Bosnien und Herzegowina, Una Nationalpark

Datum: 30. Juli – 2. August 2021

Willkommen in einer anderen Welt

Am 30. Juli machen wir uns auf den Weg nach Bosnien und Herzegowina. Für den Grenzübertritt haben wir 50 Minuten gebraucht, warum ist nicht ganz klar. Leider sass ich auf der Sonnenseite und konnte mich während dieser 50 Minuten bei mehr als 30°C etwas „aufwärmen“. Unser QR-Code des Covid-Zertifikates über die Impfung konnte der Grenzbeamte mit seinen blossen Augen „scannen“ und validieren.

Unser Tank ist fast leer und so gehen wir bei der nächsten Tankstelle ein paar Liter Diesel tanken. Der Liter Diesel kostet hier ca 1.15 CHF und ist bis jetzt der niedrigste Preis, den wir auf unserer Reise gehabt haben. Beim Betreten der Tankstelle wird mir schnell klar: Hier scheint die Maskenpflicht wohl nicht wirklich zu gelten. Bezahlen konnte ich nicht sofort, sondern ich musste auf den passenden Moment zwischen den Stromausfällen warten. Die Zeit dazwischen reichte knapp, um das System neu zu starten, den Betrag einzutippen und über meine Visa abzurechnen. Als ich die Tankstelle verlasse, fällt der Strom zum 4. Mal aus – ja, hier scheinen die Dinge etwas anders zu laufen als in den Ländern zuvor.

Glücklicherweise konnten wir beim Einkaufszentrum ohne Probleme Bargeld abheben, waren dabei aber die Einzigen, welche eine Maske trugen.

Wiedermal ein paar Dinge erledigen…

Die Suche nach einem Reiseführer

Die nächst grössere Stadt nach der Grenze ist Bihać. Wir wollen unser Glück dort versuchen und nach einem Reiseführer für Bosnien und Herzegowina Ausschau halten. Ein Büchergeschäft können wir nicht finden. Es gibt nur einen Strassenverkäufer, welcher verschiedene Versionen des Korans verkauft und das Buch „Mein Kampf“. Einen Reiseführer habe er nicht und wisse nicht, wo man einen her bekomme. Wir sind etwas irritiert. Eigentlich sollte Bihać ein etwas grösserer Ort sein und wir hofften darauf, hier ein Büchergeschäft zu finden. Die Strassen wirken verlassen und viele Menschen sehen wir nicht.

Trekkingschuhe

Es gibt ein Schuhgeschäft und sogar das gewünschte Modell der Trekkingschuhe können wir finden. Leider gibt es dieses Modell erneut nicht in meiner Grösse und bestellen würde 1-2 Wochen dauern. Für Sarah haben sie leider kein passendes Modell und so müssen wir wiedermal ohne neue Trekkingschuhe den Laden verlassen.

SIM-Karten

Unser Mobil Abo bei Wingo deckt nur den EU-Bereich ab und so merken wir nach der Grenze schnell, dass wir nun ausserhalb der EU sind. Zum Glück bekommt man hier kostengünstig eine SIM-Karte von M:Tel. Die SIM-Karte kostet 4 BAM (2 Euro) und beinhaltet 15 GB mobile Daten für 4 Tage. Danach kann man für 4 BAM (2 Euro) weitere 4 GB für 7 Tage lösen. Nach etwas Probieren, der Hilfe der netten Verkäuferin, neu starten und den richtigen Code eingeben, funktioniert die Verbindung und wir können wieder surfen 😉

Brennspiritus

In Kroatien konnten wir noch eine Flasche Brennspiritus kaufen. Leider bezahlten wir dort um die 6 Euro und haben nun die Hoffnung, hier in Bosnien und Herzegowina etwas günstiger an Brennspiritus zu kommen. Im Supermarkt so wie im DM finden wir leider nichts Passendes und auch die Verkäufer können uns nicht weiter helfen. Zum Glück haben wir noch eine Flasche in Kroatien gekauft.

Una Nationalpark

Wir wollen es wie gewöhnlich langsam angehen lassen und uns etwas auf das neue Land einstimmen. Wir entscheiden uns, erst mal zwei Tage auf einem Camping bei Kulen Vakuf im Una Nationalpark zu verbringen.

Ankommen

Bei der Ankunft auf dem Camping „Auto Kamp Lav“ reicht uns die Besitzerin erst einmal die Hand zur Begrüssung. Etwas unentschlossen und verwirrt erwidern wir den Gruss. In Zeiten von Corona ist uns dies schon lange nicht mehr passiert und es fühlt sich irgendwie „falsch“ an. Die nette Besitzerin erklärt uns, wo wir was finden und dass der Preis bei 17 Euro pro Nacht liegt (zwei Personen plus Bus). Nach Kroatien sind das für uns wunderbare Preise und wir willigen ein.

Etwas später hören wir, wie der Muezzin zum Gebet aufruft. Wir kennen das Ritual bereits aus Marokko und es lässt einem sofort in eine andere Welt eintauchen. Obwohl das Ritual das Gleiche ist, klingt es hier ganz anders als dazumal in Marokko.

So lassen wir den Abend verstreichen und auch am nächsten Tag tragen wir ein paar Infos über Bosnien und Herzegowina zusammen, schreiben etwas im Blog, schneiden Videos, baden kurz in der eiskalten Una, lassen uns von der Sonne wärmen und geniessen einfach den Tag, die Ruhe und die wenigen Leute.

Burg Ostrovica

Natürlich können wir nicht lange ruhig herum sitzen und so machen wir uns auf den Weg zur Burg Ostrovica. Es ist ziemlich heiss und so öffne ich das Dachfenster auf die zweite Stufe von drei. Der Himmel verdunkelt sich langsam als wir los wandern, ich meine nur: Das kommt hier sicher nicht regnen, schau mal, wie trocken alles ist.

Der Anstieg zur Burg dauert ca. eine Stunde und ist nicht all zu schwer. Als wir fast oben sind, treffen uns die ersten Regentropfen. Aus einzelnen Regentropfen werden schnell mehrere und wir warten bei einem Unterstand bis die Schauer vorbei ist. Zum Glück war es nicht viel Regen und unser Bus sollte plus minus trocken bleiben. Wir gehen weiter und nach 5 Minuten haben wir etwas mehr Aussicht und sehen den schwarzen Himmel vor uns. Ich bin guter Dinge, dass der Regen vorbei zieht und uns nicht trifft, Sarah ist sich da nicht so sicher.

Zwei Minuten später sehen wir eine Wand auf uns zukommen, retten uns zu einem Unterstand bei einem verlassenen Haus und bekommen es kurz mit der Angst zu tun. Denn die Front trifft uns ziemlich frontal, es blitzt rings um uns herum und grössere Äste fallen von den Bäumen. Wir hoffen, dass die Tanne, welche sich im Wind schon stark verbiegt, nicht auf das Haus fällt und dass der Unterstand hält. Der Unterstand hält, der Baum steht wohl jetzt noch und wir sind klitsch nass aber nach 5 Minuten ist der Spuck vorbei und die Gewitterfont ist über uns hinweggefegt. So können wir uns auf den Weg zum letzten Stück hoch zur Burg machen. Wir hatten Glück, denn etwas weiter oben hätten wir keinen Unterschlupf mehr gefunden.

Die Burg präsentiert sich nun als Belohnung vor einer wunderbaren Kulisse und der dunkle Himmel, kombiniert mit ein paar Sonnenstrahlen, verleiht dem Ort eine sehr beeindruckende Atmosphäre. Etwas durchnässt aber erfreut über die Aussicht und die tolle Stimmung können wir nun die Burg erkunden. Leider finden wir keinen Weg in den innersten Teil der Burg, aber die erste Mauer können wir durch ein Loch darin überwinden. Anscheinend ist man hier absolut frei, was man macht, sei es, ob wir auf die Burg klettern, durch ein Loch hinein steigen oder was wir sonst grade Lust haben. Dies wäre in der Schweiz wohl undenkbar und jeder noch so kleine Bereich wäre mit Kameras überwacht oder abgesperrt und viele Verbotsschilder würden einem auf Schritt und Tritt begleiten.

Den Rückweg wählen wir nicht entlang der Strasse, sondern gehen den Wanderweg runter. Die Sonne ist schon wieder da und die Hitze drückt ganz schön mit all der Feuchtigkeit. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück auf dem Auto Kamp Lav und sind gespannt, was uns im Bus erwartet…

Wir hatten wiedereinmal Glück und es kam nicht so viel Wasser durch das Dachfenster. Wohl haben die Aluboxen das Schlimmste verhindert und das Badetuch hing direkt neben dem Fenster und nahm einiges an Wasser auf. Der Rest saugte die Matratze auf, aber durch das schöne Wetter dauert es nur knapp eine Stunde, um wieder an der Sonne zu trocknen. Wir nehmen uns vor, das Dachfenster bei Abwesenheit nur auf auf die erste Stufe zu öffnen (diese kann auch bei Regen offen bleiben).

Trotz der nassen Überraschung hat uns die Wanderung zur Burg gut gefallen, besonders der Rückweg ist schön und die Aussicht von der Burg auf das Tal und den Fluss Una lässt sich sehen. Schade haben wir keinen Weg in die Burg hinein gefunden, aber möglicherweise gibt es ja einen verstecken Zugang.

Štrbački buk

Der Una Nationalpark besitzt zwei bekannte Wasserfälle. Der grosse Wasserfall im Norden des Parks “ Štrbački buk“ und der kleinere „Milančev Buk“ im Süden bei Martin Brod. Beide stehen auf unserer ToDo-Liste und so fangen wir mit dem grossen Wasserfall an. Der Eintritt zum Wasserfall kostet 6 KM (3 Euro)/Person und wird bei der Anfahrt einkassiert. Vor dem Wasserfall gibt es genügend Parkplätze, zwei Restaurants und diverse kleine Stände mit Früchten, Glace usw. Wir kaufen uns je einen Becher voller Früchte und setzen uns zu einem der vielen Picknickplätze am Wasser. Der Fruchtbecher ist eher teuer (6 KM) im Vergleich, was ein Kilo an Früchten kostet (oft um die 5 KM). Wir haben aber nicht das Gefühl, dass wir einen Touri-Preis bezahlt haben, sondern dass dies der reguläre Preis ist.

Der Weg zum Wasserfall ist gut präpariert und man kann alles über Holzstege erreichen. Dazwischen findet sich noch eine alte Mühle, welche früher dort in Betrieb war. Es gibt immer wieder Plätze, um sich vor dem Wasserfall ablichten zu lassen und das wird von den Locals rege genutzt. Es bilden sich sogar an mehreren „Photopoints“ eine Schlange. Als wir dran waren, war es kein Problem, jemanden zu finden, um ein Foto von uns zu machen. So gab es gleich ein kleines Shooting, wobei zuerst die Frau ein paar Bilder schoss und danach der Mann nochmals aus einer anderen Perspektive sein Können zeigte.

Martin Brod – Milančev Buk

Bei Martin Brod soll es einen Camping geben, welcher 5 Euro/Person kostet und von den Mitarbeiter:innen jeweils am Abend oder Morgen eingesammelt wird. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet, wollen es aber versuchen und dort 1-2 Tabe bleiben. Tatsächlich ist ein eine Kombination aus Picknickplatz und Camping. Es gibt eine warme Dusche, Toiletten und ein Abwaschbecken so wie Strom beim WC-Häuschen. Strom ist aktuell zwar keiner vorhanden, sowenig wie eine Internetverbindung, denn der Sturm, der uns auf der Wanderung überrascht hat, hat grössere Schäden angerichtet.

Wir stellen uns direkt an die Una, welche aktuell um die 7°C ist und schauen den Leuten beim Fliegenfischen zu. Und ja, wir haben beide mehr als einmal einen kurzen Schwumm in der Una genommen.

Um die Wasserfälle zu betrachten (2 KM/Person), starten wir eine dreistündige Wanderung beim Camping. Die Wasserfälle erreichen wir nach wenigen Minuten, danach folgen wir dem Weg „Marthas Walk“. Wir wandern etwas weiter den Berg hoch, überqueren die alte Eisenbahnbrücke, erkunden den alten Eisenbahntunnel, beobachten eine Wasserschlange und machen einen Abstecher zum verlassenen Bahnhof bei Martin Brod.

Flüchtlinge in Bihać

Als wir auf der Suche nach Informationen zu Bihać waren, kamen als erstes lauter Artikel zum Thema Flüchtlinge in Bosnien und Herzegowina. In Bihać selber haben wir dann diverse Flüchtlinge in der Stadt oder der Umgebung gesehen. Die Zustände im Camp sollen laut diversen Berichten katastrophal sein und wir wollten uns ein wenig mehr mit dem Thema beschäftigen und hörten dazu ein paar Podcasts. In Bihać wurden Flüchtlingcamps auf Müllhalden errichtet und an der kroatischen Grenze werden Flüchtende von Grenzbeamten geschlagen und bestohlen… Einen Podcasts möchte ich hier für alle empfehlen zum hören und sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen: Dickes Brett #13 Lage der Flüchtenden in Bosnien-Herzegowina mit Krsto Lazarević

Übernachtungsorte: 30.-31.07 Kulen Vakuf, Auto Kamp Lav / 1.8.-2.8. Martin Brod, Camping Una Nationalpark

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