Datum: 26. – 29. Juni 2021
Grossglockner Hochalpenstrasse
Das Wetter soll gut werden, wir stehen bei Zeiten auf und machen uns bereit für die Fahrt über die Grossglocker Hochalpenstrasse. Wir wissen zwar, was wir alles machen müssen, bevor wir los fahren, die Schnellsten dabei sind wir trotzdem nicht. So starten wir erneut etwas später als geplant. Auf dem Weg zur Hochalpenstrasse kommt mir in den Sinn, dass wir die Heringe der Markise auf dem Camping liegen gelassen haben. Wer kein Hirn hat, hat Räder :). So holen wir die vergessenen Heringe und machen uns ein zweites Mal auf zur Passfahrt und somit zur höchsten befestigten Strasse in Österreich. Die Maut beträgt happige 37.5 Euro. Zum Glück wussten wir dies bereits und waren darauf gefasst. Andere Pässe kosten in Österreich zwischen 10 bis 20 Euro und sind somit deutlich günstiger. Wir hatten noch ein bis zwei weitere Pässe auf unserer Liste, haben diese aber nach dem Erlebnis mit dem Gerlospass gestrichen, da diese auch eher kurz wären. Im Vergleich: Gerlospass 10km – Grossglockner 47km.
Erstes Ziel ist die Edelweissspitze, der höchste Punkt auf der Glocknerstrasse. Die letzten 2 km hoch zur Spitze bilden eine schmale Strasse mit wenig Möglichkeiten, dem Gegenverkehr auszuweichen. Wir haben Glück und es hat kaum Verkehr zu diesem Zeitpunkt. So können wir die Fahrt hoch zur Spitze in vollen Zügen geniessen. Bei jeder Spitzkehre bin ich verblüfft, was für einen guten Einschlagwinkel der L300 hat. Oben angekommen lädt eine schöne Aussicht zum Verweilen ein. Einziger Nachteil: Der kleine Parkplatz ist gefüllt mit Sportautos, Motorrädern und Fahrrädern. Dementsprechend ist auch der Lärmpegel und wir entscheiden uns, weiter zu fahren.
Als nächstes Ziel steht die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf der Liste. Benannt nach Franz Joseph I., welcher zusammen mit der Prinzessin Sissi diesen Ort besuchte. Um auf die Höhe zu gelangen, wechselt man vom Bundesland Salzburg zum Bundesland Kärnten.
Die KFJ-Höhe ist ein touristischer Hotspot. Es wurde ein vier- oder fünfstöckiges Parkhaus gebaut, um allen Besuchern einen Parkplatz zu bieten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie das aussieht, wenn alle Parkplätze besetzt sind. Heute ist es ruhig und angenehm. Der Ausblick bei der KFJ-Höhe ist eindrücklich und öffnet einem den Blick auf die Pasterze, den längsten Gletscher in Österreich, und bei wenig Wolken ist der Grossglockner, der höchste Berg in Österreich, zu sehen. Wow, was für eine Aussicht! Auch wenn wir uns etwas gedulden müssen, können wir einen kurzen Blick auf den Grossglockner erhaschen, bevor er sich schnell wieder in Wolken hüllt.
Beim Betrachten der Bilder des Gletschers im Jahr 1921 kommt man ins Nachdenken. Der Gletschers ist aktuell etwas mehr als 8 km lang. 1924 betrug die Länge des Gletschers noch 10.3 km. Irgendwie ist es auch paradox, dass jedes Jahr über 270’000 motorisierte Fahrzeuge an diesen Ort fahren und dann erstaunt sind, dass der Gletscher immer kleiner wird – wir sind davon nicht ausgenommen.
Apropos motorisierter Verkehr: Die wahren Helden waren für mich die ganzen Fahrradfahrer (ohne E-Bike), welche sich den Weg hoch über die Strasse „geplagt“ haben.
Übernachtungen
Im Bundesland Kärnten ist es schwieriger, um abseits der Campingplätze geeignete Übernachtungsorte zu finden. Sarah verbringt immer wieder viel Zeit damit, uns etwas Schönes heraus zu suchen. Öfters steuern wir verlassene Skigebiete an, welche im Sommer höchstens von ein paar Wandern besucht werden und meist sehr grosse Parkplätze besitzen, welche in Privatbesitz der Bahnen sind. Dort scheinen wir niemanden zu stören. Erstaunlicherweise treffen wir an diesen Orten keine anderen „Wildcamper“. Manchmal muss 5 Euro / Tag bezahlt werden, aber meist sind die Parkplätze kostenlos und die Sanitäranlagen geöffnet. Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir bei einem Restaurant nachfragen, ob wir bei ihnen auf dem Parkplatz schlafen dürfen.
Auch während dem EM-Spiel zwischen Frankreich und der Schweiz verbringen wir die Nacht auf auf einem Parkplatz eines Skigebiets und schauen den Match mit knappem Empfang beim Dachfenster in unserem Bus. Perfekt zwischen Fliegengitter und Verdunklungsrollo eingeklemmt 🙂
Waschen
Abseits der grösseren Orte und wiedereinmal auf einem Parkplatz eines Skigebietes müssen auch wir unsere Wäsche waschen. Bis jetzt hatten wir Glück und konnten unsere Wäsche auf dem Camping in der Waschmaschine waschen. Einen Waschsalon haben wir auf die Schnelle nicht gefunden und so heisst es für uns: Schruppen, schruppen und nochmals schruppen. Das Wetter scheint gut zu sein und wir waschen gleich alles, was wir waschen müssen.
Obwohl die Sonne hoch am Himmel steht, reicht es nicht mehr, um alles zu trocknen. Die Wäscheleine haben wir zwischen dem Bus und einem Baum aufgespannt und wollen dies über Nacht nicht so lassen. Sarah räumt all unsere Wäsche vorne in die Fahrerkabine, belegt jeden Zentimeter mit sauber gewaschener Wäsche, spannt Schnüre von der Fahrer- zur Beifahrerseite und legt kurze Hosen auf das Lenkrad. Leider haben wir vergessen, dass der Bus noch schief steht und so fahre ich mit Wäsche rund um den Kopf noch ein paar Meter, bis wir gerade stehen.
Klettern in Kärnten
Klettergebiet Jungfernsprung
Auf der Suche nach einem geeigneten Klettergebiet, entdecke ich einen Klettergarten, welcher direkt am Wasser liegt und wo man zum Sichern auf fest gezurrten Flossen steht. Wir haben Glück, denn die Routen entsprechen unseren Fähigkeiten und die Lage ist wirklich aussergewöhnlich schön.
Der Fels ist extrem griffig und selbst Routen mit der Stufe 6a kann ich bei diesem Fels in Angriff nehmen. Auch Sarah fühlt sich hier wohl und klettert im Vorstieg eine 5c und im Nachstieg eine 6a. Wenn man eine Abkühlung oder Pause benötigt, springt man einfach ins herrliche und erfrischende Wasser des Millstätter Sees, lässt sich danach von der Sonne trocknen und klettert nochmals ein paar Routen. Wir sind begeistert!!!
Faaker See
Kärnten bietet eine reiche Auswahl an verschiedensten Seen. Wir fahren nach Villach, um wiederholt eine Shopping-Tour zu starten und eine neue Kamera für Sarah, Klettersachen und Campingmaterial zu besorgen. Der Faaker See liegt nicht weit von Villach und wir wollen unser Glück für einen kühlen Schwumm dort suchen. Sarah hat uns den „Siedlerstrand“ auf der Ostseite des See’s herausgesucht. Dort hat man einen freien Zugang zum See und kann am Abend den Sonnenuntergang geniessen. So verbringen wir dort den späteren Nachmittag und auch gleich den ganzen folgenden Tag an diesem schönen Plätzchen mit dem türkisfarbenen See.
Leider ist viel privatisiert rund um den Faaker See und so fällt die Auswahl, wo man baden darf, eher gering aus. Jede Strasse die nicht an den „Siedlerstrand“ führt ist mit Verbotstafeln und Hinweisschildern mit Androhung von Strafe versehen.
Wir sind darüber definitiv nicht erfreut und finden, dass Seezugänge grösstenteils öffentlich sein müssen. Noch mehr schockiert sind wir, als wir auf Wikipedia lesen, dass der Faaker See im Privatbesitz von zwei Familien ist. Umso wichtiger ist das Engagement von Personen, die sich für freie Seezugänge einsetzen. Wir orientierten uns für das Finden dieser Zugänge an folgender Karte: https://tsp.ktn.gv.at/DE/sitemap/Seenzugang/Seenlandkarte.
Tschüss Österreich
Mit der Zeit in Kärnten geht auch unsere Zeit in Österreich zu Ende. Wir blicken nochmals auf all das Erlebte zurück und staunen, was wir in so kurzer Zeit und ohne grossen Plan alles gesehen und erlebt haben. Wir haben einige Höhenmeter sowohl zu Fuss wie mit dem Mitsu zurückgelegt, verschiedenste Gewässer mit schönem Wasser genossen und stets freundliche Begegnungen erlebt. Zum Glück müssen wir uns von den Bergen noch nicht ganz verabschieden, denn Slowenien, unser nächstes Ziel, bietet weiterhin eine hüglige Landschaft mit vielen Bergen, Schluchten und Tälern.
Bereits auf dem Weg zur slowenischen Grenze stehen wir vor dem nächsten Pass 🙂
Übernachtungsorte: 26.06. Umgebung Obergottesfeld / 27.06. Umgebung Innerteuchen / 28.06. Umgebung Arnoldstein / 29.06. Umgebung Villach an der Gail
Toll -wir freuen uns schon über die nächsten Beiträge in Slowenien. Lars hört den Beiträgen auch schon gespannt zu 😉