Bosnien und Herzegowina, Lukomir

Datum: 24. – 25. August 2021

Das Dorf Lukomir

Nach unserer Wanderfahrt mit dem „Mitsu“ auf den Berg Bjelašnica, geht unsere Reise in dieser Gegend weiter. So fahren wir nicht zurück zum Ort Babin Do sondern Richtung Lukomir. Das Dorf Lukomir liegt auf 1455 m und ist die höchtgelegene Siedlung von Bosnien und Herzegowina. Die Menschen leben von Frühling bis Herbst in Lukomir.

Ursprünglich wollten wir nach nach Umoljani und von dort nach Lukomir wandern. Doch das Wetter für Morgen soll durchzogen werden und übermorgen kommt wohl Regen.

Die Fahrt nach Lukomir

Die uns nun noch 14 bevorstehenden Kilometer sind weiterhin eine Pistenstrasse, aber gut fahrbar. Die Umgebung ist sehr karg, wirkt steppenartig und der gelbliche Ton umhüllt die Landschaft. Mal hat es hier eine grosse Schaffherde mit seinem Hirten und Wachhund, mal dort ein Haus. Mehrheitlich aber einfach Landschaft. Auf dem Weg sehen wir einige Orte, an welchen wir wild übernachten könnten. Dies kommt uns sehr entgegen, so können wir uns gemütlich in Lukomir umsehen und dann irgendwo in dieser schönen Landschaft übernachten. Was wir jetzt noch nicht wissen, dass wir unsere Pläne vor Ort über den Haufen werfen werden. Doch eines nach dem anderen.

Aufenthalt und Übernachtung in Lukomir

In Lukomir angekommen, fahren wir die kleine Strasse bis ans Ende des Dorfes und stellen neben der Abfalltonne unseren Bus ab, so sollte er wohl niemandem im Weg stehen. Wir schlendern durch das kleine Dorf. Ein Mann sitzt vor einem Schild, welches noch sehr neu aussieht. Das Schild beschreibt, was sein Angebot ist. Womöglich hat er es eben erst aufgestellt. Wir schmunzeln und gehen weiter. Der Mann und sein Schild gehen uns nicht aus dem Kopf. Er wirkte so stolz, als er es mit einem anderen Mann anschaute, und so gehen wir nach unserem Rundgang zum auf dem Schild beschriebenen Haus. Wir werden freundlich von diesem Mann, welchen wir zuvor gesehen haben, begrüsst. Als wir Kaffee bestellen, sagt er „ja“ und „Chai Tee“. Mmm, anscheinend sollen wir Tee bestellen. Schlussendlich haben wir Tee und Kaffee auf unserem Tisch 🙂 Da er kein Englisch kann, fragen wir per Übersetzungsapp, ob er das Schild neu aufgestellt habe. Er nickt und antwortet uns in der gleichen Weise, dass er es heute aufgestellt hat. Sein Sohn und dessen Frau hätten es gestaltet.

Ausser uns ist noch ein Paar auf der kleinen Terrasse, welches bald geht, und ein anderer Mann. Wir kommen ins Gespräch. Es ist Patrick, welcher schon seit langer Zeit an den verschiedensten Orten unterwegs ist und gelebt hat. Aktuell ist er auf seiner zweiten Motorradreise unterwegs und wird für zwei Nächte in diesem Dorf bleiben. Patrick ist uns beiden auf Anhieb sehr sympathisch und wir geniessen den Austausch mit jemandem, der auch länger unterwegs ist. Das Gespräch beginnt, immer wieder gesellt sich auch der Gastgeber zu uns und mittels Hände und Füsse, aber vor allem auch mit Hilfe der Übersetzungsapp unterhalten wir uns.

Flo und ich schauen uns an, ein Blitzgedanke: Wollen wir, wenn noch etwas frei ist, in diesem kleinen Haus übernachten, auch wenn wir x-Möglichkeiten von freien, schönen Stellplätzen hätten. Wir sprechen nicht mal darüber, der Entscheid scheinen beide schon gefällt zu haben: Ja! Und wir haben Glück, dass letzte Zimmer (es sind drei) ist noch frei und so sagen wir für eine Nacht zu (35 bam / Person / Nacht). Unsere Sachen aus dem Bus zu holen, dauert nun eine Weile. Wir sind es nicht mehr gewohnt, für eine auswärtige Übernachtung die Sachen zusammen zu packen. Hast du das Zahnbürstchen? Vielleicht wäre ein Pullover noch gut? usw.

Aussichtspunkt im Dorf

Danach geht es gemeinsam mit Patrick zum Aussichtspunkt am Ende des Dorfes. Was für ein Anblick: Vor uns eröffnet sich ein wunderschönes Panorama. In den Rakitnica-Canyon selbst sehen wir nicht, aber die Formationen schon. Die Wanderwege in den Canyon soll laut unserem Gastgeber nächstes Jahr vollständig markiert und vorbereitet werden, damit eine Rundwanderung möglich ist. Wir drei sitzen dort oben, alle drei staunend über die atmosphärische Stimmung und das Potential dieses Ortes.

Womöglich ist Lukomir auf einem guten Weg. Unser Gastgeber jedenfalls lege seinen Fokus auf möglichst eigenes, biologisches, hausgemachtes Essen und die Natur. Das Haus haben sie umgebaut, aber möglichst im optischen Stil von früher jedoch mit Isolation und sanitären Anlagen. Ich hoffe, dieser Ort entwickelt sich weiter in diese Richtung, die aktuellen Schritte hier wirken jedenfalls so.

Zurück in unserer Unterkunft erwartet uns das Essen. Für Flo und mich gibt es Salat, Käse- und Spinatburek. Und es ist alles so lecker! Zur Nachspeise gibt es ein Süssgebäck mit Honig darüber und danach noch frische Zwetschgen.

Patrick, Flo und ich bleiben noch eine Weile im gemütlichen Wohnzimmer sitzen und sprechen über die verschiedensten Dinge. Ich schlafe am Abend zufrieden ein, auch wenn es fast etwas ungewohnt ist, nicht im Van einzuschlafen. Aber da hätten wir hier doch Einiges verpasst.

Wanderung auf den Obalj

Am nächsten Morgen begrüsst uns das Gastgeberpaar mit einem wirklich grossen Frühstück. Wieder ist alles frisch und die Brötchen, beziehungsweise etwas wie kleine Berliner nur ohne Konfitüre, selbstgemacht.

Das Wetter wirkt unbeständig. In der Nacht hat es gewittert und geregnet, heute ist es bis jetzt eine Mischung aus sonnig und bewölkt. Irgendeine Wanderung möchten Flo und ich doch machen, da dies immer weitere Eindrücke und andere Perspektiven an einem Ort ermöglichen. Die Wanderung als umgekehrte Variante, also von Lukomir nach Umoljani ist kein Thema, aber einen Teil davon könnten wir machen und bis zum Gipfel Obalj gehen.

Patrick, Flo und ich ziehen los. Wieder ist unser Startpunkt das Ende des Dorfes, dieses Mal geht es nicht nach rechts zum Aussichtspunkt, sondern in die linke Richtung. Auch heute geniessen wir wieder das Panorama, obwohl sich an diesem Tag vieles in den Wolken versteckt.

Schritt für Schritt geht es weiter. Auf dem letzten Stück zum Zielpunkt befinden wir uns direkt in einer Wolke. So sehen wir beim Gipfel Obalj nur weiss und grau. Gemäss unserem Gastgeber hat man sonst eine Aussicht auf sieben Gipfel von Bosnien und Herzegowina. Der Hin- und Rückweg dieser Wanderung dauert je etwa 1 Stunde.

Unten angekommen heisst es für uns, Abschied zu nehmen, denn ab Morgen soll es einige Tage regnen und wir haben angedacht, diese Zeit in Sarajevo zu verbringen. Wir nehmen Abschied von unseren sehr netten Gastgebenden mit ihrem liebevoll und schön gestaltetem Haus, von Patrick, einem tollen Menschen, welchen wir hoffentlich nochmals kreuzen werden und von einem schönen Ort, welcher uns länger bei sich behalten hat, als wir angenommen haben.

Bevor wir mit der Erkundung von Sarajevo starten, machen wir einen Übernachtungszwischenstopp bei dem uns schon bekannten Platz in Igman und lassen nochmals die Eindrücke nachwirken.

RutisReisen

Patrick betreibt auch einen Blog und hat zudem ein Video von Lukomir gemacht, in welchem wir einen kurzen Gastauftritt haben:

Übernachtungsorte: 24.08. Bobića konak in Lukomir / 25.08. Umgebung Veliko Polje

Ein Gedanke zu „Bosnien und Herzegowina, Lukomir

  • 28. September 2021 um 08:54 Uhr
    Permalink

    Cooler Artikel. Es war mir ein Fest, Euch kennenzulernen. Hoffentlich treffen wir uns bald mal wieder irgendwo. Gute Reise!

    Antwort

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