Bosnien und Herzegowina, Sarajevo

Datum: 26. – 30. August 2021

Von der Abgeschiedenheit in die Stadt

Wir waren nun einige Tage mehrheitlich in der Natur unterwegs und an eher verlassenen Orten. Ich denke, wir sind bereit, wieder einmal in eine Stadt zu gehen.

Auf Sarajevo freue ich mich schon länger, kenne ich einige Menschen, welche von Sarajevo fasziniert waren. Es scheint sowohl der Aufbau wie auch die Geschichte der Stadt bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Es ist ein passender Moment, Sarajevo zu besuchen, haben wir nun Vorwissen und Anknüpfungspunkte. Durch unsere Reise in Bosnien und Herzegowina und unserem anfänglichen Nichtwissen über dieses Land und dessen Geschichte, stehen wir heute an einem etwas anderen Punkt. Nebst den Begegnungen und Erlebnissen während dieser Reise haben wir eine dreiteilige Dokumentation geschaut, um uns mehr Wissen anzueignen. Zusätzlich eine Doku von einer jungen Frau. Die Links zu diesen Dokumentationen habe ich am Ende des Textes eingefügt. Sarajevo hat eine sehr harte und schwierige Zeit hinter sich und ich bin gespannt, welchen Einblick wir in das heutige Sarajevo erhalten werden.

Doch bevor wir uns ins Zentrum begeben, starten wir unsere Erkundung auf dem Hausberg von Sarajevo: Trebević.

Bob- und Rodelbahn auf dem Trebević

Nach den Gebäuden in der Umgebung Igman erwartet uns auf dem Trebević eine weitere Hinterlassenschaft der Olympischen Winterspiele von 1984: Ein Bob- und Rodelbahn. Da die Bahn während der Belagerung von Sarajevo als Artillerieposition genutzt wurde, war die Umgebung bis in die 2000er vermint.

Wir starten unsere Erkundungstour am späteren Nachmittag und schlendern meist in, teils neben der Bob- und Rodelbahn. Die Bahn wird nebst den Graffitis langsam auch von Moos, Blättern und Grüngewächs eingenommen. Wir sehen vereinzelt Leute am Skaten, ansonsten ist es heute sehr ruhig hier. Während wir durchschlendern, fragen wir uns, ob eigentlich damals Jugoslawien wohl eine Mannschaft hatte und was nun eigentlich mit der Bahn geschieht? Wird diese gepflegt oder verfällt sie nun stückweise?

Während ich diesen Text schreibe, versuche ich auf die schnelle in paar weitere Informationen zu finden. Ich finde ein paar Zeitungsartikel aus dem Jahr 2014, welche über Senad Omanovic schreiben. Vor allem durch ihn und seiner Leute schienen die Renovationsarbeiten im Jahr 2014 gestartet zu haben. Wenn ich die Texte lese, war diese Gruppe wohl mit viel Engagement und Visionen an der Arbeit. Was ich jetzt sehe, ist eher wieder Zerfall, aber ich weiss es nicht so genau.

Die Stadt Sarajevo

Die Geschichte der Stadt

Bei der heutigen Free Walking Tour von Funky Tours sind wir die einzigen Teilnehmenden. Wir statten den bekannteren Moscheen und Kirchen einen Besuch ab und spazieren dann über die Brücke, auf welcher das Attentat auf den österreich-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau verübt wurde. Dieses Attentat vom 28. Juni 1914 gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg.

Wir richten unsere Blicke auf die erhöhte Umgebung rund um Sarajevo und versuchen uns vorzustellen, wie vor noch nicht all zu langer Zeit unter anderem von hier auf die Menschen in dieser Stadt geschossen wurde. Vier Jahre lang dauerte die Belagerung Sarajevos (1992-1996). Gemäss Wikipedia starben 11’000 Menschen (davon 1’600 Kinder) und 56’000 Menschen wurden, teilweise schwer, verletzt.

Überall in der Stadt findet man die „Rosen von Sarajevo“. Dies sind mit rotem Harz aufgefüllte Löcher, welche durch Einschläge von Granaten entstanden sind. Diese Mahnmale, welche durch ihre Form an Rosen erinnern, sollen daran erinnern, dass hier mindestens ein Mensch gestorben ist.

Nebst traurigen und schweren Informationen bringt der Guide seine Sicht auf die heutige Situation ein. Er selbst hat den Krieg nicht erlebt und die meiste Zeit in Mostar gelebt. Er sei vor allem für sein Studium zum Regisseur nach Sarajevo gekommen. Sarajevo sei lebendig und alle würden friedlich zusammen sein. Das Wort „Toleranz“ sei hier nicht nötig, weil es einfach gut funktioniere. Er selbst nehme mittels Theaterprojekten aktuelle Themen auf, wie zum Beispiel „Flüchtlinge aus Syrien“.

Ost und West

Da wir nahe dem Zentrum unsere Unterkunft haben, bewegen wir uns hauptsächlich in der Fussgängerzone. Architektonisch gibt es hier einen westlichen und östlichen Teil. Wir halten uns gerne im östlichen Bereich auf, sind die osmanischen Bauwerke, die engen Gassen und die vielen kleinen Kaffees mehr das, was uns entspricht. Vielleicht ist es aber auch das fernöstlich, das Andere, als wir gewohnt sind, was uns hier so gefällt.

Vegetarisches Essen und Kaffee

Wir freuen uns, auch wieder mal Essen zu gehen, denn hier gibt es vegetarische Möglichkeiten. Nach wie vor ist Burek einer unser Hauptnahrungsmittel, wenn wir etwas Fertiges zum Essen kaufen, doch hier lerne ich noch eine Variante dieses Teiggericht kennen. Es ist der Burek „Krompiruša“ (=Kartoffeln). Im Restaurant / Take Away „Falafel Restaurant“ (Đulagina Čikma, Sarajevo 71000) geniessen wir, wie es der Name schon sagt, Falafel mit diversen Beilagen. In der gleichen Strasse etwas weiter hinten bekommen wir im Restaurant „Barhana“ eine sehr leckere Gemüselasagne.

Fast täglich geniessen wir in der gleichen Ecke einen Kaffee von „Fabrika Coffee“. Dieser Kaffee wird in Banja Luka geröstet und wie die Baristas den Kaffee hier zu bereiten, ist genau nach unserem Geschmack. Und ich kann hier ein mir wir zu Hause bekannter Cappuchino geniessen. Ein Kaffelokal „Miris Dunja“, welches mir besonders vom Interieur entspricht, finden wir nur eine Strasse weiter (Čizmedžiluk 9, Sarajevo 71000).

Übernachtung

Wir haben für uns gemerkt, dass Stadtbesuche entspannter sind, wenn wir zu Fuss den Ort erkunden können und haben deshalb für unsere Zeit in Sarajevo eine Unterkunft gebucht. Wollen wir im Bus schlafen, wäre dies irgendwo auf einem Parkplatz oder dann ausserhalb und zusätzlich müssten wir uns täglich darum kümmern, wo wir den Bus abstellen können. Es gibt Städte und Orte, wo dies sehr problemlos ist. Ich habe aber auch bemerkt, dass es schnell zu einer gestressten Stimmung oder Atmosphäre kommen kann, weil man mit dem Auto einfach eingeschränkter ist im „Herumschlendern“. Zusätzlich ist Regen angesagt und wir investieren während dieser Zeit einige Stunden an unseren PC’s und können bei Pausen auch einfach alles liegen und stehen lassen. Zum Schluss aber ein ganz wichtiger Punkt: Für mich war es sehr wichtig, am Geburtstag meiner Mutter guten Empfang zu haben, um so einen Teil ihres 60. Geburtstags digital miterleben zu können

Garagenbesuch mit dem Mitsu

Flo bemerkte, dass eine Lenkmanschette einen Riss hat und so suchten wir eine Garage auf. Das Ersatzteil finden wir im Geschäft neben an mittels eines hilfsbereiten und fachkundigen Mitarbeitenden. In der Garage kommen sofort drei Männer und nach einer halben Stunde ist alles montiert (20 BAM). Sie studieren noch etwas unser Auto, schrauben kurz die manuelle Radnabe auf, verstreichen das Fett etwas und verschliessen sie wieder.

Weiter versuchen wir schon länger herauszufinden, wo man Rostarbeiten machen kann, da wir gerne eine Stelle in der Fahrerkabine machen würden. Bis anhin war unsere Suche erfolglos. Alle Garagen äusserten, dass sie dies nicht machen. Dies kann doch nicht sein bei all diesen rostigen Autos… In Sarajevo finden wir heraus, dass wir nicht nach einer Garage sondern nach einem Lackierer suchen müssen. Und der würde uns dies auch machen. Leider finden wir dies erst am letzten Tag heraus und es würde zwei bis drei Tage gehen. Da wir nun schon länger in Sarajevo sind, vertagen wir diesen Plan, denn dass Wetter wird sonnig und unser nächster Plan steht schon: Wanderung auf den höchsten Berg von Bosnien und Herzegwina, den Maglić.

Übernachtungsorte 26.08. Umgebung Trebević / 27.-30.08. Sarajevo, Guest House Kevser

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