Fazit

Uns hat Leonidio sehr gut gefallen und wir würden definitiv nochmals hier hin kommen um zu klettern. Es gibt extrem viele Sektoren mit guten Routen, welche einen schönen Griff haben und nicht zu überlaufen sind. Es hat richtig Spass gemacht und das hat man auch an unserem Fortschritt gesehen. So konnte Sarah bis am Schluss Routen mit der Schwierigkeit 6a im Vorstieg klettern und ich konnte sogar meine erstes 6c im Vorstieg bewältigen. Die Hackenabstände sind in vielen Sektoren sehr gut gemacht und geben viel Sicherheit.

Leonidio selbst hat uns auch sehr gut gefallen und obwohl der Ort aktuell extrem zu boomen scheint, sind alle Einheimischen sehr freundlich und es ist noch nicht alles auf den Tourismus ausgerichtet. Dies ergibt eine sehr schöne Atmosphäre zwischen Outdoor-Touristen und lokalen Personen, die einfach dort leben wie vorher.

An den Möglichkeiten, Kletterausrüstung vor Ort zu kaufen könnte noch etwas gearbeitet werden. So musste ich mir neue Kletterschuhe online bestellen, da meine Grösse nicht verfügbar war und sie diese auch nicht mehr bestellen konnten. Im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass es im Shop der Panjika Cooperative genau mein Modell in der richtigen Grösse gehabt hätte (und sie sich schon lange gefragt haben, was für ein Riese diesen Schuh wohl kaufen wird).

Geplant war ein Kletterstopp von ein paar Tagen, schlussendlich wurde daraus ein 14-tägiger Aufenthalt. Damit waren wir nicht die Einzigen. Wir lernten viele Menschen kennen, die nicht zu lange in Leonidio bleiben wollten und noch andere Pläne in der Umgebung hatten. Irgendwie zog es dann alle wieder zurück nach Leonidio und auf den Camping Semeli. Und so schieben auch wir unseren „wirklich definitiver Abreisetag“ vom 12.11. nochmals. Durch die nette Gesellschaft und die gemütliche Atmosphäre wird es dann der 14.11., bis wir uns von Leonidio lösen können.

Übernachtungsorte: 01.-03.11. Leonidio, Camping Semeli / 04.11. Leonidio, Hafen /05.11. Leonidio, Städtchen / 06.11. Leonidio, Hafen / 07.-08.11. Leonidio, Camping Semeli / 09.-10.11. Leonidio, Hafen / 11.11. Leonidio, Städtchen / 12.-13.11. Leonidio, Camping Semeli

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