Datum: 20. Oktober 2021
Klettern bei Mytikas
Nun ist es schon einige Zeit her, seit wir das letzte Mal klettern waren. Sarah hat einen schönen Ort gesehen, welcher ein paar Routen in unserem Schwierigkeitsgrad hat. Etwas gespannt und auch ein wenig aufgeregt fahren wir nach Mytikas. Natürlich kommen wir wieder mitten am Nachmittag dort an und die Sonne scheint voll auf den Felsen. Uns stört dies nicht, ein bisschen Wärme können wir vertragen.
Der Zustieg ist schnell erledigt, schliesslich liegt der Sektor fast direkt an der Strasse. Wir sind wiedermal die Einzigen dort. Darüber sind wir nicht unbedingt traurig, denn der „Parkplatz“ beim kleinen Schrein bietet gerade Platz für zwei Autos.
Die Wand sieht eindrucksvoll aus und wir sind auf den roten, weissen und grauen Kalkstein gespannt. Von der Sonne gewärmt und mit Blick auf das Ionische Meer und die Insel Kalamos wärmen wir uns auf und dann gehts los.
Der Fels ist sehr griffig und nach kurzer Zeit sind wir beide im „Klettermodus“ und uns gefallen die Routen gut. Nach vier Routen ist für uns aber auch schon wieder Schluss – die Kraft für mehr ist nicht da. Als wir am Abschliessen sind, kommt noch eine Gruppe lokaler Kletterer. Mit dabei haben sie einen portablen Lautsprecher aus dem Reggae Musik klingt, einen Campingstuhl und gute Laune. Wir sprechen etwas mit ihnen und als sie erfahren, dass wir nach Leonidio wollen, bestärken sie uns in dieser Idee und haben uns auch schon eine erste Sektorempfehlung.
Simple Übernachtung mit einer unangenehmen Begegnung
Am Strand von Mytikas stehen bereits ein paar Camper und zusammen mit Sarah und Sämi beschliessen wir, dass wir noch einen anderen Ort anfahren. Wir sind immer noch etwas unschlüssig wegen dem Wildcampen und ein paar Kilometer weiter gibt es eine einfache Campingmöglichkeit, welche 10 Euro die Nacht kostet.
Das Camp Paralia Agrilia ist simpel gehalten und so gibt es kein WLAN, nur eine kalte Dusche am Strand und je eine Toilette pro Geschlecht. Wir brauchen ja nicht viel und eigentlich wünschen wir uns manchmal, dass es mehr kleine Camping wie diesen gibt (einfach noch mit Warmwasserduschen). Etwas erhöht finden wir einen Platz mit Aussicht auf das Meer und den perfekten Ort für Sonnenuntergang und -aufgang.
Etwas raschelt vor unserem Bus
Normalerweise räumen wir den Abfallsack über die Nacht in unseren Bus. Heute Nacht lassen wir dies sein und ich überlege noch kurz, ob nicht doch ein Tier kommt.
Nachdem wir alle schlafen gegangen sind, erwache ich, weil ich vor unserem Bus etwas rascheln höre. Ich denke mir nur: Toll, hätten wir den Abfall doch nur rein genommen, dann würde jetzt nicht eine der vielen Katzen nach etwas Essbarem suchen. Denn bis jetzt haben wir in Griechenland extrem viele Katzen gesehen, Hunde hingegen fast keine mehr.
Als ich aus dem Fenster schaue, wird mir klar, das ist keine Katze. Es ist ein kleiner Fuchs, welcher sich an unserem Abfall zu schaffen macht und wohl das kleine Stück des alten Brotes sucht. Ich will raus, den Fuchs verscheuchen und den Abfall rein nehmen. Sarah ist in der Zwischenzeit auch erwacht und meint, dass dies keine gute Idee sei.
Natürlich höre ich nicht auf sie und öffne die Türe. Der Fuchs scheint nicht zu erschrecken, sondern widmet sich, nur zwei Meter von unserem Bus entfernt, weiter dem Abfall. Ich versuche ihn zu verscheuchen und zische ihn an. Ich stehe bereits draussen, aber den Fuchs scheint dies nicht zu beeindrucken. Ich sammle ein paar Plastikfetzen zusammen, gebe mich geschlagen und gehe zurück in den Bus. Wenn er das Brot gegessen hat, wird er schon weg gehen und ich kann den Rest holen.
Etwas später ist es ruhig draussen, das Brot und der Abfall liegen noch dort. Wenn ich schon raus gehe, kann ich dies ja direkt mit einem Besuch der Toilette verbinden. Sarah meint erneut, dass ich lieber nicht raus soll, mit dem Fuchs sei etwas komisch. Erneut höre ich nicht auf sie und meine nur: Wenn ich mit einem kleinen Fuchs nicht fertig werde, wo kämen wir denn da hin.
So steige ich in FlipFlops, Trainingshosen und im T-Shirt aus dem Bus, sammle den Abfall ein und stelle ihn aufs Autodach. Da sehe ich, dass der Fuchs gar nicht weg ist, sondern hinter unserem Auto war. Leider ist es schon zu spät, um zurück ins Auto zu gehen, denn der Fuchs kommt auf mich zu und versperrt mir den Weg zur Schiebetüre. Ich gehe langsam zurück und blende ihn mit meiner Taschenlampe, der Fuchs jedoch kommt immer näher, bleibt aber auf ca. 1 Meter Abstand.
Ich laufe immer weiter zurück und versuche immer wieder, zum Auto zu kommen, er jedoch rennt dann jeweils schnell unters Auto und versperrt mir den Weg, sobald Sarah die Schiebetüre öffnet. Scheint, als wolle er mit mir spielen. Da der Fuchs immer wieder auf mich zu kommt, bin ich gezwungen, etwas weiter weg zu gehen und laufe um das Büssli von Sarah und Sämi. Diese werden, durch meine Versuche den Fuchs mit „Zisch“- und „Kusch“-Lauten von mir fern zu halten, wach. Als sie sehen, dass ich von einem Fuchs verfolgt werde, öffnen sie mir schnell ihre Schiebetüre und ich kann dort rein hüpfen – phu, erst mal in Sicherheit.
Sämi kann es nicht lassen und geht mit einem langen Regenschirm bewaffnet aus dem Bus. Der Fuchs zieht mit ihm dasselbe Spiel ab – versperrt ihm den Weg, knabbert etwas am Regenschirm und versteckt sich unter dem Bus. Selbst als er ihm mit dem Regenschirm leicht auf die Schnauze tippt, ändert sich das nicht.
Schlussendlich schafft es Sämi, den Fuchs etwas weg zu locken, Sarah öffnet mir die Türe und ich renne zurück zu unserem Bus. Der Fuchs bemerkt dies und macht sich auch auf den Weg zu uns. Zum Glück reicht es mir rein, bevor er da ist.
So viel zum Thema: Wenn ich mit einem kleinen Fuchs nicht fertig werde, wo kämen wir denn da hin.
Den Toilettengang verschiebe ich auf den Morgen, denn dieser Fuchs ist definitiv nicht normal. Wahrscheinlich ist es ein Jungtier und wollte nur spielen, denn das Brot lag noch am Morgen dort und sein Verhalten deutete darauf hin.
Weitere Wildtiere
Am Morgen geniessen wir zu viert und ohne Tiere unser Frühstück an der Sonne mit einer wunderschönen Aussicht. Nachdem wir den Wassertank aufgefüllt, im Meer einen Schumm genommen und alles zusammengepackt haben, geht es auch schon wieder weiter.
Am Abend zuvor haben wir noch darüber gesprochen, ob es hier Delfine gibt. Niemand wusste es genau und als ich so aus dem Fenster schaue und die Fischfarmen in den geschützten Buchten betrachte, fällt mir im Augenwinkel eine Bewegung im Wasser auf.
Ich bitte Sarah zu stoppen und in Ruhe betrachte ich das Meer weiter. Und da ist es: Eine Gruppe von Delfinen schwimmt in Richtung der Fischfarm. Somit wäre diese Frage auch geklärt 🙂
Übernachtungsort: 20.10. Mytikas, Camp Paralia Agrilia