Datum: 26. Oktober – 29. Oktober 2021
Mani – eine wilde Geschichte
In den nächsten vier bis fünf Tagen werden wir den „mittleren Finger“ der Peloponnes erkunden: Die Region Mani, welche über viele Jahre für Menschen wie auch für Piraten einen Rückzugsort darstellte. Es entstand eine eigene Kulturform und scheint den Ruf eines wilden Ortes zu haben. Die Geschichte dieser Gegend beinhaltete unter anderem über Jahre dauernde Blutrachefehden, welche teilweise mehrere hunderte Tote forderten (https://de.wikipedia.org/wiki/Mani_(Peloponnes)).
Die angesagten Regenströme bleiben während unserer Rundtour aus, dafür begleitet uns ein sehr starker Wind aufgrund des Sturmes, der gerade über uns zieht: Wildflatternde Haare, wildes Meer, blauer Himmel mit rasenden Wolken, ein schaukelnder „Mitsu“ und viele Windgeräusche begleiten uns auf unserer Reise – dieses wilde Wetter half uns noch besser, die früheren Zustände dieser Region teilweise vorstellen zu können.
Hafenort Gythio
Unser Weg von Leonidio zum „Startpunkt“ der Region Mani führt uns übers Inland, erneut vorbei an x Olivenhainen und Sträuchern. Irgendwo im Nirgendwo, für uns gefühlt aus dem Nichts, taucht ein kleines Dorf mit etwa drei Restaurants auf. Es ist Mittagszeit, das Restaurant ist gut besucht und so machen auch wir hier unseren Mittagsstopp. Zum Essen gibt es Saganaki, Zucchinibällchen, Tzatziki, Spinatkuchen, einen frisch gepressten Orangensaft und Toast.
Wäsche waschen
In Gythio angelangt, wollen wir zu erst unsere Wäsche abgeben, damit wir sie morgen abholen können. Das Waschen unserer Kleider ist ein Thema, dass uns schon seit Beginn der Reise begleitet und natürlich bedenken wir auch dieses Mal etwas nicht. Noch gehen wir davon aus, wir haben an alles gedacht (windiges aber trockenes Wetter, wir übernachten sowieso in Gythio und so ist es egal, ob es 2 oder 24h geht) – doch dann stehen wir vor verschlossenen Türen. Wir haben nicht an die griechischen Öffnungszeiten gedacht. Es ist nach 15 Uhr und die Wäscherei öffnet erst um 18:00 Uhr wieder. Na dann, die wenigen Kleider werden schon reichen für eine Woche ;-).
Hafen von Gythio und Abklärungen zur Schifffahrt nach Kreta
Gythios Hafen wirkt heute malerisch. Wir sitzen auf auf der Hafenmauern, bewundern die kleinen schaukelnden Fischerboote, beobachten einen Fischer bei seiner Arbeit und eine anhängliche Katze gesellt sich zu uns.
Später klären wir noch die Möglichkeit ab, von hier aus nach Kreta zu fahren: Jeweils Mittwochs um 16:00 Uhr legt von Gythio die Fähre nach Kreta ab. Schlussendlich entscheiden wir uns dagegen, erleben aber eine sehr kompetente und freundliche Beratung und Auskunft im Reisebüro „Rozakis Shipping & Travel Agencies“ direkt im Hafen.
Schiffswrack Dimitros
Unser Übernachtungsplatz wird heute nicht im Ort sein, sondern in der Nähe des Schiffswracks Dimitrios. Wir sind nicht die Einzigen, die die simple Handhabung des „Freistehens“ anzieht, insgesamt sind heute circa 10 Fahrzeuge an diesem Übernachtungsort. Uns stört es nicht, denn die abendliche Stimmung verbringen wir mit Fotografieren des Schiffswrack und danach wird es dunkel und wir sehen eh nichts mehr.
Der Ostseite entlang zum Kap
Nach Gythio schlängelt sich unser Weg mehrheitlich der schroffen und immer karger werdenden Küste entlang. Zu Beginn begleiten uns kleine Buchten und Örtchen, welche wohl die meisten schon in den Winterschlaf gingen, danach verschwindet das Grün aus der Landschaft und wird von einer kargen Landschaft abgelöst. Fortlaufend sehen wir die für hier typischen Steinhäusern. Die Strasse ist schmal, auf der Meerseite oftmals ausgefressen und die Gräser versuchen langsam den Weg einzunehmen. Ich muss sagen, mir gefällt diese Umgebung, das Rauhe und Wilde mag ich. Ausser einigen Fotostopps machen wir bis zum Kap keine grösseren Pausen, der Wind lädt nicht wirklich ein, gemütlich an einem Plätzchen zu sein und wir wissen auch nicht, ob wir mit dem Wind beim Kap übernachten können oder noch weiter fahren werden.
Abfuhr beim Port Kagio
Und dann erreichen wir das Kap. Bevor wir bis an den südlichsten Punkt der Peloponnes wandern, stoppen wir bei Port Kagio. Heute wird auch dieser Ort, welcher geschützt in einer Bucht liegt, nicht vom Wind verschont. Gleichmässige Wellen erreichen das Festland, der Wind bläst mit voller Kraft. Gemäss Park4Night kann man auf dem Parkplatz des Restaurants „Taverna Porto“ übernachten, wenn man dort zum Nachtessen bleibt. Wir beide werden nicht gerne zu einer Konsumation „gezwungen“, wenn es uns aber gefällt, könnten wir uns gut vorstellen, den Deal Nachtessen für Schlafplatz einzugehen.
Doch zu erst wollen mir mal schauen, was wir für ein Eindruck des Restaurants „Taverna Porto“ erhalten und lassen unseren „Mitsu“ anfangs des Ortes stehen. Im Restaurant angekommen bestellen wir ein Getränk. Die junge Dame verschwindet, es erscheint eine ältere Dame und gibt uns schroff zu verstehen, dass hier nur gegessen werden kann und es nicht möglich ist, nur etwas zu trinken. Hoppla, mit einer solcher Begrüssung haben wir nicht gerechnet und überlegen uns nicht mal, etwas hier zu bestellen, da gehen wir lieber in ein anderes Restaurant. Leider sind die beiden anderen geschlossen und wir lassen einen längeren Aufenthalt in Port Kagio sein. Später lesen wir auf Tripadvisor und den Google Bewertungen über das aufgesuchte Restaurant nach, und da werden anscheinend einige Abzocken vollzogen (Fisch kann bis zu 50 Euro kosten, doppelte Verrechnungen, usw.). Ich glaube, wir haben da nichts verpasst. Besonders da wir bis jetzt immer sehr freundlich begrüsst worden sind und komplett das Gegenteil von heute erlebt haben.
Wanderung zum Kap
Spontan entscheiden wir uns, doch noch die kurze Wanderung bis ganz zum Kap zu machen. Während der Wanderung wechsle ich mehrmals meine Bekleidung von Jacke inklusive Kapuze zu T-Shirt und wieder zurück. Grundsätzlich ist es in diesen Tagen kühl aufgrund des starken Windes. Sobald ich mich aber für einen kurzen Moment an einem windstillen Ort befinde, spüre ich die nach wie vor sehr wärmenden Sonnenstrahlen auf mir. Für die Wanderung hatten wir etwa 1.5 Stunden Gehzeit hin- und zurück.
Vathia
Wie schon beschrieben, sehen wir auf unserer gesamten Reise durch die Mani Region die viereckigen Steinhäuser. Das kleine Dorf Vathia ist mittlerweile nicht mehr bewohnt, kann aber besichtigt werden. Wir sind die Einzigen vor Ort, jedenfalls denken wir dies in diesem Moment: Der Wind bläst durch das kleine Örtchen und wir verstehen unsere Wort auch kaum, auch nicht, wenn wir ganz nahe beieinander stehen. Ich schaue um die Ecke, sehe ein Fell, und sage noch: „Ööh, ich glaube da ist eine Kuh oder so etwas“. Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, sehen Flo und ich, wie das Tier sich umdreht. Wohl hat die Kuh beziehungsweise der junge „Muni“ uns nicht gehört und rennt aus Schreck auf uns zu – wir können uns aber noch auf eine Treppe eines alten Gebäudes retten. Da sind wir wohl alle drei gleichermassen erschrocken.
Aeropoli
Langsam aber sich macht uns der Wind etwas „sturmig“. Die App Windy zeigt uns, wo die Sturmböen durchgehen und es könnte sein, dass wenn wir wieder etwas nördlicher gehen, der Wind weniger stark bläst. Zwar bedauern wir, nicht den einen oder anderen kleinen verlassenen Strand aufzustöbern, aber etwas geschützter zu sein klingt verlockend.
Wir stoppen für das Mittagessen im Ort Aeropoli, welches heute trotz Nebensaison und viel Wind sehr belebt ist. Es ist der „Ochi“-Tag. Der Jahrestag des „Neins“ ist in Griechenland ein Feiertag und erinnert daran, dass 1940 der damalige griechische Präsident Metaxas das Ultimatum Mussolinis ablehnte. Mussolini forderte, dass die Achsenmächte strategisch wichtige Punkte in Griechenland nutzen können.
Vandern auf den Berg bei Aghios Nikos
Frisch gestärkt setzen wir unsere Route fort, noch Unwissend, dass wir gleich „VANdern“ gehen: Dies bedeutet für uns, wenn wir mit dem „Mitsu“ auf einen Berg hoch wandern ;-). Während ich mich auf die kleine Strasse konzentriere, entdeckt Flo einen Weg bei einem Berg in der Nähe von Aghios Nikos: „Lass uns da hochfahren“. Zu Beginn noch nicht ganz überzeugt von dieser Idee, lenke ich trotzdem unseren Bus auf die Schotterstrasse. Wir schlängeln uns den Berg hoch und werden mit einer wunderbaren Aussicht auf die Küste und die Umgebung belohnt! Einmal mehr bin ich froh, hat Flo diese kleine Strasse erspäht und spontan als Idee eingebracht.
Kardamili
Während unsere Rundtour in der Mani Region schreibe ich eine ehemalige Arbeitskollegin an, welche seit einigen Jahren in Koroni auf der Peloponnes lebt. Sie hat Zeit und nimmt den Weg auf sich, nach Kardamili zu fahren für ein Treffen mit uns. In Kardamili ist es windstill. Gleichzeitig treffen wir drei im Ort ein, die Stimmung passt und so bleibt es nicht nur beim gemeinsamen Kaffeetreffen. Franziska hat eine kleine Rundtour in Kardamili rausgesucht, welche uns tolle Ausblicke über den Ort bietet.
Der Abend lassen wir gemütlich im Restaurant „Gialos Kardamili“ ausklingen. Franziska, es hat uns sehr gefreut, dich zu sehen und wir haben die gemeinsame Zeit genossen!
Tschüss Mani
Morgen begeben wir uns auf den Weg zum Profitis Ilias, dem höchsten Gipfel der Peloponnes, und werden dabei die Region Mani verlassen. Unsere Rundtour durch die Region Mani hat uns gut gefallen, wild und rau zeigte sich uns dieser Teil der Halbinsel Peloponnes. Nebst der wilden und freien Atmosphäre haben wir aber auch die vielen kleinen Buchten entlang der Küste gesehen, die wohl bei weniger Wind zum gemütlichen Baden eingeladen hätten.
Übernachtungsorte: 26.10. Umgebung Valtaki / 27.10. Umgebung Vathia / 28.10. Umgebung Platsa /29.10. Umgebung Kardamyli