Slowenien, Nationalpark Triglav

Datum: 30. Juni – 05. Juli 2021

„Erst wenn man den Triglav bestiegen hat, ist man ein richtiger Slowene“

… dieser Satz steht so in unserem Reiseführer. Wir sind gerade auf dem Weg zum Grenzübergang zwischen Österreich und Slowenien. Wir sind noch nicht mal in Slowenien im Nationalpark angelangt, aber für Flo ist klar, er will unbedingt auf den Triglav wandern. Ich durchforste das Internet nach verschiedenen Wanderwegen und werde fündig. Ich bin mir aber im unklaren, ob wir dies machen sollen. Klar, Flo hat sich nun längere Zeit intensiv mit Feldenkrais und Physiotherapie mit Gangabläufen und bewusstem Gehen auseinandergesetzt, um so (hoffentlich) auch bei Belastung nicht gleich Knieschmerzen zu haben. Aber nun gleich eine 6 Stunden Wanderung und am nächsten Tag nochmals. Ich bin unsicher, merke aber auch Flo’s Wunsch. Nun gut, ich werde mir die Zeit nehmen, dies nochmals genauer anzuschauen, aber zu erst einmal ankommen im Nationalpark Triglav in Slowenien.

Soča – fliessendes und eiskaltes Türkis

Die Quelle
Ein erster Stopp ist die Quelle der Soča. Wir parkieren in der Nähe der Hütte „Koča pri Izviru Soče“. Von dort sind es nur etwa 15 Minuten Gehzeit bis zur Quelle, wobei der Schluss mit Keilen und Stahlseilen zu bewältigen ist. In der dunklen Felsspalte schimmert türkis das Wasser und bildet so den Ursprung der Soča.

Gemäss der Legende kam ein böser Wasserdämon nach Trenta und setzte alle Dörfer unter Wasser. Gott Triglav, Gott Jalovec und Gott Mangart lebten in diesem Gebiet und beschlossen ihn einzusperren und in der Höhle festzubinden. Sein Mund liessen sie soweit offen, damit das Tal bewässert werden konnte. Wenn der böse Wasserdämon seine Strafe abgebüsst hat, werden die Götter ihn befreien und die Soča versiegen.

Soca Trail / Etappe 24 des Alpe Adria Trail
Ich möchte mich intensiver mit dem umschwärmten Fluss Soča auseinandersetzen und deshalb einen Teil ihres Weges zu Fuss und mit Zeit anhand der Etappe 24 des Alpe Adria Trail’s, erkunden. Der Alpe Adria Teil ist eine 750 km lange Wanderung unterteilt in 43 Etappen. Er startet in Österreich beim uns jetzt bekannten Grossglockner und endet in Muggia an der Adriaküste in Italien. Die Etappe 24 ist 21 Kilometer lang und dauert etwa 6.5 Stunden.

Aufgrund der Wetterlage (am Nachmittag ist jeweils Regen angesagt) entscheiden wir uns, die Etappe auf zwei Tage aufzuteilen. Wir haben uns im Kamp Korita im Dorf Soča einquartiert, welches jeweils unseren Startpunkt darstellt. Am Tag 1 nehmen wir den Bus bis zum Kamp Triglav in Trenta und wandern bis zu unserem Platz (Kosten Busfahrt ca. 1.80 Euro, fährt zur jetzigen Jahreszeit fünf mal am Tag, Gehzeit ca. 2.5h). Am Tag 2 startet unsere Wanderung bei unserem Standort, führt uns bis in die Ortschaft Bovec und von dort mit dem Bus zurück nach Soča (Kosten Busfahrt ca. 2.50 Euro, Gehzeit ca. 4h).

Während dem Verlauf der Wanderung verändert sich die Farbe der Soča zu einer immer intensiveren Farbe. Der Flusslauf wechselt fortlaufend: ruhig, wild, schmal, breit, usw. Die Farbe lockt für ein Bad, aber mehr als die Füsse und die Hände netzen wir nicht. Die Wassertemperatur der Soča beträgt circa 10 Grad.

Die Wanderung entlang der Soča ist sehr schön. Über kleine und wurzelüberwachsene Wege können wir fasziniert die verschiedenen Farben und besonders das leuchtende Türkis bewundern. Immer wieder bieten sich neue Perspektiven und sich verändernde Landschaftsbilder. Mal geht der Weg links, mal rechts entlang der Soča. Begleitet werden die Wechsel von vielen Hängebrücken.

Übernachtung im Soča-Tal

Ursprünglich dachten wir, ein Camping in Bovec zu wählen. Doch als wir dort ankamen, waren wir irgendwie nicht so wohl beziehungsweise gefielen uns die Campings rund um den Ort Soča mitten im Park irgendwie besser. Wir rufen bei einem Camping an und fragen, ob sie noch Platz haben. Als wir dort ankamen, waren wir erstaunt, denn das ist gar nicht der Camping, den wir gemeint haben. Dies macht aber nichts, denn das Kamp Korita ist klein, gefällt uns gut und die Mitarbeitenden scheinen all die Wanderwege und die aktuellen Verhältnisse sehr gut zu kennen.

Durch die kleine Grösse des Campings kommen wir schnell in Kontakt mit den anderen Personen. Unter anderem auch mit einem Päärchen von Deutschland, welches bereits vier Monate mit dem Auto unterwegs ist. Durch die beiden wird unser Interesse am „Kleinen“ in der Natur geweckt. So hören wir fasziniert zu, zum Beispiel über die Lebewesen Glühwürmchen, über die Laute einer speziellen Eule in dieser Gegend und wie die beiden für einen kurzen Wegabschnitt 5 Stunden haben können, aufgrund all ihrer Entdeckungen. Weiter erzählen sie uns von ihren Erlebnissen in der Schweiz, wie zum Beispiel von den Aufenthalten bei den Walliser Winzern mit Vormittagsweindegustation, die Verwirrtheit über das Wort Sackmesser und den Raclettegenuss. Vielen Dank für die schöne Begegnung und eine gute Weiterreise euch beiden.

Übernachtung Umgebung Kobarid

Unser Weg geht weiter, aus dem Nationalpark raus. Schon während dem Aufenthalt in Soča setzen wir uns nochmals mit der Wanderung auf den Triglav und möglichen Alternativen auseinander. Und wir finden eine mögliche Alternative: Die Wanderung auf den Krn (welcher sich wiederum im Nationalpark befindet). Mit etwas Bedenkzeit überzeugt dies auch Flo. Schon im Kamp Korita erhielten wir die Info, dass die ursprünglich angedachte Wanderung auf den Krn von Lepena aus nicht umsetzbar ist. Auf dem oberen Wegabschnitt liegt nach wie vor viel Schnee und deshalb ist entsprechendes Equipment notwendig. Jedoch soll von Kobarid aus eine weitere Wanderroute auf den Krn führen. Um die Route zu planen, gehen wir nach Kobarid und informieren uns beim Ehepaar beim Kamp Rut. Auf dem Kamp Rut sind wir zu erst die einzigen Gäste, was wir uns nicht erklären können: Herzlicher Empfang, viel Platz und günstiger Preis. Etwas später folgen noch drei weitere Busse.

Heute spielt die Schweiz gegen Spanien und wir schauen den Match bei der Rezeption. Selbst das Mitfiebern der Gastgebenden hilft nicht und so scheidet die Schweiz beim Elfmeterschiessen gegen Spanien aus der EM aus.

Wanderung auf den Krn

Der Berg Krn ist einer der südlichsten Berge der julischen Alpen und hat eine Höhe von 2244 müM. Im ersten Weltkrieg verlief hier die Frontlinie zwischen Italien und Österreich. Der Gebirgskrieg kostete nicht nur tausenden von Soldaten das Leben, sondern den Krm Teile seines Gipfels. Durch das Atelleriefeuer misst er heute einige Meter weniger als vor dem Krieg.

Anreise
Wir starten die Wanderung von der Alm Kuhinja etwas oberhalb des Dorfes Krn. Die Strasse dort hin wird mit jedem Stück schmaler und teilweise ist sie auch sehr steil. Ich bin es nun schon mehr gewohnt mit dem Mitsu solche Strecken zu fahren, trotzdem bin ich froh, dass es kaum Verkehr hat und mir so das Kreuzen erspart bleibt. Oben angekommen hat es genügend Parkplätze. Unser Parkplatz ist abfallend, weshalb wir sicherheitshalber Steine unter die Pneus legen, da wir über Nacht auf dem Berg bleiben.

Wanderung
Die Sonne strahlt, der Weg ist steil und sonnenexponiert. Innert kürzester Zeit sind unsere T-Shirts nass, obwohl wir erst am Start sind. Und es bleibt steil. Schritt für Schritt bringen unsere Beine uns hoch. Der Weg ist nicht schwierig, aber steil. Nach 3h15 erreichen wir die Schutzhütte „Gomiščko zavetišče“. Ja nicht absitzen, sondern gleich weiter, die letzten zehn Minuten noch ganz auf den Gipfel. Wow, vor uns eröffnet sich ein unglaublicher Panoramablick. Dieser Ausblick ist unglaublich und entschädigt jede einzelne Schweissperle.

Und dann, nur 1h später ist der Krn in Wolken unhüllt und bleibt so. Dies ist üblich und wussten wir. Wir sind froh, waren wir noch rechtzeitig oben, denn auch heute starteten wir später als geplant (um 9:30 statt um 08:30 Uhr).

Es ist circa 14 Uhr, alles um uns grau. Wir haben beschlossen auf dem Krn in der Schutzhütte zu übernachten, um die Knie zu schonen und so hoffentlich trotz steilem Abstieg ohne Schmerzen für Flo wieder unten anzukommen. Was machen wir nun den ganzen Nachmittag und Abend? Die beiden jungen Verantwortlichen der Schutzhütte sind für sich zurückgezogen, ansonsten ist niemand da. Bücher haben wir keine mitgenommen, aber zum Glück Karten. So spielen wir bis zum Nachtessen Karten. Irgendwann realisieren wir, dass das Wetter morgen früher umschlägt als angenommen. Es soll nun schon frühmorgens statt mittags aus Strömen regnen. Wir fragen bei einer der Hüttenverantwortlichen nach. Zu unserem Erstaunen ist sie uns keine Hilfe, meint nur, dass sie das Wetter noch nicht nachgeschaut hat. Unwohl, unentschlossen und in Kälte umhüllt müssen wir eine vernünftige Entscheidung fällen. Wenn wir jetzt losgehen, werden wir in die Dunkelheit kommen. Draussen ist es windig und neblig. Nein, wir bleiben, im schlimmsten Fall bleiben wir einfach nochmals eine Nacht. Wir hätten zwar zu wenig Bargeld dabei, aber da würde sich schon eine Lösung finden. Für mich war dieser Entscheidungsprozess anstrengend, ich glaube besonders, weil wir keine wirkliche Hilfe von den beiden der Hütten erhielten. Aber eigentlich hätten sie uns die Entscheidung auch bei genaueren Kenntnissen des Wetters nicht abnehmen können. Kaum haben wir entschieden, bin ich wieder entspannt. Und siehe da, der Nebel und die Wolken öffnen sich. Wir schnappen unsere Kameras und rennen erneut auf den Gipfel. Wow.

Die Abendstimmung scheint auch die Zeit der beiden Hüttenverantwortlichen zu sein. Plötzlich sind sie gesprächiger und wir erfahren, dass sie dies als Studentenjob machen. Die Musik der Mundharmonika, gespielt von einem der beiden, begleitet den Übergang vom Abend zur Nacht.

Am Morgen starten wir diesmal pünktlich um 07:00 Uhr. Es ist grau, aber windstill und nur mit Nieselregen. Also los. Wir gehen auf dem gleichen Weg zurück. Diesen kennen wir und macht Sinn bei dieser unsicheren Wetterlage. Ansonsten könnte man die Wanderung als Rundwanderung über den Sattel zwischen Krn und Batognica, vorbei am See Lužnica, zurück zur Alm Kuhinja machen. Das Wetter hält. Wir erreichen den Mitsu fast trocken und Flo hat keine Knieschmerzen.

Der Panoramablick vom Krn aus ist unglaublich schön. Die Wanderung würden wir nach Möglichkeit als Rundwanderung machen. Die Wanderung kann an einem Tag gemacht werden (der zweite Teil soll circa 4.5h gehen). Wichtig ist, am Vormittag/Mittag auf dem Krn zu sein, da sich dieser dann in Wolken hüllt. Die Räumlichkeiten der Krn-Schutzhütte waren bei unserem Aufenthalt kahl, lieblos und dunkel, aber durch die Übernachtung konnten wir die unglaubliche Abendstimmung geniessen.

Ja, das Thema Wäsche und Regen

Wir quartieren uns im Kamp Gabrje bei Tolmin ein, natürlich mit Sicht auf die Soča. Als wir das Wasser vor uns sehen, wird uns klar, wir können diese Region nicht verlassen ohne kurz in der Soča gebadet zu haben. Und so tauchen wir doch noch einige Minuten ganz ins kühle Wasser ab.

Die Zeit im Nationalpark war sehr schön. Die Landschaft ist unglaublich schön und es gibt x-Wandermöglichkeiten. Unter anderem das Panorama über die julischen Alpen und das Türkis der Soča nehmen wir als schöne und unvergessliche Erinnerung mit. Es ist Zeit, Eindrücke zu verarbeiten, Fotos durchzugehen, Blogeinträge zu schreiben, Filmchen zu schneiden und natürlich zu waschen. Die Sonne strahlt, gegen Abend ist Gewitter angesagt. Ja, wir kennen es schon: Die Wäsche noch nicht ganz trocken, ein Regenguss, der unser Plätzchen in einen kleinen See umwandelt, alle Wäsche kreuz und quer in der Fahrerkabine, der nächste Tag, heiss, sonnig und trocken. Mmm mal schauen, ob wir irgendwann lernen, das Gewittertage nicht die optimale Waschtage sind.

Übernachtungsorte: 30.06.-01.07. Soca, Kamp Korita / 02.07. Kobarid, Kamp Rut / 03.07. Schutzhütte Kern, „Gomiščko zavetišče“ / 04.-05.07. Tolmin, Kamp Gabrje

Ein Gedanke zu „Slowenien, Nationalpark Triglav

  • 31. Juli 2021 um 22:49 Uhr
    Permalink

    Danke für den Bericht und die Gedankenreise – ich liebe das Soca-Valley und outdoor-paradies Slowenien! (PW: unterwegs) LG und noch eine schöne Tour! Kai

    Antwort

Schreibe einen Kommentar zu Kai Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert